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HAMBURG
Das große Geld erwirtschaften die Konzerne mit den Raffinerien
Von dpa-Korrespondent Eckart Gienke
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:40 Uhr

Die Rekordpreise an der Zapfsäule von über 1,70 Euro für einen Liter Superbenzin sind nicht allein durch die hohen Rohölpreise und den schwachen Euro zu erklären. Dazu Fragen und Antworten:

Zocken die Tankstellen die Autofahrer gnadenlos ab und verdienen sich eine goldene Nase?

Nein. An den Tankstellen hat sich nichts geändert. Tankstellen kaufen Benzin auf dem Großmarkt in Rotterdam, schlagen eine Handelsmarge darauf und verkaufen die Ware an den Endverbraucher. Nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes sind die Einkaufskosten für Benzin seit Ende November um 14,7 Cent je Liter gestiegen, die Benzinpreise für den Endkunden um 14,5 Cent.

Wo landet das Geld, wenn nicht bei den Tankstellen?

Bei den Raffinerien. Diese großen Fabriken verarbeiten Rohöl zu Benzin, Heizöl, Diesel, Kerosin und weiteren Produkten und verkaufen diese dann an Mineralölhändler und Tankstellen. Die Raffinerien haben mit Superbenzin Ende November leichte Verluste erwirtschaftet, Anfang März jedoch mehr als vier Cent Gewinn je Liter. Das erklärt vollständig den Preisanstieg an der Tankstelle über den höheren Rohölpreis hinaus.

Und wem gehören die Raffinerien?

Den Mineralölkonzernen. Die größte Raffinerie in Deutschland ist die MiRO in Karlsruhe, sie gehört ConocoPhillips (Jet), Esso, Ruhr Oel und Shell. Dann folgt die Ruhr-Oel-Raffinerie in Gelsenkirchen, das sind BP und das russische Unternehmen Rosneft. An dritter Stelle steht die Total-Raffinerie in Leuna. Das sind ja die gleichen Ölkonzerne, die auch viele Tankstellen betreiben.

Dann verdienen die Raffinerien jetzt richtig viel Geld?

In Mitteleuropa eher nicht. Die europäische Raffinerielandschaft ist geprägt von Überkapazitäten vor allem beim Benzin, weil der Verbrauch von Jahr zu Jahr zurückgeht.

Was kann die Politik oder das Kartellamt für niedrigere Benzinpreise tun?

Wenig. Diverse Vorschläge von der Entflechtung der Mineralölkonzerne bis zur Meldepflicht für Benzinpreise werden seit Jahren diskutiert. Umgesetzt worden ist davon nichts, weil es sich meistens bei näherer Betrachtung als unpraktikabel oder sogar preistreibend entpuppte. Das Kartellamt hat immerhin durchgesetzt, dass große Mineralölkonzerne kleine Tankstellenbetreiber bei der Belieferung mit Benzin nicht benachteiligen dürfen.

Wird Benzin dann unbegrenzt teurer?

In der Bukold-Studie heißt es: „Selbst bei optimalen Marktverhältnissen bleibt das ölpolitische Grundproblem ungelöst: Rohöl wird immer knapper und teurer. Jede Störung in der Ölversorgung wird starke Preisbewegungen auslösen, die durch Rohstoffspekulation zusätzlich angeheizt werden.“ Dies könne nur durch langfristig angelegte Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene bewältigt werden.

 
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