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Das gefrorene Lächeln
Die Würzburgerin Lorea Urquiaga über die exotische Sportart Synchronschwimmen
Das Gespräch führte Achim Muth
 |  aktualisiert: 16.12.2020 13:40 Uhr
Oft sieht man im Wolfgang-Adami-Bad in Würzburg zwischen Wassertretern und Schwimmern schlanke Beine aus dem Becken ragen: Lorea Urquiaga beim Training. Sie gehört zu Deutschlands Besten in einer Sportart, bei der die Musik aus Unterwasserlautsprechern kommt und die strassbesetzten Badeanzüge über 300 Euro kosten: Synchronschwimmen. Die 18-Jährige aus Veitshöchheim besucht die 12. Klasse des Friedrich-Koenig-Gymnasiums in Würzburg und erreichte mit der deutschen Gruppe bei der WM in Melbourne den 16. Platz.

Frage: Zehn Mädchen auf engstem Raum. Wie hoch ist der Zickenalarm unter Synchronschwimmerinnen?

Lorea Urquiaga: Nicht hoch, aber er ist vorhanden. Wie überall, wenn viele Mädels auf einem Haufen sind. Vor allem wenn manche aus Eitelkeit ihre Fingernägel nicht schneiden und es dann bei den Hebeübungen unter Wasser zu Kratzern kommt, kann es schon mal zickig werden.

Wie oft stehen Sie vorm Spiegel, um das wie festgefrorene Lächeln der Synchronschwimmerinnen zu trainieren?

Urquiaga: Ich sollte es früher trainieren, aber ich tat es nicht. Ich finde das Lächeln ja selbst furchtbar. Aber die Mimik ist ein wichtiger Bestandteil der Kür, und ein Lächeln sieht eben schöner aus als ein ernstes Gesicht.

Fühlen Sie sich mit Ihrem grazilen Tanz bei einer Schwimm-WM mit schroffen Wasserballern und athletischen Kraulern nicht fehl am Platz?

Urquiaga: Überhaupt nicht. Schwimmen und Tauchen ist unsere Basis. Aber oft mache ich die Erfahrung, dass unser Sport unter Athleten nicht wirklich anerkannt wird. Wir gehen zu den Wasserballern, den Springern, den Schwimmern und schauen bei ihren Wettkämpfen zu, nur zu uns kommt keiner. Das ist schade.

Ist das nicht frustrierend?

Urquiaga: Schon. Dabei ist Synchronschwimmen ein harter Sport, ich trainiere meist sieben Mal die Woche mindestens zweieinhalb Stunden. Wir machen Lauf- und Krafttraining, Ballett und Ausdauerschwimmen. Aber leider haftet uns halt so ein exotisches Image an.

Mit Platz 16 von 18 Gruppen hat sich Ihr Team im Vergleich zu Montreal um einen Rang verbessert, ist aber noch weit weg von einer Olympiateilnahme. Was machen die Russinnen besser?

Urquiaga: Alles. Die sind perfekt. Die Mädchen dort sind permanent zusammen im Training und können von dem Sport leben. Wir treffen uns alle paar Wochen im Olympiastützpunkt Heidelberg und müssen eigentlich noch Geld mitbringen.

 
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