Fast zwei Jahre lang war er der spielende Geschäftsführer bei Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe. Nach dieser Saison wird Daniel Sauer seine aktive Karriere beenden und die Geschicke seines Heimatvereins nur noch abseits des Handballfeldes lenken. Das gab der 32-Jährige wenige Tage vor dem Auftakt der Rückrunde am 1. Februar bekannt. „Die Entscheidung war schwer, denn ich habe noch viel Spaß am Sport“, sagt der linke Rückraumspieler. „Aber ich möchte mich in Zukunft voll auf meine Aufgaben als Geschäftsführer und Unternehmensberater konzentrieren. Die Doppelbelastung war zuletzt zu viel. Außerdem möchte ich mehr Zeit für meine Familie haben“, begründet der Vater einer Tochter seine Entscheidung.
Daniel Sauer blickt auf 25 Jahre als Handballer zurück. Sein erster Vereinswechsel führte ihn 2002 von Rimpar zum damaligen Zweitligisten HSC Bad Neustadt. Von 2004 bis 2012 stand er beim HBW Balingen-Weilstetten unter Vertrag, wo er zum Abwehrchef aufstieg. Für die Schwaben absolvierte er als Profi in der Ersten und Zweiten Liga insgesamt mehr als 250 Spiele.
Danach kehrte er nach Rimpar zurück und übernahm neben der Rolle als Führungsspieler auch das Amt des Geschäftsführers. Mit den Wölfen feierte er Ende der Saison 2012/13 die Meisterschaft in der Dritten Liga Ost und den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. „Neben dem Aufstieg und dem Klassenerhalt mit Balingen war das mein größter Erfolg“, sagt Sauer. Aktuell belegt seine Mannschaft mit Rang 16 einen Nichtabstiegsplatz.
Neben seiner Karriere als Handballprofi studierte Daniel Sauer Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten in Würzburg und Tübingen und begann eine Promotion, die er 2015 abschließen möchte. Außerdem gründete er im vergangenen Jahr mit einem Geschäftspartner ein Start-up-Unternehmen im Bereich Software/Unternehmensberatung.
Rückrunde als Abschiedstournee
Mit dem Rückrunden-Auftakt am kommenden Samstag gegen die HSG Nordhorn Lingen (19 Uhr, s. Oliver Arena) beginnt für Sauer damit seine Abschiedstournee. „Das fühlt sich schon komisch an nach einem Vierteljahrhundert“, gesteht er. Wenn er zurückdenkt an all die Jahre auf dem Handballparkett, dann ist ihm ein Sieg in besonderer Erinnerung geblieben: das 39:37 mit Balingen zu Hause gegen den deutschen Rekordmeister THW Kiel am Tag vor Weihnachten 2009 – ein „Jahrtausendwunder“, wie Sport1 den Coup bezeichnete. „Nikola Karabatic, der Kiel vor der Saison damals verlassen hatte, wettete mit einem meiner Teamkollegen per SMS um eine Flasche Champagner, dass das nicht sein kann – nachdem das Spiel schon rum war. So eine Sensation war unser Sieg damals. Den Schampus hat Karabatic übrigens bis heute nicht bezahlt.“
Die bitterste Niederlage in all den Jahren sei dann das Rückspiel beim THW gewesen: „Nach 40 Minuten lagen wir schon etwa 12:26 zurück“, erzählt Sauer. Nach 60 Minuten stand es dann 21:32. Heute kann er darüber lachen. Das fällt ihm angesichts der 28:29-Niederlage gegen Neuhausen, die er mit Rimpar am zweiten Weihnachtsfeiertag 2013 eine Sekunde vor Schluss kassierte, noch schwer: „In jüngerer Vergangenheit war das die schmerzlichste Pleite, und die sitzt immer noch tief.“
„Schmerzlich“ nennt auch Rimpars Trainer Jens Bürkle den anstehenden Verlust seines Schützlings, mit dem er in Balingen sieben Jahre in einer Mannschaft spielte. „Sportlich hält Daniel unsere Abwehr im Mittelblock zusammen und hat sich im Angriff trotz seines Alters noch einmal entwickelt und Verantwortung übernommen. Auch menschlich geht uns ein Anführer verloren, der mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem stets vorbildlichen Einsatz sehr wichtig für das Team ist.“ Doch so sehr er Sauers Entscheidung bedauere, er könne sie auch nachvollziehen, sagt Bürkle: „Daniels Aufgabenfeld ist sehr breit geworden. Um Dinge richtig gut zu machen, muss man sich irgendwann fokussieren. Das tut er mit diesem Schritt.“
Dass er ihn bei seinem Heimatklub in Rimpar geht, damit schließt sich ein Kreis. „Es war immer geplant, dass ich meine Karriere dort beende“, sagt Sauer. „Ich wollte meinem Verein etwas zurückgeben.“ Was er mitnimmt aus seiner aktiven Zeit, sind „viele Freundschaften“ und die Vision, Bundesliga-Handball dauerhaft in der Region zu etablieren. Bald eben nur noch als Geschäftsführer.