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Damit der Stress nicht stressig wird
Würzburg Stress hat zwei Seiten. Kurzfristig wirkt er aktivierend und leistungssteigernd. Dauerstress dagegen macht krank und führt zu körperlichen und seelischen Belastungen. Der Würzburger Psychologe Dr. Peter Weyers erläutert Stress-Symptome und verrät, wie man Strategien zur Stressbewältigung entwickelt.
Stress macht krank - beugen       -  Stress macht krank - beugen Sie vor!
Foto: FOTO DPA | Stress macht krank - beugen Sie vor!
Von unserem Redaktionsmitglied Christine Jeske
 |  aktualisiert: 16.12.2020 14:07 Uhr
Jeder Mensch erlebt Stress anders und reagiert auch anders. Generell gesehen kann man Stress neben den bekannten schädlichen Wirkungen auch Positives abgewinnen: "Es werden Energien freigesetzt, die uns helfen, eine bestimmte Situation zu bewältigen", sagt Dr. Peter Weyers vom Lehrstuhl für Psychologe an der Universität Würzburg. Bei Prüfungen wirkt Stress leistungssteigernd, bei sportlichen Wettkämpfen bringt er den Körper dazu, auf Höchsttouren zu laufen, bei Gefahr schüttet er das Stresshormon Adrenalin aus, was blitzschnelles Reagieren ermöglicht oder ungeahnte Kräfte freisetzt. Die guten Seiten von Stress gelten aber nur in kurzfristigen Situationen. Auf Dauer gesehen ist Stress für Körper und Seele schädlich.

Ein entscheidender Punkt dabei ist, "sich bewusst zu werden, in welcher Stress-Situation man sich befindet", erläutert Dr. Weyers. Belastungen durch Straßenlärm beispielsweise sind meist nicht so einfach aus der Welt zu schaffen. Bei Zeitmangel kann man sich überlegen, ob eine bessere Organisation nicht Abhilfe schaffen könnte. Mobbing kann man ebenfalls nur schwer ausweichen. "Allgemein gilt, adäquate Strategien zu entwickeln, diese Situation zu meistern." Denn: Dauerbelastung durch Lärm kann zu Erkrankungen führen; ebenso psychischer Stress am Arbeitsplatz oder in der Familie. Die Folgen können Herz-Kreislauf- sowie Magen-Darm-Erkrankungen sein, ein angeschlagenes Immunsystem, der Ausbruch von Herpes, ständige Nervosität oder Niedergeschlagenheit. Von einem rät Dr. Weyers ab: "Medikamente machen keinen Sinn, sie bringen die Psyche durcheinander und unterbinden oft den gesunden Schlaf." Das gilt auch für verstärkten Alkoholgenuss, um sich wieder zur Ruhe zu bringen. Bessere Methoden sind:

· In akuten Stress-Situationen eine Pause einlegen, sich sammeln, spazieren gehen. So wird der Kopf wieder klarer und man kann sich Maßnahmen und Handlungsmöglichkeiten überlegen. Ist die Situation für mich belastend oder nicht? Wie sehe ich mich in dieser Situation? Wie gehe ich damit um? Welche Strategien stehen mir zur Verfügung?

· Eine gute Strategie ist nach Angaben von Psychologe Weyers, nicht nur alleine zu überlegen, was zu tun ist, sondern sich Hilfe zu suchen und mit anderen darüber zu reden. Mehrere Sichtweisen zeigen meist ein klareres Bild von der Situation. Oft braucht man nur einen Anstoß, um zum Beispiel einen anderen Weg einzuschlagen (mehr Bewegung), um ungünstige Gewohnheiten (unmittelbar aus der Haut fahren) zu ändern oder um den Mut aufzubringen, Probleme anzusprechen anstatt ständig darüber zu schweigen.

· Große Wirkungen zeigen Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder die Progressive Muskelrelaxation. Sie bringen einen in Belastungssituationen wieder auf ein normales Niveau. Entspannungstechniken helfen nach Angaben von Weyers jedoch nur, wenn sie regelmäßig angewendet werden.

· Viele Krankenkassen bieten im Rahmen der Gesundheitsprävention Stressbewältigungs-Programme an. Die Intention dabei: Besser vorher helfen als seelische und körperliche Schäden beheben!

· Bei körperlichen Symptomen wie Muskel- oder Kopfschmerzen, Grippe-ähnlichen Beschwerden, Darmreizungen, Herzrasen oder Kreislaufbeschwerden ist ein Arztbesuch unerlässlich, um organische Ursachen auszuschließen. Auch bei Vergesslichkeit oder Konzentrationsschwäche gibt es verschiedene Ursachen, die einer Diagnose bedürfen.

· Wirkt Stress mehr auf das Gemüt, fühlt man sich ausgebrannt, niedergeschlagen, ständig müde oder einfach hilflos. Dann kann der Gang zum Psychologen durchaus sinnvoll sein. "Es gibt immer Probleme, bei denen man selber nicht weiter kommt", sagt Dr. Weyers, "warum soll man die Angebote von Beratungsstellen nicht nutzen?"

 
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