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GOSSMANNSDORF
Damit der Stau nicht ausbleibt
Schwere Technik: Aus den 50er Jahren stammen die riesigen Zahnräder noch, die die stählernen Wehrwalzen an der Staustufe Goßmannsdorf über Ketten heben und senken. Frank Wittmann vom Bauhof des Wasser- und Schifffahrtsamts in Heidingsfeld betreut die Elektroarbeiten.
| Schwere Technik: Aus den 50er Jahren stammen die riesigen Zahnräder noch, die die stählernen Wehrwalzen an der Staustufe Goßmannsdorf über Ketten heben und senken.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Meissner
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:51 Uhr

Während am Wehr der Staustufe Goßmannsdorf das letzte Element für den Notverschluss eingepasst wird, laufen im Motorenraum über dem Fluss die letzten Vorbereitungen für den Probelauf des neuen Antriebs. Bereits seit dem Frühjahr werden die Motoren und Antriebselemente für die großen Stahlwalzen, die das Wehr versperren, ausgetauscht. Am mittleren der drei Wehrfelder ist das besonders knifflig.

Die Staustufe ist seit mehr als 60 Jahren im Betrieb. In den vergangenen Jahren waren bereits der Schleusenkanal und schweren Stahltore überarbeitet und erneuert worden. Durch Schiffsanstöße kommt es hier immer wieder zu Schäden. Die schwere Technik, die die Wehrwalzen über riesige Ketten hebt und senkt, und so für einen geregelten Wasserstand in der Wasserstraße sorgt, funktioniert hingegen noch immer nahezu so wie bei der Inbetriebnahme 1952 – und das nahezu störungsfrei.

Im Lauf der nächsten Jahre sollen die Stauanlagen nun von Grund auf erneuert werden, sagt Martina Michel. Die Ingenieurin leitet die Marktbreiter Betriebsstelle des Wasser- und Schifffahrtsamts und ist damit für den Betrieb der fünf Staustufen zwischen Marktbreit und Erlabrunn verantwortlich.

Eine Bauwerksprüfung war der Runderneuerung vorausgegangen. Anhand der Schäden und Mängel wurde eine Prioritätenliste erarbeitet. Danach müsste die Staustufe in Erlabrunn am vordringlichsten saniert werden. Sie stammt aus dem Jahr 1935. Für die Wehrwalzen wurden damals vernietete Stahlbleche von minderer Qualität verwendet.

Blitz eingeschlagen

Die Staustufe Goßmannsdorf wurde vorgezogen, weil dort vor zwei Jahren ein Blitz eingeschlagen und die Steuerung beschädigt hatte, berichtet Martina Michel. Seitdem kam es wiederholt zu Störungen – ein Schaden vor allem für das angrenzende Wasserkraftwerk, dessen Leistung von der Differenz zwischen den Wasserständen ober- und unterhalb der Staustufe abhängt. Im Frühjahr war bereits mit der Revision des äußeren Wehrfelds begonnen worden. Das Hochwasser im Frühsommer hatte Martina Michel nicht eingeplant. Rund einen Monat lang waren die Arbeiten dadurch zurück geworfen worden.

Auch am mittleren Wehrfeld wurde zunächst ein Notverschluss aus Stahlplatten im Oberwasser eingebaut. Die Wehrwalze konnte anschließend nach oben gefahren und verriegelt werden, um ungestört die Motoren und Antriebssteuerungen ersetzen zu können. Jetzt musste auch im Unterwasser ein Notverschluss errichtet werden, um die erforderliche Justierung trocken legen zu können.

14 Tage werden dafür wohl erforderlich sein, bevor das dritte Wehrfeld neben der Schleuse einen neuen Antrieb bekommt. Während die beiden äußeren Wehrfelder mit einem einfacheren Mechanismus versehen sind, dient das mittlere Wehrfeld zur Feinregulierung des Wasserstaus. Deshalb sind die Einstellarbeiten dort besonders aufwändig.

Mit dem Steuern der Wehre im Dauerbetrieb hat die Betriebsstelle des Wasser- und Schifffahrtsamts später nicht mehr zu tun. Das geschieht in einer Fernsteuerzentrale des Kraftwerkbetreibers E.ON in Langenprozelten.

Arbeiten dauern bis November

Bis im November die hochwassergefährdete Jahreszeit beginnt, sollen die Arbeiten auch am letzten Wehrfeld abgeschlossen sein. Auf 750 000 Euro beziffert Martina Michel die Kosten der Revision. Irgendwann werden die alten Wehrwalzen ersetzt, doch das kann noch Jahre dauern.

Staustufe Goßmannsdorf

Mit dem Bau der Staustufen entlang des bayerischen Mains wurde bereits in den 20-er Jahren begonnen. Die älteste Schleuse in Viereth ging 1924 in Betrieb. Durch den Zweiten Weltkrieg kam der weitere Ausbau zum Erliegen.

Die Schleuse in Goßmannsdorf wurde 1951 in Betrieb genommen. Sie besteht aus zwei Teilkammern und ist 300 Meter lang. Ein Jahr nach der Staustufe wurde auch das Stauwehr mit seinen drei Wehrfeldern (Breite zwischen 25 und 30 Meter) fertig.

Die Fallhöhe zwischen Ober- und Unterwasser beträgt in der Regel 3,40 Meter. Die beiden Kaplan-Turbinen des Kraftwerks können je bis zu 100 Kubikmeter Wasser in der Sekunde aufnehmen und erzeugen eine elektrische Leistung von maximal 2,15 Megawatt. Diese Abflussmenge erreicht der Main allerdings nur wenige Wochen im Jahr.

Klappe zu: Mit einem Notverschluss aus Stahlplatten wird das mittlere Wehrfeld an der Staustufe Goßmannsdorf verschlossen und trockengelegt, um die neue Walzensteuerung justieren zu können.
Foto: Gerhard Meissner | Klappe zu: Mit einem Notverschluss aus Stahlplatten wird das mittlere Wehrfeld an der Staustufe Goßmannsdorf verschlossen und trockengelegt, um die neue Walzensteuerung justieren zu können.
 
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