Schön, sie wieder mal zu sehen: Cornelia Froboess überzeugt als Putzfrau bei einem seltenen Ausflug ins Fernsehen an der Seite von Senta Berger in „Almuth und Rita“ (Freitag, ARD, 20.15 Uhr).
Cornelia Froboess: Seit 44 Jahre leben mein Mann und ich in Bayern. Aber das Berlinerische ist ja in mir drin. Ich dachte an meine Gottschalkstraße im Wedding. Es ist also ein bisschen back to the roots. Da sind ja meine Wurzeln. Die verliert man nicht. Ich erinnere mich an die Hinterhöfe und den Schlagbaum, denn die Mauer gab es noch nicht in meiner Kindheit.
Froboess: Ich war ganz selig. Allerdings hauptsächlich auf der Straße und am Ausbüxen in den Ruinen. Das war nicht so die Singerei, die kam dann später. In diesen frühen Jahren fühlte ich mich wie in einem glücklichen Kinderkokon.
Froboess: Das kommt darauf an, was man für ein Zuhause hat und wie man zu Hause lebt. All das Kopflastige, das mit dem Beruf, mit Literatur und Theater zu tun hat, das gleiche ich aus mit einer einfachen Lebenshaltung zu Hause. Da leben viele Tiere, ein Riesenschnauzer, ein Schäferhund und neun Gänse. Eigentlich bin ich daheim selbst eine Rita, denn ich putze gern. Ich könnte stundenlang doof dastehen und die Pflanzen gießen. Morgens um 6 Uhr mach ich das. Da redet und stört mich keiner, da stehe ich da und sprenge alles. Wunderbar. Oder ich fahr mit dem Rasenmähertraktor. Da vergess ich die Zeit.
Froboess: Ich persönlich brauche lange Phasen, wo ich ganz allein bin. Das weiß aber die Familie und akzeptiert das auch. Ich lege auch Patiencen und ziehe mich für mehrere Stunden zurück. Ich bin nicht allein. Ich wüsste gar nicht, wie sich das anfühlt.
Froboess: Diese Einsamkeit hat sie sich aber auch verdient. Vielleicht hätte sie das aber gar nicht gemerkt, wenn ihr nicht die Rita den Kopf gewaschen hätte.
Froboess: Kommt drauf an, was man noch will. Man kann immer etwas bewegen und sich bewegen lassen. Auf einen Menschen, der emotional offen und neugierig auf andere Menschen ist, auf den kommen die Dinge auch zu. Wenn man nicht guckt und reflektiert, kommt nichts auf einen zu. Auf der anderen Seite hat man ein Grundwesen. Wenn sich das ändert – dann meist über die Liebe. Aber so richtig neu erfinden – dann müsste man ja alles falsch gemacht haben im bisherigen Leben. Das sagt sich so leicht.
Froboess: Ich gucke eher Belangloses wie die amerikanische Serie „CSI“, wo ich nicht nachdenken muss. Talkshows lieber eher nicht, oder Dokumentarberichte, ausgesuchte Filme. Ich habe mir neulich wieder spät „Das Geisterhaus“ angeschaut.
Froboess: „Ich habe gar nicht gewusst, dass ich das jemals gemacht habe. Müssen Sie das behalten oder können Sie mir das nicht schenken? Das besitze ich nicht. Das ist ja der Hammer. Das war 1959, drei Jahre vor meiner Grand-Prix-Teilnahme.
Der Fan aus Stuttgart schenkt Froboess den alten Zeitungsausschnitt.
Wie ist denn der Blick zurück auf die Karriere als jugendliche Sängerin?
Froboess: Das ist mir nicht fremd aber auch nicht so nah. Ein anderes Leben eben. Wenn ich so meine alten Filme zufällig im Fernsehen sehe, bleibe ich schon dran. Dann denke ich manchmal: Eigentlich war die ganz begabt, ein knackiger Teenager.
Froboess: Ruhm ist nicht erstrebenswert. Ich habe diese Sachen alle schon hinter mir, diese Partys und Empfänge. Gott sei Dank muss ich nichts mehr. Ich verstehe, dass die Zeiten sich geändert haben. Die Stars müssen heute überall hin, überall präsent sein.
Froboess: Natürlich nicht. In meiner Teenagerzeit und auch später musste man erreichbar ein. Da musste man Senderbesuche absolvieren, auf Tournee gehen, für Schallplatten Werbung machen und so weiter. Ich hatte unglaubliche Stundenpläne. Mein Vater hat die alle aufgehoben. Wenn ich mir das anschaue, verstehe ich überhaupt nicht, dass ich nicht irgendwann wahnsinnig geworden bin.
Das Lebensstationen der Cornelia Froboess
Geboren wurde Cornelia Froboess wurde am 28. Oktober 1943. Sie wuchs in Berlin-Wedding auf.
Zum Kinderstar wurde sie mit acht Jahren mit dem Lied „Pack die Badehose ein“, das ihr Vater Gerhard geschrieben hatte. Teenie-Idol Conny, wie sie nun hieß, sang Hits wie „Jolly Joker“, „Midi-Midinette“, „Drei Musketiere“ und erreichte 1962 mit „Zwei kleine Italiener“ den 6. Platz beim Grand Prix d' Eurovision. Mit Peter Kraus lieferte sie in „Conny und Peter machen Musik“ 1960 den erfolgreichsten Film des Jahres.
Die Schauspielerei lernte sie gegen den Willen des Vaters am Salzburger Landestheater. Dabei half ihr ihr späterer Mann, der Intendant Hellmuth Matiasek, mit dem sie seit 1967 verheiratet ist. 1968 bekam das Paar Froboess/Matiasek Tochter Agnes, 1970 wurde Sohn Kaspar geboren.
Fest im Ensemble der Münchner Kammerspiele war Cornelia Froboess von 1972 bis 2001, unter anderem als „Lulu“. Dann folgte sie Intendant Dieter Dorn ans Residenztheater, wo sie zurzeit als Titelheldin im Zweipersonenstück „Die Anarchistin“ mit Sybille Canonica zu sehen ist. Für ihre Rolle im Krimi „Angst hat eine kalte Hand“ erhielt sie 1996 zwei Filmpreise.
Fürs Fernsehen würde sie gerne häufiger spielen, „aber Sie glauben ja gar nicht, was ich für Angebote kriege mit vertrottelten Omas. Damit würde ich ja allen Omas schaden.“ Text: js