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Chester Bennington: Der Rockmogul
Von wegen Mogule gibt es nur im Hip-Hop: Chester Bennington, der Sänger von Linkin Park, outet sich anlässlich der Veröffentlichung des fünften Albums „Living Things“ am 22. Juni als Multitalent in Sachen Film, Mode, Musik und Familienplanung.
Er ist nicht nur als Musiker erfolgreich: Chester Bennington, der Sänger von Linkin Park, bei einem Auftritt in Lissabon. An diesem Wochenende ist die Band Headliner bei „Rock am Ring“ und „Rock im Park“.
Foto: dpa | Er ist nicht nur als Musiker erfolgreich: Chester Bennington, der Sänger von Linkin Park, bei einem Auftritt in Lissabon.
Das Interview führte Marcel Anders
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:40 Uhr

Frage: Chester, Rockstar zu sein ist dir scheinbar nicht genug. Du versuchst dich inzwischen auch als Schauspieler. Etwa als Skinhead in „Saw 3 D“. Wie ehrgeizig bist du da?

Chester Bennington: Ziemlich. Denn im Grunde wollte ich schon immer Schauspieler werden. Das war mein Traumberuf – und den habe ich nie aufgegeben. Also ich wollte immer bei einer Theaterproduktion mitwirken, am Broadway auftreten oder in einem Film mitmachen. Deshalb war es für mich auch eine ganz natürliche Sache, bei Linkin Park zu singen und mit der Band auf die Bühne zu gehen. Ich hatte das nötige Selbstbewusstsein – weil ich wusste, wie ich mich verhalten muss. Und der Erfolg hat mir die Möglichkeit gegeben, hier und da kleinere Filmrollen zu übernehmen. Meistens ziemlich kurz und ohne Text. Aber: Ich würde mich nie als professioneller Schauspieler bezeichnen. Dafür gibt es zu viele Leute, die ihr Leben lang an dieser Kunst feilen. Das respektiere ich. Nur: Allein die Chance zu erhalten, bei einem richtigen Blockbuster mitzumachen, ist der Wahnsinn. Ich kann jetzt von mir sagen: „Ich war mal die Nummer 1 in den Kinocharts.“

Und jetzt entwickelst du deine eigene TV-Serie für HBO – „Mayor Of The World“? Worum geht es da?

Bennington: Das mache ich mit ein paar Freunden, mit denen ich schon seit Jahren an verschiedenen Film-Ideen bastle. Und zwar für Produktionsgesellschaften und Kabelkanäle. Einfach, weil mir das Spaß macht – auch, wenn bislang noch nichts in Produktion gegangen ist. Aber diesmal sieht es ganz gut aus. Und zwar mit „Mayor Of The World“, worin es um meinen Freund Church geht, der ein absolut chaotisches Leben führt. Mehr darf ich nicht verraten, weil es noch nicht in trockenen Tüchern ist. Aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass es etwas Großes wird.

Wäre das dann das Ende von Linkin Park?

Bennington: Auf keinen Fall! Ich weiß sehr wohl, was ich an dieser Band habe, und dass ich ohne sie nie so weit gekommen wäre. Ich meine, ich habe in einem Fastfood-Laden gearbeitet, als sie mich zum Vorsingen eingeladen haben. Wahrscheinlich wäre ich da heute noch. (lacht)

Stattdessen hast du über 50 Millionen Alben verkauft und die größten Stadien der Welt gefüllt. Was machst du mit dem ganzen Geld?

Bennington: Alimente zahlen.

Wie bitte?

Bennington: Na ja, ich muss für meine Ex sorgen und für mehrere Kinder, die alle Essen, Trinken, Kleidung und ein Dach über dem Kopf brauchen. Und einige von ihnen gehen irgendwann bestimmt noch aufs College, was mich ein Vermögen kosten wird.

Was dich nicht davon abgehalten hat, mit 36 schon sechs Kinder in die Welt zu setzen. Wie konnte das passieren?

Bennington: Ich habe keine Ahnung, wie ich sechs Kinder hinbekommen habe. Immerhin habe ich das Glück, dass sie etwas auseinander liegen. Also 16, 14, zehn, sechs und fünfeinhalb Monate. Von daher können sich die älteren um sich selbst kümmern, während die Babys eine Menge Aufmerksamkeit verlangen. Aber ich habe nie gedacht, dass ich der Typ für sechs Kinder wäre. Doch hier bin ich, es ist wunderbar, ich liebe es. Sechs Kinder und sechs Bandmitglieder. Ich finde es toll, so viele Leute um mich herum zu haben.

Hast du vor, die Produktion fortzusetzen?

Warum nicht? Ich könnte mir das durchaus vorstellen – sofern meine Frau mitspielt.

Reden wir von ähnlichen Dimensionen wie bei Madonna oder Angelina Jolie?

Bennington: Ich habe eigentlich nicht vor, durch Afrika zu reisen und irgendwelche Waisenkinder zu adoptieren. Das ginge mir zu weit. Und ich finde das auch sehr bedenklich, sie aus ihrer gewohnten Umgebung herauszureißen und in eine andere Welt zu verfrachten. Für mich hat das etwas Gewissenloses. Es ist wie Kinder-Shopping.

Womit du dir die Filmkarriere jetzt selbst ruiniert haben dürftest?

Bennington: Stimmt. Kritik ist so eine Sache. Meistens stößt sie den Leuten ziemlich übel auf. Vor allem solchen, die Geld haben.

Sagt der Mann, der mit „Ve'cel“ seine eigene Designer-Modelinie leitet. Warum eine solche Nobelmarke – mit T-Shirts ab 50 Dollar aufwärts?

Bennington: Das sollte eigentlich die begleitende Mode-Linie zu Club Tattoo werden. Also das offizielle Merchandise zu meinen Tattoo-Studios. Aber wegen der ganzen Designer, die mittlerweile auf diesen Zug gesprungen sind, habe ich mich dagegen entschieden, eine weitere Merchandise-Sache zu starten. Stattdessen geht es um eine eigenständige und originelle Modelinie für Männer. So ist Ve'cel entstanden. Und das Besondere ist, dass ich nicht irgendwelche bewährten Künstler aus der Branche nehme, um die Designs zu entwickeln, sondern Illustratoren, die überhaupt nichts mit der Tattoo-Szene zu tun haben. Die einfach gute Künstler sind, und mit ganz anderen Motiven aufwarten.

Und wie läuft Club Tattoo? Es scheint, als ließe sich da mittlerweile die gesamte amerikanische Rockszene stechen?

Bennington: (lacht) Den Eindruck habe ich auch, denn es läuft wirklich gut. Ich habe vier Läden in Arizona und einen in Las Vegas, der ein richtiges Schmuckstück ist. Und es ist extrem cool, Teil von etwas zu sein, das nichts mit Linkin Park zu tun hat, und trotzdem erfolgreich ist.

Was ist aus den Plänen geworden, einen Laden in Berlin zu eröffnen?

Bennington: Der Plan existiert immer noch. Nur: Ich bin da nicht unter Zeitdruck. Insofern eröffne ich jetzt erst einmal einen in San Francisco, was ein wichtiger Standort ist. Trotzdem will ich irgendwann noch etwas in Deutschland machen. Am liebsten in Berlin. Das ist mein großes Ziel. Einfach, weil das eine extrem spannende Stadt ist, und da – meiner Meinung nach – auch noch Bedarf an einem richtig guten Tätowierladen herrscht.

 
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