Dass das Stück bei uns seit Mai in Werbespots der Firma „Vodafone“ zum Einsatz kam und daraufhin binnen weniger Wochen Rang Eins der deutschen Singlecharts stürmte, hat den Erfolg nur noch zusätzlich befeuert und vor allem beschleunigt.
„'Safe and Sound' war einer der allerersten Songs, den wir zusammen geschrieben haben“, sagt Ryan Merchant. „Wir haben von Anfang an gespürt, dass es ein spezieller Song ist. Über mehrere Jahre haben wir immer weiter an der Nummer gearbeitet, sie bestimmt zehn Mal umgebaut und weiterentwickelt. Aber Nummer Eins? Das war weit mehr, als wir gedacht hätten.“
Ryan Merchant ist 32 Jahre alt und eine Hälfte von Capital Cities, sein musikalischer Partner heißt Sebu Simonian. Sebu hat armenische Eltern, wurde in Sysrien geboren und wuchs im Libanon auf. Als er sechs Jahr alt ist, siedelt seine Familie auf der Flucht vor dem Krieg nach Kalifornien um. In Los Angeles studiert er später Gesang und Piano.
Auch Merchant, der aus San Francisco stammt, spielt als Kind bereits Klavier, später studiert er Englische Literatur und Musik. Die Zusammenarbeit und Freundschaft der beiden beginnt, als Merchant auf eine Anzeige Simonians antwortet, der einen musikalischen Produktionspartner suchte. 2008 war das.
„In den ersten Jahren“, sagt Ryan, „haben wir hauptsächlich Werbe-Jingles zusammen geschrieben. Auf die Idee, eine Band zu gründen, kamen wir erst drei Jahre später.“ Parallelen zwischen Jingles und Songs, die gibt es ja genug. „Für einen Jingle brauchst du eine gute Idee, und du musst nach wenigen Sekunden auf den Punkt kommen.“ Das Duo hat in seinem Studio in Burbank Werbe-Melodien in einer Vielzahl von Stilen komponiert, zwischen Rock, akustischem Pop, Hip-Hop, Jazz und Electronic war alles dabei.
„Die Arbeit war das ideale Trainingslager für Capital Cities“, so der Co-Frontmann. Und so wurden aus kleinen Klanghappen über die Jahre richtige Songmahlzeiten. Parallel forcierte das Duo gewisse internationale Touraktivitäten. Sie schickten ihre Songs weltweit an Radiostationen, und wenn sie herausfanden, dass sie in einem bestimmten Land viel gespielt wurden, dann fuhren sie einfach dort hin. „Wir sind eine Do-It-Yourself-Band. Als wir plötzlich ständig in Peru im Radio liefen, besorgten wir uns übers Internet einen Veranstalter, der uns eine Show in Lima organisierte. Das hat echt Bock gemacht.“
„In a Tidal Wave of Mystery“ heißt nun das Debütalbum von Ryan Merchant und Sebu Simonian. Die Euphorie und die 80ies-Stimmung von „Safe and Sound“ ist durchaus typisch für die ganze Platte. Capital Cities machen aufmunternden, bunten Pop, sie sind das Gegenteil eines Depri-Duos. „Wir sind optimistische Menschen“, sagt Merchant. „Die Kernbotschaft unserer Songs lautet Hoffnung und Zuversicht. Jede Generation glaubt ja, dass das Ende der Welt hinter der nächsten Ecke liegt, dass die Menschen den Planeten zerstören und alles den Bach runtergeht. Aber irgendwie lösen sich alle Probleme immer.“
Dass diese Jungs, die eine gemeinsame Liebe für die Musik von Pink Floyd (deren Song „Breathe“ sie coverten) und Michael Jackson eint, fröhliche Fantasten und positive denkende Menschen sind, zeigt sich nicht nur in der bunten Tiercollage auf dem Albumcover, sondern auch in Stücken wie dem halb autobiografischen „I sold my Bed, but not my Stereo“. „Der Song ist eine coole und ehrliche Art, um auszudrücken, wie wichtig Musik immer für uns war. Wenn ich heute zum Beispiel das erste Album von Jamiroquai höre, dann ist es in meinem Kopf wieder Sommer, und ich bin 15.“
Dass die alten Zeiten prägend für den Stil von Capital Cities waren, daraus machen sie keinen Hehl. Eines der Lieder heißt „Farah Fawcetts Hair“ und preist eine Ära, „in der die Musiker noch auf vernünftige Texte und erstklassige Melodien achteten.“ Es gebe zwar gelegentliche Ausnahmen wie den Gotye-Song, „aber alles in allem war die Qualität der Musik in den 80ern und 90ern höher. Heute hört sich vieles an, als hätten es die Künstler aus der Mülltonne gefischt.“
Wie viele Capital Cities, also Hauptstädte, die Band bislang besucht hat, weiß Ryan auch. „Es sind zwölf. Unser Trompeter führt darüber akribisch Buch.“ Es dürften in nächster Zeit noch einige dazu kommen.