
„Die Französische Revolution ist auch nicht von heute auf morgen ausgebrochen.“ Den Satz sagt Joachim Gehrig am Ende des Gesprächs, als Teil der Antwort auf die Frage, wie viele Mitglieder die „Partei für Franken“ aktuell hat.
„Die Franken“, wie sie sich auch nennen, gibt es jetzt fünf Jahre; seit fünf Monaten, ist der 56-jährige Polizeibeamte aus Gambach im Landkreis Main-Spessart Bezirksvorsitzender. Und wie viele Mitglieder sind es denn nun?
Insgesamt 380, antwortet Gehrig nicht gerade euphorisch. „Wir haben leider immer wieder Abgänge“, bedauert der Franke aus Überzeugung. Einige hätten sich mit ihren Meinungen nicht durchsetzen können, seien beleidigt und schnell wieder weggewesen, erläutert der Vorsitzende.
Kleine Erfolge gibt es schon: „Wir sind in Ober- und Mittelfranken in den Bezirkstagen vertreten, wir sind in Hof mit zwei Stadträten und in Roth mit einem Stadtrat vertreten“, zählt Gehrig auf. Und die Mitgliederzahl in Unterfranken? Zurzeit 60 Mitglieder. „Ausbaufähig“, sagt Gehrig. „Ich sag' meinen Mitgliedern immer wieder, wir müssen durchhalten, bis die Zeit reif ist. Durchhalten und für unsere Ziele eintreten. Politik funktioniert auch außerparlamentarisch!“
Mehr als das sprichwörtliche Fünkchen Hoffnung? Dass sich in Schottland, in Katalonien und auch in der Ukraine, im Donbassgebiet, Widerstand gegen den Zentralstaat, gegen die Regierenden in London, Madrid und in Kiew regt, lässt das Fünkchen Hoffnung ein wenig heller glimmen. Hoffnung auf mehr Widerstand gegen „die Zentralisten der CSU“, die im Bund die Fahne des Föderalismus schwenkten, aber Bayern „rigide“ von München aus regierten, ohne Rücksicht auf fränkische Interessen. „Bayern ist gut beraten, wenn es aus den Abläufen in Schottland und Katalonien seine Schlüsse zieht“, warnt Gehrig.
Die Bildung eines Bundeslandes Franken sei momentan nicht auf der Agenda, versichert der Bezirksvorsitzende. „Die Franken“ seien keine fähnchenschwenkende Dreispitzpartei, es gehe ihnen um reale wirtschaftliche und kulturelle Angelegenheiten, betont Gehrig. So müsse die Erzeugung regenerativer Energien konsequent vorangetrieben werden. Energie müsse, soweit möglich, dort erzeugt werden, wo sie gebraucht werde. Soll heißen: „Windkraftanlagen und Fotovoltaikparks müssen auch in Oberbayern aufgestellt werden. Solche Anlagen könne man dort nämlich an einer Hand abzählen.“
Wenn es nach Gehrig ginge, kämen deutlich mehr Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen nach Franken. Viel zu häufig werde denen „der rote Teppich“ im Münchner Umland ausgerollt. Außerdem wollen „Die Franken“ die Ober- und Mittelzentren von Aschaffenburg bis Nürnberg stärken, nur so könne die Abwanderung aus den fränkischen Regionen verringert werden.
Um all das zu erreichen, muss nach Auffassung Gehrigs auch an der Verkehrsinfrastruktur in Franken gebaut werden. Die umstrittene Westumgehung von Würzburg in Form einer B 26n sei notwendig, allerdings müsse ein Abzweig über Lohr (Lkr. Main-Spessart) hinaus gen Westen auf die A 3 führen.
Gehrig sorgt sich um die Arbeitsplätze bei Bosch-Rexroth in Lohr und beim Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer. Und er spekuliert: „Wenn in Franken die Lichter ausgehen und Oberbayern weiterhin floriert, werden unsere Mitgliederzahlen rasant steigen.“