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Bombe tötet Arbeiter auf Autobahn
Aschaffenburg Bei Bauarbeiten an der Autobahn A3 Würzburg-Frankfurt ist am Montag in der Nähe von Aschaffenburg eine Bombe explodiert. Der Fahrer der Baumaschine, die den Zünder der Bombe auslöste, wurde getötet.
Nur Trümmer blieben nach der       -  Nur Trümmer blieben nach der Explosion auf der A 3 bei Aschaffenburg von der schweren Fräsmaschine
Foto: FOTO JOACHIM SCHWAMBERGER | Nur Trümmer blieben nach der Explosion auf der A 3 bei Aschaffenburg von der schweren Fräsmaschine
Von Joachim Schwamberger und Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 16.12.2020 13:46 Uhr
Noch Stunden nach der Explosion markiert ein gelber Gehörschutz auf einem Erdhaufen neben dem aufgerissenen Asphalt den Ort, wo der 46-jährige Maschinist aus Dresden jäh ums Leben kam. Sein Leichnam liegt - mit einer Plane abgedeckt - nicht weit entfernt. Daneben steht der grotesk verformte Klumpen Metall, der von der 25 Tonnen schweren Fräsmaschine des Typs Bormag übrig blieb.

 

"Nach Untersuchungen eines Sachverständigen des Landeskriminalamtes handelt es sich bei dem Sprengkörper um eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg", sagt Heinz Henneberger, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. "Die aufgefundenen Fragmente der Bombe und das Ausmaß des Trichters lassen die Feststellung zu."

Bei der Explosion seien am Montag gegen 1050 Uhr Teile 500 Meter weit in alle Richtungen geschleudert worden, berichtet Hennebergers Kollege Uwe Hückmann. Den Arbeiter traf die Explosion mit Urgewalt. "Der Mann war auf der Stelle tot."

Die Bombe explodierte zum Glück in einem gesperrten Bauabschnitt, während der Verkehr in Richtung Frankfurt umgeleitet war. Nur etwa drei Kilometer von dort waren erst im Juli zwei Polizisten beim Absichern einer Unfallstelle zu Tode gekommen.

Offenbar lag die Bombe so tief unter der Erdoberfläche, dass sie beim Bau der Autobahn in den 50er Jahren nicht entdeckt wurde. Die Gegend um Aschaffenburg war im Krieg besonders umkämpft. Sie wurde deshalb stark bombardiert.

Nur wenige Meter von dem 2,50 Meter tiefen Krater von acht Quadratmetern Umfang sitzen ungeduldige Autofahrer stundenlang fest. Das Unglück ereignete sich auf einem gesperrten Abschnitt direkt an der Fahrbahn. Vier Sattelzüge und zwei Autos wurden durch umherfliegende Teile beschädigt. Hückmann weiß von zerstörten Scheiben, Lack- und Blechschäden. "Wie durch ein Wunder wurde niemand schwer verletzt." Eine Autofahrerin aus dem Raum Kitzingen und vier Kollegen des Arbeiters erlitten einen Schock.

Die bei der Explosion in zwei Teile gerissene Fräse sollte nach Angaben der Autobahndirektion Nordbayern den aufgegrabenen Boden lockern und ein Kalk-Zement-Gemisch einfräsen. Mit Wasser bildet sich daraus eine Art Primitiv-Beton, auf dem die neue Fahrbahn stand- und frostsicher aufgebaut werden kann, sagt Henner Wasmuth von der Würzburger Dienststelle.

Obwohl der Verkehr weiträumig umgeleitet wurde, stauten sich die Autos in beiden Richtungen zwischen Würzburg und Frankfurt bis zu 20 Kilometer. "Die Autobahn ist zweispurig, rechnen Sie selbst aus, wie viele Menschen betroffen sind", sagte Henneberger.

In der Autoschlange mussten die Menschen fast fünf Stunden ausharren, bis die Sperrung am Nachmittag aufgehoben wurde. Notfallseelsorger Michael Siegfried, Gemeindereferent aus der nahen Gemeinde St. Nikolaus in Goldbach, kümmerte sich um schockierte Passanten. Im Stau halfen auch drei Mitarbeiter der Rettungsdienste aus Würzburg auf Motorrädern den Wartenden.

Nicht nur Fernfahrer schauten ungeduldig auf die Uhr. Werner Müller aus Neustadt im Westerwald reagierte sauer: "Ich habe kein Verständnis, dass man die Straße nicht wieder freigibt, wir stehen hier seit Stunden." Müller wollte längst zusammen mit seiner Frau im Urlaubshotel in der Fränkischen Schweiz sein. Stattdessen steckten sie fest - und wussten nicht, wann das Warten ein Ende hat. "Meine Frau dreht bald durch vor Hunger", schimpfte Müller.

Explosion einer Bombe auf der A3 (F)       -  Die Bombe explodierte an der Baustelle der A 3 bei Aschaffenburg, nicht
weit von der Stelle, an der vor kurzem zwei Polizisten bei einem Unfall zu
Tode kamen. GRAFIK DPA
Foto: (dpa) | Die Bombe explodierte an der Baustelle der A 3 bei Aschaffenburg, nicht weit von der Stelle, an der vor kurzem zwei Polizisten bei einem Unfall zu Tode kamen. GRAFIK DPA
 
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