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BERGRHEINFELD
Bei den Fröschen in die Lehre gegangen
Kulturwoche: Josef Brustmann begeisterte mit seinem „Leben hinterm Mond“.
Foto: Horst Fröhling | Kulturwoche: Josef Brustmann begeisterte mit seinem „Leben hinterm Mond“.
Redaktion
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:47 Uhr

Mit seinem Soloprogramm „Leben hinterm Mond“ stolperte Josef Brustmann bei seinem Auftritt im Rahmen der 17.Bergrheinfelder Kulturwoche über wichtige Meilensteine seines Lebens. Wort-, bild- und musikgewaltig zielte er auf die humorvollen, absurden und unerklärlichen Hintergründe des Daseins und traf dabei voll ins Schwarze.

Brustmann, ein wunderbarer Plauderer, gewitzter Erzähler und begnadeter Multi-Instrumentalist, „wärmte“ die Besucher gezielt auf. Er erzählte von seiner Heimat Oberbayern, dem Mausoleum gescheiterter Kanzlerkandidaten (Strauß, Vogel, Stoiber), berichtete von skurrilen Berufswünschen und Inschriften auf dem Grabstein eines Schornsteinfegers („Er kehrt nie wieder“).

Dass das Leben nichts ist für schwache Nerven, wusste der Kabarettist. Erst recht nicht, wenn man als achtes von neun Kindern zur Welt kam, in der Beletage eines Zuhäusels auf einem Einödhof. Josef Brustmann wuchs hier in kargen Verhältnissen auf. Es gab da aber ein reiches Umfeld von Naturphänomenen: nächtliche Stallgeräusche von Pferden und Kühen, geheimnisvolles Rauschen von Wäldern und Bächen oder hochkomplexer, polyphoner Chorgesang von 300 Fröschen. Brustmann verbarg sich hinter der Maske eines einfachen Jungen. Er begann bei den kleinen, privaten Kuriositäten des Alltags, kam zu einigen Anekdoten aus dem Eheleben, um letztlich bei Kirche und Staat zu landen. Dabei führte er sein Publikum von der Erziehung des kleinen Josef hin zu den Eigenheiten bayerischer Politik („Wer ist CSU-Mitglied?“). Hier machte sich nur Ludwig Paul aus dem Publikum bemerkbar, der dafür später als Assistent zum Orgelspiel auf die Bühne durfte, was der Sitzungspräsident der Schwarzen Elf auch brillant meisterte.

Mit Brustmanns ungeglättetem oberbayerischen Idiom entstand ein mutterwitziger Klangraum aus aufmüpfiger Bodenständigkeit und kritischer Heimatliebe. So berichtete er von seiner Beichte („Ich habe nie mehr gelogen als bei der Beichte“) und gedachte seiner Landesväter (Stoiber, Streibl, Strauß, „so viel Glück hält nur Bayern aus“), stellte die Theorie auf, Beckstein sei in Wirklichkeit ein Sinti aus Rumänien – unwahr, aber eine gute Idee.

Es durfte reuefrei gelacht werden auf der schmalen Kante zwischen einer „bitterharten, aber irgendwie poetischen Existenz“ und rustikalem Unfug über Schweine namens Hamlet, Omelette und Kotelett. Mit einem lädierten Krötenpräparat in der Hand erzählte er, wie ihm die ländlichen Froschkonzerte die Musik nahegebracht haben.

Brustmann, gelernter Musiklehrer, ist wie Karl Valentin ein begnadeter Multi-Instrumentalist. Zu Ziehharmonika, Zither oder Gitarre sang er erst ein böses Gstanzl, um dann ein altes Volkslied anzustimmen, das eigentlich nur sagte, dass die Liebe „wiara Bach“ ist. Das ist das „Leben hinterm Mond“, also dort, wie seine Tochter einst zu ihm gesagt hatte, wo er lebt. Das Publikum dankt mit reichlich Beifall. Horst Fröhling

 
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