Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Und weil der Betrieb beim Fußball-Bayernligisten Würzburger FV zuletzt bedrohlich ins Stocken geraten war, klangen die impulsiven Worte von Schichtleiter Michael Hochrein schon fast vermessen: „Ich freue mich irrsinnig auf das Pokalspiel. Mit dieser Einstellung wird es Burghausen nicht leicht bei uns haben.“ Nun ja, es kommt mit dem Wacker-Werksklub am Mittwochabend (17.45 Uhr, Sepp-Endres-Sportanlage) immerhin ein Drittligist in die Zellerau. Erst vor ein paar Tagen noch hätte es Hochrein wohl niemand abgenommen, dass da was zu holen sei für die in der fünften Liga beheimatete WFV-Belegschaft. Das Geschäft aber ist schnelllebig, und der 3:2 (1:1)-Erfolg vom Karsamstag gegen den FC Amberg nährt die Hoffnung auf einen Coup im bayerischen Pokal-Viertelfinale.
„Das war der richtige Gegner zur richtigen Zeit“, freute sich der im WFV-Mittelfeld angestellte Steffen Krautschneider, „alle haben vollen Einsatz gezeigt und bis zum Umfallen gekämpft.“ Das war zuletzt nicht der Fall, einige Kicker von der Mainaustraße mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht voll bei der Sache, sondern gedanklich schon beim nächsten Arbeitgeber zu sein. Jetzt wurden sie auf den Rängen gefeiert. „Die Einstellung heute war eine ganz andere“, sagte der starke Krautschneider, dem ein Wechsel zum FC Schweinfurt 05 nachgesagt wird, und gestand auch, „dass zuletzt nicht alle von uns bei einhundert Prozent waren.“ Fast scheint es so, als brauche der WFV große Gegner, um große Spiele abzuliefern.
Krautschneider trifft zum Sieg
Krautschneider war es, der fünf Minuten vor Ende eine packende, attraktive und höchst emotionale Partie mit einem verwandelten Strafstoß zu Gunsten des WFV entschied. Die Zellerauer wirkten im Vergleich zu den desaströsen Auftritten gegen Aubstadt (1:3) und Selbitz (1:2) wie ausgetauscht. „Das war unsere bis dahin beste Saisonleistung“, frohlockte Hochrein, der an der Seitenlinie ebenso vollen Einsatz brachte wie seine Schützlinge auf dem Rasen-Rechteck: „Wir waren aggressiv, haben aber die spielerische Komponente nicht vergessen – das war ein hoch verdienter Sieg in einem klasse Bayernliga-Spiel.“ Das hatte für die Hausherren gegen den noch vom möglichen Regionalliga-Aufstieg getriebenen FC Amberg mit einem Nackenschlag begonnen: FV-Keeper Sebastian Lechner bekam die Kugel nicht unter Kontrolle, im Nachfassen riss der Torwart Benjamin Burger um und fiel dabei so unglücklich auf seinen Gegenspieler, dass der mit einer Fraktur oberhalb des Knöchels ins Krankenhaus musste (28.). Durch den fälligen Strafstoß gingen die Oberpfälzer in Führung.
„Aber wir sind zurückgekommen“, erkannte Hochreins Assistent Ralf Scherbaum. Pascal Kamolz nickte einen Krautschneider-Freistoß kurz vor der Pause zum 1:1 ein. Um ein Haar hätte Joannis Karsanidis noch vor dem Seitentausch die Zellerauer in Führung gebracht, sein Schuss aus dem Hinterhalt aber strich am Amberger Kasten vorbei. „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen“, sagte FC-Trainer Alberto Mendez und rang um Fassung.
Nach dem Seitentausch freilich war es weiter hoch intensiv, die Vorteile lagen klar bei den Gastgebern, denen Fortuna Pate stand: Eine scharfe Hereingabe von Woijtek Droszcz bugsierte der Amberger Stefan Wiechers ins eigene Tor (53.) – der WFV führte 2:1. Doch selbst, als sich der mit Gelb vorbelastete Kapitän Benjamin Schömig eine Schwalbe leistete und die Ampelkarte abholte, diktierten die Zellerauer das Geschehen. Der Lohn geriet trotzdem in Gefahr, als Sebastian Müller einen fragwürdigen Freistoß zum 2:2 direkt verwandelte (67.).„Aber wir waren es, die die Möglichkeiten besaßen“, untermauerte Hochrein die Rechtmäßigkeit des ersten Sieges im neuen Jahr: Ehe Krautschneider seinen Elfmeter verwandelte, hatten Andreas Ganzinger (70.), Tobias Riedner (77.) und Mario Christ (80.) beste Möglichkeiten liegen gelassen. „Das war ein echtes Lebenszeichen“, sagte der Coach und wiederholte sich: „Ich freue mich riesig auf Mittwoch.“ Klappern gehört zum Handwerk, der WFV aber hat überraschend auch Taten folgen lassen.
Die Statistik des Spiels
Würzburger FV – FC Amberg 3:2 (1:1)
Würzburg: Lechner – Drenkard, Dirksen (46. Günder), Steinmetz, Schömig – Christ, Karsanidis – Krautschneider, Riedner, Droszcz – Kamolz (67. Ganzinger).
Amberg: Götz – Ivkovic, Plänitz, Ceesay, Meyer – Gorgiev – Lieder, Burger (28. Bajrami), Müller – Werner (75. Backens), Bölük (46. Wiechers).
Tore: 0:1 Müller (28., Foulelfmeter), 1:1 Kamolz (44.), 2:1 Wiechers (53., Eigentor), 2:2 Müller (67.), 3:2 Krautschneider (85., Foulelfmeter).
Rot: Backens (79., Amberg, grobes Foulspiel).
Gelb-Rot: Schömig (63., Würzburg, Foulspiel und Unsportlichkeit).
Schiedsrichter: Hermannsdörfer (Obernsees).
Zuschauer: 358.