Das Spiel der s.Oliver Baskets in der Volkswagenhalle zu Braunschweig war ein Rückfall in trostlose Phasen der Schröder-Ära. Sie schienen das Spiel vor 3399 Zuschauern über weite Strecken des Spiels im Griff zu haben und führten mit bis zu acht Punkten. Aber als es darauf ankam, versagten sie.
John Little sammelte binnen sechs Minuten fünf Fehlwürfe und fünf Fouls. Während der kurzen Zeit, in der er, der vermeintliche Verteidigungsminister, auf dem Parkett stand, machten die Braunschweiger 17 (!) Punkte mehr als Würzburg. Ben Jacobson traf einen von sieben Würfen, Jimmy McKinney keinen von vier. Chris McNaughton verschusselte einfache Würfe, traf drei von acht aus dem Feld – eine Trefferquote von 38 Prozent ist unterirdisch für einen Center. Steven Esterkamp – am Mittwoch wird er 33 Jahre alt – ist nicht die erhoffte Verstärkung. Seine zwei Zweier gingen rein, seine zwei Dreier nicht; mehr versuchte er nicht in gut 29 Minuten. Demond Carter ist weit weg von der Form, die er in den ersten Spielen der Saison zeigte. Und Maxi Kleber muss sich keine Gedanken machen über einen Wechsel in die NBA: dreimal traf er bei neun Versuchen. Er verweigerte das Duell mit seinem Verteidiger; zum Korb zog er nur, wenn keine Braunschweiger Attacke drohte. Mit solchen Auftritten empfiehlt er sich nicht einmal für ein Spitzenteam der Basketball-Bundesliga.
Talent und Engagement hätten trotzdem genügen müssen für ramponierte Braunschweiger. Dem Team von Coach Raoul Korner fehlten Schlüsselspieler: Center Kyle Visser (13 Punkte, 6 Rebounds im Schnitt) war gesperrt, Power Forward Harding Nana (7,9 Punkte, 6,8 Rebounds im Schnitt) ist verletzt. In der vergangenen Woche, nach einer Serie von drei Niederlagen, erzählte Korner der Braunschweiger Zeitung, Misserfolge und Rückschläge der letzten Wochen würden an der mentalen Stärke seiner Spieler nagen.
Tatsächlich: Würzburgs Chancen stehen gut nach dem dritten Viertel: Die Baskets führen 46:40. Wichtiger: Korners Plan geht nicht auf. Weil ihm große Männer fehlen, lässt er die kleinen von jenseits der Linie werfen, was das Zeug hält. Aber sie treffen nicht. In den ersten drei Vierteln versucht Braunschweig 23 Dreier, aber nur zwei fallen rein, schmähliche neun Prozent. Von 18 Zweier-Versuchen gingen nur sieben rein. Die Wurfquote aus dem Feld ist haarsträubend: neun Treffer bei 41 Versuchen, 22 Prozent, schlechter geht es kaum. Aber die Braunschweiger rennen und kämpfen, verteidigen mit einer Ganzfeldpresse, stehlen zehnmal den Ball und schalten blitzschnell um zwischen Angriff und Verteidigung. Ihren Größennachteil münzen sie in Tempo um.
Braunschweigs Problem auf den großen Positionen wurde während des Spiels größer. Weil Korner, so sagte er in der anschließenden Pressekonferenz, „keine Spieler in der Mannschaft haben will, die nicht Willens sind, alles für das Team zu geben“, hat er in der Halbzeit seinen Power Forward Kenny Kadji aussortiert.
Und so durfte Würzburgs Coach Stefan Koch zuversichtlich sein, zehn Minuten vor Schluss. Die Dreier-Quote seines Teams war zwar noch schlechter als die der Braunschweiger – ein Treffer bei 20 Versuchen – und die schwachen Auftritte von Little und Co. kosteten Nerven, aber die Baskets reboundeten besser und trafen besser aus dem Feld (19 von 53 nach 30 Minuten). Maurice Stuckey machte sein bestes Spiel im Würzburger Trikot – während seines 34-minütigen Auftritts erzielten die Baskets 14 Punkte mehr als die Phantoms. Kein Würzburger stand länger auf dem Feld als er. Und Jason Boone war in guter Form, schaffte am Ende ein Double-Double (14 Punkte, zehn Rebounds).
Wichtigster Grund für die Würzburger Zuversicht: Coach Korner setzte vornehmlich fünf Spieler ein – Isaiah Swann, James Florence, Aaron Doornekamp, Maurice Pluskota und Immanuel McElroy –, während Koch die Hauptlast auf acht Spieler verteilte (Max Ugrai spielte nicht, Little und Ruben Spoden wenig). Würzburgs Coach glaubte an einen, so sagte er hinterher, Energie-Vorteil für sein Team.
Aber das Team enttäuschte ihn. Es brach ein. Im letzten Viertel machte Braunschweig 25 Punkte, Würzburg 12.
Die Niedersachsen gewannen, obwohl sie bis zum Ende nur 15 von 50 Würfen aus dem Feld trafen (Würzburg traf 23 von 68). Der Unterschied: Die Braunschweiger reagierten auf ihre schlechten Trefferquoten mit mutigen Zügen zum Korb. Swann alleine zog neun Fouls, McElroy acht. Die guten Schiris pfiffen 31 Fouls gegen Würzburg, nach Little mussten auch Kleber, Stuckey und Boone das Spielfeld mit fünf Fouls verlassen. 34 Freiwürfe warfen die Braunschweiger. Überirdische 32 Mal trafen sie.
Die Baskets suchten im Angriff die Zweikämpfe nicht, provozierten nur 18 Fouls, warfen 15 Freiwürfe, trafen zehn. Coach Koch war sauer. Nicht die schlechte Wurfquote sei der Grund für die Niederlage. Seine Mannschaft, sagte er, hätte „insgesamt mehr Einfluss auf das Spiel nehmen müssen“, habe es aber nicht getan. Nein, antwortete er auf eine Frage, das Wort „überheblich“ passe nicht für diesen Auftritt seiner Mannschaft. „Sorglos“ treffe es besser.
Donnerwetter! Der Tabellenfünfzehnte fuhr am 16. Spieltag sorglos zum Tabellenzwölften. Als ob er sich das leisten könnte. Am kommenden Samstag empfangen die Baskets als Tabellensechzehnte den Tabellenvierzehnten aus Vechta. – Man muss sich Sorgen machen.
s.Oliver Baskets: Spoden 2, Stuckey 14, Little, Jacobson 2, McNaughton 7 (7 Rebounds), Kleber 6 (9 Rebounds), McKinney, Boone 14 (10 Rebounds), Esterkamp 4, Carter 9.
New Yorker Phantoms: Swann 13 (11/11 Freiwürfe), Kulawick, Florence 15, Doornekamp 9 (10 Rebounds), Pluskota 9 (9 Rebounds), Wessels, McElroy 19 (13/13 Freiwürfe, 5 Rebounds), Kadji.
Alles Weitere zum Spiel gibt's in unserem mal launigen, mal düster ahnungsvollen und schließlich grantigen Liveticker.