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Das Experiment: Gnocchiauflauf mal drei
Mikrowellenkochbücher sind suspekt. Würde man einen Franken fragen, ob es sich in der Metallbox genauso gut kochen lässt, wie auf dem Herd oder im Ofen, würde er sagen: „Glebb i nedd“!
Gnocchi
Von unserem Test-Guru Christian Mannsbart
 |  aktualisiert: 26.04.2023 19:01 Uhr

Die Mikrowelle wurde in den 70er Jahren als Wunderwaffe der gestressten Hausfrau gefeiert. In Minutenschnelle waren die Reste vom Vortag aufgewärmt. Töpfe mussten nicht mehr geschrubbt werden. Das Wunderding sollte Herdplatte und Backofen alt aussehen lassen.

Gnocchi wiederum sind kleine ovale Klößchen aus Kartoffelteig und Gries. Die geringe Garzeit macht die aus Italien stammende Speise zum idealen Gericht, wenn es einmal schnell gehen muss. Drei Minuten in gesalzenem Wasser kochen, Soße drüber und ab in den Mund. (Vorher bitte pusten, sonst geht´s vom Mund zurück auf den Teller oder quer über den Tisch.)

Gnocchi als Auflauf genießen, in drei Zubereitungsarten

Gnocchi sind aber nicht nur in der klassischen Variante lecker, sondern auch als Auflauf. Und der, oh Wunder, lässt sich auf der Herdplatte, im Ofen und eben auch in der Microwelle zubereiten. Aber schmeckt das auch? Wir waren skeptisch und analysierten alle drei Zubereitungsarten.

„We call it a Klassiker“, sagte einst Franz Beckenbauer. Essen beim Lieferservice bestellen? Nee ganz bestimmt nicht! Und deshalb fangen wir im Eingedenken an den Kaiser auch mit solch einem Klassiker an. Auflauf kommt aus dem Backofen, das war bei der Mama immer so. Theoretisch müssten Sie das Gemüse vorkochen, da Gnocchi und Gemüse extrem unterschiedliche Garzeiten besitzen. Vorkochen bedeutet aber, mit der Herdplatte zu arbeiten und das ist bei diesem Experiment nicht erlaubt.

Gnocchiauflauf aus dem Ofen - Wie bei Muttern

Geben Sie zuerst die Gnocchi in eine mit Olivenöl bestrichene Auflaufform. Dann das geschnippelte Gemüse und die Tomaten dazu. Als Soßengrundlage können Köche eine Mixtur aus Brühe, Weißwein, Zucker, Kräutern und Gewürzen benutzen. Achten Sie darauf, dass die Zutaten allesamt mit Flüssigkeit bedeckt sind. Alternativ könnten Sie auch Tomaten und Gemüse zuerst in den Ofen geben und diese bei 180 Grad 20 bis 25 Minuten schmoren lassen. Dann nehmen Sie die Form aus der Röhre und Rühren die Gnocchi unter und geben das Wein-Brühe-Mischmasch dazu. Bestreuen Sie den Auflauf anschließend mit Käse.

Nach weiteren sieben bis zehn Minuten in der Röhre sollten die Gnocchi gar sein und der Käse eine schöne goldbraune Farbe angenommen haben. Falls nicht, schalten Sie noch ein paar Minuten den Grill zu. Besonders lecker an dieser Variante ist zum einen der knusprige Käse und zum anderen die Gnocchi, die die Tomatensoße in sich aufgesaugt haben.

Die Vorteile liegen also auf der Zunge: Der Geschmack schlägt – ohne vorgreifen zu wollen - die anderen Varianten locker. Außerdem isst das Auge mit, so muss ein Auflauf aussehen. Die Nachteile liegen in der Zubereitungszeit von rund 45 Minuten, dem Schrubben der Auflaufform und den  Zutaten mit unterschiedlichen Garzeiten. Einfach in die Röhre schieben und abwarten wäre zu einfach.

Auflauf auf der Herdplatte: Geht das?

Nächster Versuch: Gnocchiauflauf à la Herdplatte. Auch hier kommt man nicht um das Schneiden der Zutaten herum. Verdammt! Parallel können Sie schon einmal einen Topf mit Wasser und Salz für die Gnocchi erhitzen. Zwiebeln und Gemüse mit etwas Olivenöl in der Pfanne dünsten, und anschließend mit Pfeffer und Salz abschmecken. „Profis“ geben noch etwas Zucker oder Honig dazu und karamellisieren das Gemüse und die Zwiebeln leicht. Mit 0.2 Liter Weißwein ablöschen und auf höchster Stufe zwei Minuten einkochen lassen. Dann die gehackten Tomaten in den Topf geben. Etwas Brühe oder Wasser hinzufügen und 10 bis 15 Minuten auf mittlerer Stufe köcheln. Dann nach Belieben würzen. Nochmal kräftig rühren. Kräuter und Knoblauch hinzu geben und nochmals einige Minuten ziehen lassen.

Etwas Zucker rundet den tomatigen Geschmack ab und ergänzt sich gut mit der Säure des Weins. Nochmals rühren und anschließend mit Käse bestreuen. Währenddessen die Gnocchis in das kochende Wasser geben. Sobald die Gnocchis oben schwimmen, diese mit einem Schaumlöffel abschöpfen und auf die Teller verteilen. Das Gemüse vorsichtig in Portionen mit einem Pfannenwender abstechen und aus dem Topf heben, damit die Käsedecke nicht reißt. Eigentlich hieß die Aufgabe ja Auflauf. Damit haben wir hier eindeutig gemogelt, da Auflauf meistens in ein und derselben Form stattfindet... Wer die Regeln macht, darf sie auch brechen. So einfach ist das!

Die Zubereitungszeit auf der Herdplatte liegt bei zirka 30 Minuten. Vorteile: Gut abschmeckbar, geschmackliche Aufwertung durch Weißwein möglich, Karamellisierung von Gemüse und Zwiebeln, Arbeitsschritte gleichzeitig durchführbar. Nachteile: Geschirr über Geschirr, längere Zubereitungszeit als Mikro-Variante.

Auflauf aus der Mikro? Extrem verdächtig!

Die suspekteste und letzte Variante ist auf den ersten Blick die Einfachste. Zuerst die Gnocchi in einem Mikrowellengeschirr drei Minuten auf voller Stufe zwei bis drei Minuten erhitzen. Dabei muss der Boden des Gefäßes mit Wasser bedeckt sein. Achtung: Nicht zu viel Wasser einfüllen und nicht länger draufhalten, sonst gibt es Matsch. Am besten vorher bereits Zwiebeln und Gemüse schneiden. Wer nicht ewig mit der Auswahl der Gemüsesorten beschäftigt sein will, nimmt im Supermarkt einfach einen Bund Suppengemüse mit.

Gemüse und Zwiebeln wie die Gnocchi auch in einem Mikrowellengeschirr zirka sechs Minuten garen, zwischendurch mal umrühren. Dann gehackte Tomaten aus der Dose dazu geben. Und wiederum zwei bis drei Minuten erwärmen. Pfeffer, Salz, Paprikapulver, Basilikum und etwas Chilipulver erst nach dem Erhitzen dazugeben, da die Gewürze bei dem Vorgang schnell an Geschmack verlieren. Außerdem ist es schwierig, das Gericht abzuschmecken, da das Töpfchen jedes Mal aus der Mikro genommen werden muss. Bei der Zubereitung in der Mikro bietet es sich leider nicht an, Alkohol zu gebrauchen, da der Alkohol nicht richtig verkochen und das Gericht dann wie eine Weinschorle mit Gemüseeinlage schmecken würde.

Bei Bedarf zum Ende noch etwas Knoblauch aus der Presse hinzugeben. Dann die Gemüse-Tomaten-Masse über die Gnocchi geben und anschließend mit einer ordentlichen Portion Reibekäse bestreuen. Zwei weitere Minuten in der Mikrowelle sollten genügen, damit der Käse schön zerläuft. Direkt aus dem Mikrowellengeschirr essen und fertig.
Die Zubereitungszeit beträgt zirka 20 Minuten. Die Vorteile liegen auf der Hand: es geht definitiv schneller als im Backofen oder auf dem Herd. Spülfaule essen direkt aus dem Mikrowellengeschirr, das sich leicht reinigen lässt. Doch es gibt auch einige Nachteile: Das Gericht gelingt nur bei akribischer Zeiteinteilung. Es besteht eine hohe Gefahr, dass
die Gnocchi zu matschig werden und das Gemüse zu bissfest gerät.

Dazu erhitzt die Mikrowellen die Zutaten oft in der Mitte weniger als an den Rändern. Ungleichmäßig warmes Essen mag nun wirklich keiner. Nachwürzen ist immer nur möglich, wenn man das Geschirr aus der Mikrowelle nimmt. Die Zutaten müssen nach der Reihe erhitzt werden. Somit ist der Mikrowellenauflauf etwas für Experimentierfreudige und Spülfaule oder die deren Herd mal streikt.

Fazit: Der Ofen ist heiß!

Alle genannten Arten haben ihre Vor- und Nachteile. Alles in allem sollte man bei Mamas Rezept aus dem Ofen bleiben. Das kostet zwar Zeit und Stahlwolle zum Schrubben der Auflaufform, doch Geschmack und Optik lohnen den Aufwand. Die Gäste und ihr eigener Gaumen werden es Ihnen danken.

 
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