
Aufgegabelt
Unsere Rathauschefs im Landkreis hätten gewiss alle gern einen gut gefüllten Ranzen, nicht nur wenn es um ihre Bürgermeister-Entschädigung geht. „Budget“, das elegantere Wort für Haushaltsmittel, kommt bekanntlich aus dem Französischen. „Bougette“ (nicht zu verwechseln mit Baguette) bedeutet ursprünglich einen kleinen Rucksack oder eben Ranzen. In Grettstadt wurde dieser Geldsack nun deutlich vergrößert. Der Gemeinderat beschloss in der vorletzten Sitzung, das Bürgermeisterbudget von 5000 auf 10 000 Euro zu erhöhen. Eine Zeitungsmeldung, die im Volk prompt für große Unruhe, kritische Nachfragen und eine echte Neiddebatte gesorgt hat.
Unser Big Boss lässt sich eine Gehaltserhöhung von 100 Prozent genehmigen. Für was? Zustände wie sonst nur bei Bonuszahlungen für Konzern-Abzocker oder Hedge Fonds-Spekulanten! „Ich gehe jetzt zum Golfen“, erklärte Gemeindeoberhaupt Ewald Vögler dazu auf Nachfrage. Vermutlich hat er sich nach dem Beschluss erst mal entspannt eine Cohiba angezündet – mit dem Sitzungsgeld. Die neue Top-Bonität irgendwo in der Besoldungsgruppe A Plus Plus Plus, sie zahlt sich offenbar schon aus, für den vom Wasserwirtschaftsamt rübergeholten Grettscht-Fonds-Manager.
Montagsdemos vor dem Rathaus wären allerdings etwas übertrieben: „Budget“ ist nicht zu verwechseln mit „Salär“, dem Arbeitsentgelt (französisch „salaire“, ursprünglich mal die Salzration für römische Legionäre). Es geht bei den 10 000 Euro lediglich um die Haushaltsmittel, die der oberste Gemeindevertreter selbst bewirtschaften darf, nicht etwa eine gesalzene Lohnerhöhung. Auch in Grettscht backt der Bürgermeister beim Salär noch keine Baguettes, sondern kleinere Brötchen. ue