
Der Kamin der Zuckerfabrik wächst nun immer höher aus dem Horizont empor. Untrügliches Zeichen, dass die Heimat nicht mehr weit ist. Links von uns liegt Zeubelried. Auch von dort ist eine Wallfahrerin dabei, Sabine, die mir in Bergtheim das Kränzchen gebunden hat, das in nun gemeinsam mit dem Kreuz um den Hals trage.
Ein großer Schlepper mit einem Güllefass kommt uns auf dem schmalen Feldweg entgegen. Das Gespann weicht einen einen Acker aus und hüllt die Wallfahrer in eine Staubwolke. Der Weg durch den Ochsenfurter Forst erscheint uns kürzer als am Montag, wo wir nachtblind den Pfützen ausweichen mussten. Wie überhaupt die Zeit des Rückwegs so schnell vergangen ist.
Schon in den Tagen zuvor musste ich kurz nachdenken, welcher Wochentag denn ist. Während der Wallfahrt gehorcht die Zeit anderen Gesetzen als im Alltag. Nicht der Tag und die Stunde geben den Takt vor, sondern das Ziel und die Stationen, die dorthin führen.
Ist der Weg das Ziel? Ich denke nicht. Es geht immer auch darum anzukommen. Am nächsten Wegpunkt, am Kreuzberg, zu Hause - und bei sich selbst. Diese Gelegenheit, bei sich selbst anzukommen, ist Teil des Faszination, die vom Wallfahrten ausgeht. Sich in einen Rhythmus einordnen.
Einfach nicht da sein. Ohne die üblichen Pflichten, ohne Telefon, ohne Terminkalender. Zeit zu haben, seinen Gedanken nachzugehen, und sie zu Ende zu denken. Auch während der vielen Gebete, die wir unterwegs gemeinsam gesprochen haben, gelingt das.
Es ist deutlich ruhiger geworden als in früheren Gebetspausen. Auch ich finde Zeit, die Eindrücke der letzten Tage noch ein letztes Mal zu sortieren, bevor wir ankommen und der Trubel um unsere Begrüßung uns überfällt. Ich weiß, dass es noch Tage dauert, das Erlebte zu verarbeiten.
Am Rande des Ochsenfurter Forsts angekommen, treiben uns die Vorfreude auf die Rückkehr und das Gefälle der Straße gleichermaßen vorwärts. Am Dreifaltigkeitsbildstock unterhalb des Forsts erwartet uns die Vorhut des Empfangskomitees.
In einer kurzen Andacht verabschieden wir uns vom Messner August, der uns während der letzten Tage zum Nachdenken angestiftet und zwischendurch auch amüsiert hatte. Dankesworte sind zu hören. Für die vielen Köpfe und Hände, von denen das Gelingen der Wallfahrt abhängig war. Für die Wallfahrer selbst, die während dieser Tage zu einer engen, fürsorgenden Gemeinschaft geworden sind. Im Gedanken geht mein Dank an die vielen, die uns während unserer Wanderschaft Gutes getan haben. Auch sie haben ein bleibenden Eindruck in mir hinterlassen.
Es sind nur noch wenige Schritte, bevor wir die Altstadt von Ochsenfurt erreichen.