Dass es beim „Family Day“ des Automobilzulieferers Brose am Sonntag auch mal lauter zuging, lag nicht allein am Auftritt der Betriebsband „Brose Motor Maniacs“. Michael Stoschek, Enkel des Coburger Firmengründers Max Brose, langjähriger Firmenchef und seit sieben Jahren Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Unternehmens, sorgte höchstselbst für laute Töne, als er den Achtzylinder-Motor des „New Stratos“ anwarf.
Der keilförmige Sportwagen, den der bekennende „Autofreak“ und Hobby-Rallyefahrer Stoschek nach Vorbild des Lancia Stratos aus den Siebzigern entwickeln ließ – erlebte beim Familientag seine Würzburg-Premiere – endlich. Denn das seit seiner Premiere vor knapp zwei Jahren vielbeachtete und -bestaunte Fahrzeug fährt mit „WÜ-HF 438“ auf zahlreichen Fotos und Videos, vornehmlich in der Motorpresse, ein Würzburger Kennzeichen durch die Welt. „Aus Sympathie für unser Würzburger Werk“, erklärt Stoschek das „Werbeschild“.
Beim Familientag im Werk an der Ohm-, Werner-von-Siemens- und Nürnberger Straße nahmen etliche Brose-Werker die Gelegenheit wahr, den schwarzen 540-PS-Renner mit Ferrari-Motor anzusehen und anzuhören – ein automobiles Glanzstück, zu dem sie auch einen Teil beigetragen haben: Die Motoren der Fensterheber kommen aus Würzburg.
Das Lieblingsspielzeug von Stoschek wird zwar entgegen erster Planungen nicht in einer Kleinserie gebaut, doch enttäuscht darüber sei er nicht, sagt Stoschek. Denn auch als Unikat ist der New Stratos mit nunmehr gerade mal 5800 Kilometern auf dem Tacho ein großer Image- und Technologieträger. Das 1247 Kilogramm schwere Auto besteht aus möglichst leichten Werkstoffen.
Spritsparender Leichtbau ist auch für den Automobilzulieferer, der in Würzburg Motoren für Fensterheber, elektrische Lenkung und Lüftermodule sowie elektrische Parkbremsen baut, das Gebot der Zukunft. Um dies zu demonstrieren, war neben dem New Stratos nicht nur sein originales Vorbild mit Bamberger Kennzeichen geparkt, sondern auch ein nur 4,8 Kilo schweres New Stratos-Fahrrad, ebenfalls ein Unikat.
Neben dem Auto war auch Sport großgeschrieben. Neben dem Würzburger Schwimmstar Thomas Lurz standen Alex King, Christoph Henneberger und Maurice Stuckey von den s.Oliver Baskets bei Interviews Rede und Antwort und gaben Autogramme. Bei Rundgängen konnten die Familienangehörigen sich informieren, wo und mit was der Brose-Mitarbeiter oder die -Mitarbeiterin ihr Geld verdienen. Zudem war bei strahlendem Sonnenschein an zahlreichen Ständen für Information und Unterhaltung sowie für Verpflegung gesorgt. Über 4000 Gäste kamen zum zweiten Brose-Familientag am Standort Würzburg mit seinen knapp 1800 Beschäftigten.
Eingangs hatte Reinhard Kretschmer, Verantwortlicher des Geschäftsbereiches Motoren in der Brose-Gruppe, sich erfreut gezeigt, dass die für die Mitarbeiter teilweise unsicheren Zeiten des ehemaligen Siemens und Continental-Werkes seit der Übernahme durch Brose 2008 vorbei seien. Den Umsatz im Motorenbereich habe man mittlerweile auf 1,1 Milliarden Euro gesteigert, wozu der Standort Würzburg, wo Brose mittlerweile größter Industriearbeitergeber sei, über eine halbe Milliarde beitrage.
Auch Oberbürgermeister Georg Rosenthal fand lobende Worte über die Entwicklung beim Automobilzulieferer, der nach eigenen Angaben in den vergangenen vier Jahren rund 100 Millionen Euro in den Standort investiert hat. Rosenthal machte aber auch deutlich, dass Würzburg mit seiner Infrastruktur, seiner verkehrsgünstigen Lage und vor allem mit den Hochschulen „auch was attraktives anzubieten“ habe.
Das Reizthema zwischen Stadt und Brose, die 2,6 Millionen Euro Erschließungsbeitrag, die das Rathaus von dem Unternehmen für 600 Meter Ausbau der Nürnberger Straße haben will, kam beim Familientag nicht zur Sprache, wie der OB auf Anfrage mitteilte. Die Verträge für die Liegenschaft seien eine komplexe Angelegenheit. Derzeit würden sich Fachleute von Stadt und Brose damit beschäftigen.