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WÜRZBURG
AOK bietet neue Behandlungsmethode bei Arteriosklerose an
AOK bietet neue Behandlungsmethode bei Arteriosklerose an
Conny Puls
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:32 Uhr

Etwa 60 000 Fuß- und Beinamputationen werden jährlich aufgrund von Arterienverschluss (Arteriosklerose) vorgenommen – Tendenz steigend. Jetzt bietet die AOK Bayern als erste Krankenkasse ihren Versicherten eine neue Behandlungsmethode an, um diesen gravierenden (Ein-)Schnitt zu verhindern: Rhenium-PTA heißt das Modellvorhaben, dass nun am Universitätsklinikum Würzburg vorgestellt wurde.

Rund 4,5 Millionen Deutsche leiden unter Durchblutungsstörungen in den Beinen. Betroffene spüren zunehmende Schmerzen beim Gehen in den Waden, weshalb sie gerne Pausen vor Schaufenstern einlegen – im Volksmund auch gerne als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet. Hauptursache für die mangelnde Sauerstoffversorgung der Muskulatur ist eine verkalkungsbedingte Verengung der Beinschlagadern. Nimmt diese Verkalkung in den Gefäßen weiter zu, kann dies zu einem Verschluss führen. Um die Durchblutung wieder herzustellen, werden die Gefäße mittels eines Ballonkatheters geweitet. Gelingt dies nicht, muss operiert werden.

„Bei etwa der Hälfte der Patienten kommt es allerdings erneut zu Verschlüssen – so genannten Re-Stenosen. Bleibt ein großes Gefäß dauerhaft verschlossen, droht die Zerstörung des darunterliegenden Gewebes. Im schlimmsten Fall muss amputiert werden“, erklärte Horst Keller von der AOK-Direktion Würzburg. Genau hier setzt die neue Behandlungsmethode an, das heißt, erst bei einer Re-Stenose kommt die Rhenium-PTA zum Einsatz. „Beim ersten Eingriff mit einem Ballonkatheter wäre dieses Verfahren aus Kostengründen nicht gerechtfertigt“, wandte Professor Richard Kellersmann, Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie an der Uniklinik Würzburg, ein. Wie bisher werde die Gefäßverengung mit einem Ballonkatheter geweitet, zusätzlich aber mit dem Radioisotop Rhenium behandelt. „Rhenium-188 hemmt das Wachstum der Zellen sowie ein Anschwellen der Arterienwand. Dadurch wird eine erneute Engstelle verhindert“, so Richard Henkelmann, Geschäftsführer der ITG Isotope Technologies Garching GmbH. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Radioisotopen für medizinische Anwendungen spezialisiert. Darüber hinaus hat die ITG ein Applikationsgerät entwickelt, um sowohl den Patienten als auch das Klinikpersonal vor Strahlen zu schützen. Der entscheidende Vorteil der Rhenium-PTA liege in ihrer guten Verträglichkeit. „So dauert die Behandlung nur zehn bis maximal 20 Minuten und die Strahlenreichweite beträgt wenige Millimeter, so dass gesundes Gewebe nicht zerstört wird“, erklärte Professor Andreas Buck, Direktor der Würzburger Poliklinik für Nuklearmedizin. Bei Bedarf könne man die Behandlung wiederholen. Dies sei laut Kontrolluntersuchungen aber eher selten. „Die meisten Menschen verbinden Strahlentherapie mit einer Krebserkrankung. Aber diese Art der Behandlung hat sich bei Entzündungen jeglicher Art bewährt“, hob Professor Christoph Reiners, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums, hervor. An dem Projekt sind neben dem Würzburger Uniklinikum auch die Kliniken in Augsburg und Ingolstadt sowie das Universitätsklinikum Erlangen beteiligt. Das Projekt ist auf zunächst vier Jahre befristet. Kostenfrei ist die Behandlung vorerst nur für AOK-Versicherte, so Horst Keller.

Weitere Informationen bei der AOK Bayern, Direktion Würzburg, Tel. (09 31) 3 88-0 oder Uniklinik Würzburg, Nuklearmedizin, Tel. (09 31) 2 01-3 51 00.

 
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