Das kommt vor Gericht auch nicht oft vor: dass ein Angeklagter zu seinem Schutz eine schusssichere Weste trägt. So gerüstet erschien in Würzburg ein 32 Jahre alter Iraner, der Rauschgiftgeschäfte in der Größenordnung von über 70 Kilogramm Haschisch und Amphetamin gemacht haben soll.
Der Mann hat der Polizei nach seiner Festnahme in Berlin die Namen von zahlreichen Kunden genannt und wurde deswegen in ein Zeugen-Schutzprogramm aufgenommen. Auch die Richter der 8. Kammer des Landgerichts, vor der der Mann wegen 21 Verbrechen des Handelns mit Betäubungsmitteln angeklagt werden sollte, kennen seine derzeitige Anschrift nicht. Es soll eine Justizvollzugsanstalt sein, wo der Iraner mit neuer Biografie eine Freiheitsstrafe verbüßt. Zur Verlesung der umfangreichen Anklage kam es vergangene Woche nicht. Stocksauer reagierte der Angeklagte bei Prozessbeginn auf den Hinweis des Vorsitzenden Richters Konrad Döpfner, dass man die Verhandlung kurzfristig aussetzen müsse und erst am 19. Juni neu beginnen könne. Der Iraner zog die ihm von der Polizei überlassene Schutzweste aus, warf sie auf den Tisch und rief wütend, dann könne er sich ja gleich umbringen. Sein Frankfurter Anwalt hatte Mühe, den aufgebrachten Mandanten zu beruhigen.