Die Amtskellerei mit Schüttbau, Amtshaus, Fürstenbau und Zehntscheune ist ein Juwel. Nach über fünfjähriger Sanierungszeit ist das über 400 Jahre alte Ensemble im Dorfkern von Stadtlauringen im September 2006 mit einem unvergesslichen Historienfest übergeben worden. Der Bedeutung nicht nur für die Marktgemeinde im Norden des Landkreises Schweinfurt war sich auch die Staatsregierung bewusst. Die Amtskellerei zeugt von der früheren Bedeutung Stadtlauringens als wichtigem Verwaltungssitz im Hochstift Würzburg. Für fast vier Millionen Euro ist das „alte Gerütsch“ saniert worden. Rund die Hälfte steuerte die Marktgemeinde selbst bei.
Wir schreiben das Jahr 1997: Die Gemeinde hatte das komplette Ensemble erstmals wieder zum Europäischen Denkmalschutztag geöffnet. Viele Besucher nutzten die Möglichkeit. Die damals bescheidenen Erhaltungsmaßnahmen durch die Gemeinde ernteten auch das Lob des Landeskonservators. Sein Besuch gab den Anstoß, über eine Komplettsanierung der Anlage nachzudenken.
Voruntersuchungen über die Bausubstanz unterstützte das Landesamt für Denkmalpflege großzügig. Schon 1999 stimmte der Gemeinderat einer Sanierung in vier Bauabschnitten zu. Fast 100 Gewerke wurden vergeben, die überwiegend Firmen aus der näheren Umgebung ausführten.
Der Gebäudekomplex befindet sich in der südöstlichen Ecke des einstigen Mauerrings von Stadtlauringen. 1579 wurde der Sitz des Amtes Rotenstein von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn nach Stadtlauringen verlegt. Das Amtshaus war einst Verwaltungssitz und Wohnung des Amtskellers, also des vom Fürstbischof eingesetzten Leiters der Verwaltung und der Finanzen des Amtsbezirkes. Der erste Amtskeller hieß Georg Appel.
1595 wurde auch die Kellerei – die Lagerhaltung der Naturalien – des Amtes Rotenstein nach Stadtlauringen verlegt. Wahrscheinlich zu dieser Zeit war der Baubeginn von Amtshaus, Schüttbau und Zehntscheune. Der Fürstenbau, der Verbindungsbau zwischen Amtshaus und Schüttbau, diente dem Fürstbischof als Wohnmöglichkeit. Im Schüttbau lagerten Getreide, Wein, Rüben oder Kraut, in der Zehntscheune noch nicht gedroschene Getreidegarben. Sie waren als Zehnt vom sogenannten Zehnter als Abgabe eingezogen worden.
Ins Amtshaus ist aus der Wagenhalle des historischen Rathauses die Bibliothek umgezogen. Auf zwei Ebenen stehen rund 10 000 Medien, von der CD bis zum Buch, zur Verfügung. Genutzt wird die Einrichtung „über den Markt hinaus sehr gut“, freut sich Bürgermeister Friedel Heckenlauer. Im Amtshaus befinden sich auch Räume für die Jugend, ausgestattet mit Billard und Kickertisch. Gut genutzt ist die Möglichkeit, Räume zur gewerblichen Nutzung anzumieten. Beispiele sind Ernährungsberatung und Schulungen.
Dem Fürstenbau kommen wie dem Prunkstück Schüttbau mehr repräsentative Nutzungsmöglichkeiten zu. In einem Zwischentrakt des Fürstenbaus ist die Küche eingerichtet. Das Obergeschoss ist noch frei, soll aber das Standesamt beherbergen. Trauungen in einem solch historischen Ambiente dürften bald Realität werden.
Wegen der enormen Kapazität des Schüttbaus ist die Palette schon praktizierter Nutzungen und noch denkbarer Veranstaltungen breit. Regelmäßig finden Seniorentreffs, Weihnachtsfeiern, private Feste statt. Die Hochzeit kann im wahrsten Sinn des Wortes im fürstlichen Rahmen zelebriert werden. „Nahezu an jedem Wochenende sind die Räume ausgebucht“, so Heckenlauer. Mehr und mehr hält auch die Kultur aller Sparten Einzug – angeboten allerdings nicht von der Gemeinde, sondern von Vereinen wie dem noch jungen Kulturverein. Er hat sich genau das auf die Fahnen geschrieben: Kultur in der Marktgemeinde fördern.
Öffnungszeiten In der Amtskellerei werden Führungen angeboten. Kontakt: Marktgemeinde Stadtlauringen, Tel. (0 97 24) 91 04-0, E-Mail: info@stadtlauringen.de oder Internet: www.stadtlaurigen.de
Anfahrt Die Marktgemeinde ist ab Schweinfurt über die Staatsstraße 2280 erreichbar. Nach 24 Kilometern ist Stadtlauringen erreicht. Vor der Kirche rechts in die Kellereistraße abbiegen, dann stehen Sie direkt vor dem Gebäudekomplex.