Bei Tag und Nacht denk ich an dich, Marina . . .“ Na, klingelt's? Wenn Sie jetzt unwillkürlich zu pfeifen beginnen, sind Sie nicht allein. Der Verfasser dieser Zeilen pfeift mit. Und beide kriegen wir die Melodie heute garantiert nicht mehr aus dem Ohr. Das passiert schon seit nunmehr 55 langen Jahren, in denen Rocco Granatas „kleine, zauberhafte Ballerina“, sein „wunderbares Mädchen“ zum Evergreen wurde.
Über den Jahreswechsel 1959/ 1960 hinweg hielt sich der Schlager „Marina“ mit über einer Million verkaufter Platten drei Monate lang an der Spitze der deutschen Hitparade. Auftakt für eine Karriere, die in die europäischen Charts und sogar in den USA auf Platz 31 führte.
„Marina“ entpuppte sich für den Automechaniker und Hobbymusiker Rocco Granata – von wegen Künstlername, der Mann heißt wirklich so! – als eine Art Lotto-Sechser. 1938 im süditalienischen Kalabrien geboren, war er mit den Eltern nach Genk, ins belgische Kohlerevier gekommen, wo er an den Wochenenden als Sänger und Akkordeonspieler mit seinem „Quintetto Italiano“ die Kasse aufbesserte. Weil keine Plattenfirma an der kleinen Samba-Melodie mit italienischem Text, betitelt nach der Zigarettenmarke „Marina“, Interesse zeigte, produzierte Granata die Single selbst und verteilte 300 Exemplare an Discjockeys und Plattenläden. Beim Label EMI Columbia wurde man aufmerksam und ließ Lilibert, die Gattin des späteren Roy-Black-Produzenten Hans Bertram, einen deutschen Text verfassen. Der Rest ist Schlager-Geschichte und wir dürfen der „süßen Caramia“ zum 55. Geburtstag gratulieren.
„Marina“ brachte ihrem Schöpfer Goldene Schallplatten, bereitete ihm den Weg zu weiteren Hits, zu eigenen Shows in New Yorks Carnegie Hall und zu Rollen in Filmen wie „Schick deine Frau nicht nach Italien“. Daran hat er sich übrigens gehalten: Rocco Granata lebt seit 1968 mit Gattin Rosie in Antwerpen und würde heute wohl „Mi sono innamorato di Rosie“ texten.