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Als Bandsalat alltäglich war
Technik der 80er: Welche Errungenschaften uns seither das Leben leichter machen – und manchmal schwerer
Spannende Sache: Jugendliche probieren im Mai 1985 einen Commodore 64 in einem Nürnberger Kaufhaus aus. Die Computer eröffneten auch eine neue Spielewelt.
Foto: Karl Städele/DPA | Spannende Sache: Jugendliche probieren im Mai 1985 einen Commodore 64 in einem Nürnberger Kaufhaus aus. Die Computer eröffneten auch eine neue Spielewelt.
Timo Lechner
Timo Lechner
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:43 Uhr

Technik, die uns das Leben leichter macht – an sich ein idealer Zustand. Jedoch: Bandsalat im Videorekorder, Viren auf dem Computer oder ständig hüpfende CDs im Discman – Probleme, die man erst in den 80ern kennenlernte. Die Dekade ist im Bereich der Technik weniger geprägt von Neuerfindungen. Jedoch werden die technischen Errungenschaften der vorigen Jahre jetzt massentauglich.

Ein Computer zu Hause – das ist zu Beginn der 80er noch eher etwas für Freaks. Zum Ende des Jahrzehnts jedoch schon selbstverständlich. Den ersten erfolgreichen Heimcomputer baut 1982 die Firma Commodore. Der C64 hat einen Arbeitsspeicher von sagenhaften 64 Kilobyte, jedoch keine Festplatte. Dafür kann man externe Laufwerke anschließen und Steckkarten einsetzen – und vor allem drauf los spielen. Noch nicht mit der Maus, sondern mit dem Joystick.

Wer im Westdeutschland der 80er aufwächst und keinen C64 hat, der ist schnell uncool, kann nicht mitreden und vor allem nicht damit prahlen, bei Spielen wie „Bubble Bobble“ den nächsten Level erreicht zu haben. Der C64 ist anfangs noch recht teuer, wird aber spätestens zum gängigen Spielzeug in Haushalten, als Aldi ihn 1987 ins Programm nimmt.

Commodore-Konkurrent Atari liefert wenig später die günstigeren XL-Computer, Apple entwickelt Mitte der 80er nach dem „Lisa“ den ersten Macintosh. Dieser hatte erstmals im Gegensatz zum PC eine grafische Benutzeroberfläche und musste nicht mehr zwingend über eine Tastatur bedient werden. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem IT-Riesen IBM schafft es Bill Gates mit seiner Firma Microsoft und der Programmiersprache MS-DOS ab 1981, den PC allmählich zu etablieren. Obwohl technisch nicht auf der selben Höhe wie die Konkurrenz, stehen zum Ende des Jahrzehnts mehr Microsoft-PCs in den Privathaushalten als Rechner anderer Hersteller.

Punkte im Labyrinth „fressen“

Mannshohe Computerspielgeräte findet man dagegen in Spielhallen oder auch manchen Gastwirtschaften neben dem üblichen Daddel-Automaten. Dort kann man bei Videospielen wie dem 1980 vorgestellten „Pac-Man“ zum Beispiel Punkte in einem Labyrinth „fressen“ und muss dabei aufpassen, nicht von Verfolgern verspeist zu werden.

1989 passt solch ein Gerät dann sogar in die Hosentasche: Der Nintendo Gameboy, eine tragbare Videospielkonsole, wird vorgestellt. Künftig ist dann derjenige cool, der so ein Ding auf Klassenfahrten oder auf dem Pausenhof dabei hat. Dann wird beim Geschicklichkeitsspiel „Tetris“ möglichst lückenlos gepuzzelt oder mit „Super Mario“ durch die Gegend gerannt und Punkte gesammelt.

Freilich kostet das alles Geld. Wer noch nicht im Besitz einer Kreditkarte ist und keine Euro-Schecks verwenden will, hat sicherlich schon eine Karte seiner Bank, mit der er am Geldautomaten Scheine ziehen kann. Die Bankkarte gab es zwar schon früher. Als ihr in den 80ern aber ein Magnetstreifen auf der Rückseite verpasst wird, auf dem sämtliche Daten des Besitzers zu finden sind, setzt sie sich endgültig durch.

Das digitale Zeitalter ist angebrochen, und mit ihm auch der Siegeszug des Internet. Das entwickelt sich sukzessive aus dem vom US-Militär hergestellten Arpanet, das bereits 1962 entwickelt worden war. Zwar wird das Internet erst ab 1990 kommerziell nutzbar gemacht. Die Protokolle jedoch, die definieren, wie Daten zwischen Computern ausgetauscht werden sollen, entstehen allesamt schon in den 80ern.

Der Kassettenrekorder wurde zwar schon in den 70ern erfunden, in diesem Jahrzehnt jedoch werden die Geräte kompakter. Mit integriertem Radio stehen sie bald bereits in den Zimmern von Kindern und Jugendlichen. Der bereits 1979 von Sony entwickelte Walkman, ein tragbarer Kassettenspieler, wird in den 80ern schnell zum Kult und unverzichtbar für alle, die unterwegs Musik hören und dabei möglichst modern daher kommen wollen. Erst 2010 wird die Produktion eingestellt, nachdem 200 Millionen dieser Geräte verkauft worden waren.

Discman folgt auf Walkman

Da die Compact Disc ebenfalls in den 80ern das Licht der Welt erblickt, wird bald in Anlehnung an den Walkman auch der Discman vorgestellt. Das Prinzip ist dasselbe, die Halbwertszeit jedoch kürzer – mittlerweile sieht man ambulante Musikfans nur noch mit Festspeicher-Abspielgeräten in der Fußgängerzone.

Ähnliches spielt sich heutzutage ja bereits in den Wohnzimmern ab, wo Festplatten-Rekorder oder ähnliches stehen. In den 80ern nehmen diesen Platz noch Videorekorder ein, Aufzeichnungs- und Wiedergabegeräte mit Magnetbandkassetten, die so groß wie eine mittlere Brotzeitbox sind. Die japanische Hersteller JVC setzt sich zu Beginn des Jahrzehnts schnell mit seinem VHS-Standard gegen erwiesen bessere Techniken wie Video 2000 der deutschen Firma Grundig durch. Wieder einmal hatte, wie schon im Falle Microsoft, der gesiegt, der günstiger produzierte und aggressiver warb.

Gehalten hat sich an technischen Helferlein in deutschen Haushalten das Tastentelefon. Zwar beginnt der Verdrängungswettbewerb gegen die altbekannte Wählscheibe bereits im Vorjahrzehnt. Jedoch wählt gegen Ende der 80er kaum noch jemand seine Nummer auf Fax und Telefon durch eine Drehbewegung, sondern durch Tippen.

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Foto: DPA | Musik für unterwegs: Der Walkman hatte in den 80er Jahren seine hohe Zeit.
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