Der Schutz des Grundwassers als Gemeinschaftsaufgabe stand im Mittelpunkt beim 10. Wasserforum Unterfranken der Aktion Grundwasserschutz. 160 Vertreter von Wasserversorgern, Städten und Gemeinden sind ins Juliusspital nach Würzburg gekommen, um über neue Wege beim Grundwasserschutz zu diskutieren. Gerade in Unterfranken ist der Grundwasserschutz ein Dauerbrenner, weil durchlässige Böden und geringe Niederschläge dazu führen, dass ein hoher Anteil unerwünschter Stoffe wie Nitrat in die Grundwasserleiter gelangt, erklärte Unterfrankens Regierungspräsident Paul Beinhofer.
Dass nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch der Klimawandel Einfluss auf unser Grundwasser hat, verdeutlichte Claus Kumutat, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt in Augsburg. Längere Trockenperioden und die Zunahme von Extremwetterereignissen könnten zu einem Rückgang der Quellschüttungen führen und somit das Grundwasser verschlechtern. Durch den demografischen Wandel werden die Wasserversorger weniger Kunden haben. „Der Preis für Trinkwasser wird in den nächsten Jahren steigen.“
Grundwasserschutz ist laut Kumutat eine Gemeinschaftsaufgabe. Das fängt mit der Landwirtschaft an, die mit ihrer Art der Bodenbewirtschaftung die Qualität des Wassers am stärksten beeinflusst. Der Präsident des bayerischen Landesamtes für Umwelt forderte eine bessere Überwachung der landwirtschaftlichen Maßnahmen und eine an den Gewässerschutz angepasste Novellierung der Düngemittelverordnung.
Immer noch gelten weite Bereiche des Grundwassers in Unterfranken wegen der Nitratbelastung als gefährdet. 14 Prozent des für Trinkwasserzwecke geförderten Grundwassers überschreiten den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Die Wasserversorger Karlstadt, Arnstein und Thüngen kooperieren seit 2002 mit Landwirten, die ihren Acker grundwasserverträglich bewirtschaften, erklärte Eva Heilmeier, Wasserschutzberaterin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt. Sie bauen Braugetreide oder Dinkel statt Weizen an, setzen auf Zwischenfrüchte und Stilllegung statt intensiven Ackerbau. Auch Großostheim kooperiert mit Landwirten, berichtete Bürgermeister Herbert Jakob.
Vor allem der Anbau von Winterzwischenfrüchten wirke sich positiv auf das Grundwasser aus, weiß Heiko Lukas, Landwirtschaftsdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg. Er berät Landwirte zu den Themen Greening und Kulturlandschaftsprogramm (KULAP). Das für Betriebe mit einer Betriebsgröße von 15 Hektar verpflichtende Greening umfasst auch den Erhalt von Dauergrünlandflächen wie Wiesen und Weiden sowie eine größere Vielfalt beim Anbau von Feldfrüchten. Auch den Wasserversorgern rät Lukas, auf Blühflächen zu setzen und ein Schild aufzustellen mit der Aufschrift: „Ihr Wasserversorger sorgt dafür, dass Sie Blumen in der Vase haben, und tut etwas für den Grundwasserschutz.“
Dass auch Energiegewinnung aus Wildpflanzen funktioniert, erläuterte Kornelia Marzini, Biologin bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Seit 2009 erforscht sie Wildpflanzenmischungen, um die negativen Auswirkungen des großflächigen Maisanbaus für die Biogasgewinnung zu entschärfen. Wildpflanzen brauchen keine Pestizide, wenig Düngung und locken dazu Bienen und Schmetterlinge an. „Bisher sind Wildpflanzenmischungen zur Biogaserzeugung nicht als Greening-Maßnahme genehmigt“, so Marzini.
60 von 311 Wasserversorgern in Unterfranken kooperieren bereits mit Landwirten. Die Regierung von Unterfranken hofft, dass noch mehr dazukommen. Der Landwirt ist Wasserschützer, Bodenschützer und Kulturschützer, sagte Christoph Hartmann vom GeoTeam Bayreuth. „Wir müssen mit den Landwirten gemeinsam nach Lösungen suchen“, bekräftigte Markus Rauh, Werkleiter der Fernwasserversorgung Oberfranken.