zurück
Fußball: Regionalliga
Alban Ramaj: Ein Held in der Provinz
Von unserem Redaktionsmitglied Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 15.12.2020 17:42 Uhr

Die Begegnung mit der eigenen Vergangenheit fällt aus. Alban Ramaj wird an diesem Samstag (14 Uhr, flyeralarm Arena) gegen 1860 München II nicht spielen. Eine Leistenzerrung, der Trainingsrückstand: „Es macht keinen Sinn“, sagt der Winterneuzugang von Fußball-Regionalligist FC Würzburger Kickers. Dabei wär's doch eine schöne Geschichte gewesen. Ramaj war vor über acht Jahren aus seiner Heimat Würzburg vom WFV fortgegangen. Er war aufgebrochen, um bei den Münchner Löwen – in der Reserve – sein Glück zu suchen. Ramaj spielte dort an der Seite von Spielern, die heute große Nummern sind im Fußball-Geschäft: Lars und Sven Bender (Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund), Christian Träsch (VfB Stuttgart) oder Timo Gebhardt (1. FC Nürnberg). Ramaj wurde älter. „Irgendwann, so ungefähr mit 23, gilt man nicht mehr als Talent“, erzählt er: „Dann hat man es geschafft oder nicht.“ Ramaj wurde fortgeschickt.

Manch einer würde sagen, er sei gescheitert. Ramaj findet, er hat es geschafft. Schließlich lebte er fortan trotzdem das Leben eines Fußballprofis, eines Helden in der Provinz: Cottbus, Emden, Aue. Es waren gewiss die – sagen wir es einmal so – zugigeren Ecken der Republik, in die es ihn verschlagen hat. „Manche Spieler sagen tatsächlich: In diese oder jene Stadt will ich nicht. Bei mir war das nie so. Wenn es sportlich gepasst hat, dann habe ich mich dort wohl gefühlt“, erzählt er. Seine dunklen Augen unter der Wollmütze leuchten noch heute, wenn er an diesen 30. April 2010 denkt. Aue gewann in der Dritten Liga gegen Braunschweig 2:1, der Aufstieg in Liga zwei. „Zweite Liga – um das zu schaffen bin ich aus Würzburg weggegangen“, sagt er: „15 000 Zuschauer stürmen auf das Feld. Sie wollen alles von dir, dein Trikot, deine Schuhe. Ein unglaublicher Moment. Dafür spielt man Fußball.“ Dann also zweite Liga, 17 Spiele, ein Tor in anderthalb Jahren, bevor Ramaj im Winter 2012 weiterzog zu Carl Zeiss Jena und dort trotz einer ziemlich guten Mannschafts-Bilanz in der Rückrunde im vergangenen Sommer den Absturz aus der dritten Liga nicht verhindern konnte.

Man kann sagen, Ramaj, gebürtiger Kosovo-Albaner, der auch für die nicht ganz offizielle Nationalmannschaft der Kosovaren (sie darf nur Testspiele bestreiten) antritt, hat viel erlebt. Nun ist er 27 Jahre alt und wohnt in Güntersleben, zusammen mit seinen Eltern und seinen Geschwistern. „Es ist schön, mal wieder im gewohnten Umfeld zu sein“, sagt er, der in den letzten Jahren nirgendwo richtig heimisch werden konnte. Ein halbes Jahr lang war er zuletzt ohne Verein. Seine eigene Entscheidung, wie Ramaj betont. Denn Angebote habe es schon gegeben: „Auch aus der Dritten Liga.“ Aber so richtig passend habe er nichts gefunden. Ramaj ging in die Heimat, hielt sich im Herbst beim Würzburger FV fit. „Der Kontakt zu Trainer Michael Hochrein war nie abgerissen. Ich habe ihm einiges zu verdanken. Er war es, der mich nachdem ich aus der Jugend kam, beim WFV in der Landesliga in der ersten Mannschaft ständig eingesetzt hat.“

Dass er nun das Kickers-Trikot trägt, ist für Ramaj eine ganz normale Sache. „So ist halt das Fußballgeschäft“, sagt er. „Und bei den Kickers ist echt etwas am entstehen. Man hat sich hier schon länger um mich bemüht, und das Konzept hat mich überzeugt. Ich kann mich voll damit identifizieren.“ Er hätte im Winter auch an andere Orte wechseln können: „Aber ich wollte nicht für ein halbes Jahr irgendwohin umziehen. Hier bin ich in meinem Umfeld und kann trotzdem Regionalliga spielen.“ Und im Sommer? Möglicherweise will Ramaj dann ja doch wieder weiterziehen. „Ich glaube schon“, sagt er auf die Frage, ob er denn in seiner Karriere noch ein zweites Zweitliga-Tor erzielen werde. „Ich traue mir auf jeden Fall zu ,noch einmal in der Zweiten Liga zu spielen. Die Qualität dazu habe ich.“

Alban Ramaj

Karrierestationen: – 2005 Würzburger FV 2005 – 2007 TSV 1860 München II

40 Regionalligaspiele/4 Tore

2007 – 2008 Energie Cottbus II

18 Regionalligaspiele/4 Tore

2008 – 2009 Kickers Emden

37 Drittligaspiele/4 Tore

2009 – 2012 Erzgebirge Aue

30 Drittligaspiele/6 Tore 17 Zweitligaspiele/1 Tor

2012 Carl Zeiss Jena

13 Drittligaspiele/2 Tore

 
Themen & Autoren / Autorinnen
1. FC Nürnberg
Bayer Leverkusen
Borussia Dortmund
Carl Zeiss Gruppe
Christian Träsch
Energie Cottbus
Erzgebirge Aue
FC Würzburger Kickers
Kickers Emden
Profi-Fußballer
Sven Bender
TSV 1860 München
Trikots
VfB Stuttgart
Würzburger FV
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen