
Ja servus! So einen Auflauf hat Gnodstadt, hat die Hausbrauerei Düll zum „Tag des Bieres“ noch nie erlebt: Am Freitag, schon lange vor 19 Uhr, waren alle Plätze in der festlich geschmückten Brauhalle besetzt, ständig wurden weitere Bänke herbeigeschafft. Und das alles für Hubert Aiwanger, den ersten Nicht-CSUler, der seit Anbeginn des Festes 1998 ans Rednerpult durfte.
„Selbst wenn alle Schwarzen hier raus wären, wäre es immer noch voll,“ scherzte der Chef der Freien Wähler bei seiner ersten Maß Festbier und empfahl Sebastian Rank einen Anbau. „Auch wenn die CSU wieder 'alleinerziehend' in Bayern tätig ist, muss sich erst noch zeigen, ob sie näher am Menschen ist,“ stichelte Rank zur Begrüßung.
Und malte ein Horrorszenario: „Zum Schäufele ein Wasser, da läuft doch was schief. Dabei weiß doch jeder: Bier ist das gesündeste Getränk, das schmackhafteste Gericht – und die wirkungsvollste Arznei.“
Heute sind wir der Bierlandkreis“, sagte Landrätin Tamara Bischof. „Überrascht“ sei sie gewesen von Ranks Anfrage für Aiwanger als Festredner. Ein Handyanruf später sei die Sache geritzt gewesen – ohne Vertrag. „Hubert, blamier mich jetzt nicht“, gab Bischof ihrem Parteichef mit auf den Weg. „Es heißt ja, dass du mit den Franken fremdelst, jetzt kannst du das Gegenteil beweisen. Hau auf die Klötze, wenn die Leute einschlafen, darf nie mehr ein Freier Wähler ran.“
Die Gefahr bestand keine Sekunde: Aiwanger arbeitete sich 52 Minuten auf im schönstem niederbayerischen Dialekt. Er war patschnass, wurde immer wieder von Applaus unterbrochen.
Auch einer der Rodheimer Musikanten, offenbar ein Vater, rief laut Bravo als Aiwanger für neun Jahre Gymnasium plädierte. „Das G-8 muss weg. Ich will nicht, dass für Jugendliche die Schulzeit nur aus Lernen besteht, sie mit siebzehneinhalb Abitur machen, aber die Sonne noch nie gesehen haben.“ Feuerwehr, Schützen, Sportverein, all dies komme zu kurz, gute Unterrichts-Qualität brauche mehr Zeit.
Dann holt Aiwanger zum Rundumschlag aus gegen Konzerne, Lobbyisten sowie Politiker in Brüssel, Berlin und München, die sich erst Wahlen finanzieren ließen und dann widersinnige Gesetze beschließen würden, wie etwa bei der Gentechnik. „Bier mit genveränderter Gerste sollen die bei der EU selber saufen.“
Zwischendrin gibt Unruhe. Aiwanger redet und redet, statt einfach mal den Bierkrug zu erheben. Doch als er sich über die CSU lustig macht, wird gejubelt. Volksbefragungen ohne Bindungswirkung, sagt er, das könne nur machen, wer ein schlechtes Gewissen, wer Angst vorm Bürger hat. Am Ende tosender Applaus, ja Ovationen. „Da war so mancher Vorredner eine Schlaftablette dagegen“, findet Sebastian Rank, was es nicht unbedingt einfacher machen dürfte, mit der CSU wieder ins Reine zu kommen.