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Ab in den Garten
Säen und pflanzen: Die Gartenexpertin Marianne Scheu-Helgert erklärt, was jetzt im Garten zu tun ist, welche Obst- und Gemüsesorten im Trend sind und was bei der Pflege der Pflanzen zu beachten ist.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:33 Uhr

März, April und Mai sind die Gartenmonate: Salat, Spinat, Zuckermais, Radieschen, Kresse, Tomaten oder Erbsen warten nur darauf ausgesät und eingepflanzt zu werden. Der eigene Gemüsegarten ist im Trend. Gerade in Zeiten, in denen man immer wieder von hohen Pestizidbelastungen liest, ist er eine gute Alternative zum Gemüse aus dem Supermarkt. Selbst im Blumenkasten oder auf dem Balkon lassen sich Cocktailtomaten, Chilis und sogar Zucchini oder Auberginen kultivieren.

Das Anlegen eines Gemüsegartens will geplant sein, sagt Marianne Scheu-Helgert, Gartenexpertin der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Sie selbst besitzt einen idyllischen Bauerngarten in Güntersleben (Lkr. Würzburg). Einige Gemüsepflanzen lassen sich einfach aus Samen ziehen, andere kauft man besser als Jungpflanzen. Der Hobbygärtner startet mit Salat ins Gartenjahr. Kein Salat ist so frisch wie der aus dem eigenen Garten – und der eigene Anbau ist ganz einfach. Marianne Scheu-Helgert setzt auf Kopfsalat rot oder blond und Eichblattsalat. „Letzterer ist auch für Anfänger geeignet, weil er sehr unempfindlich ist“, erklärt die Gartenexpertin. Wichtig ist, die Setzlinge nur zur Hälfte einzutopfen und gut anzugießen. Das reduziert die Fäulnisanfälligkeit. Eissalat ist der Liebling der Schnecken und daher weniger pflegeleicht.

Auch Balkon-Gemüsegärtner können auf Pflücksalate wie Lollo Rosso und Lollo Bionda setzen, weil sie so unkompliziert sind. Der Handel bietet seit einiger Zeit zudem die sogenannten Baby-Leaf-Salate an. Das sind Salate, die keinen Kopf bilden, dicht ausgesät und schon im „Babyalter” (Schnittlänge sechs bis acht Zentimeter) geerntet werden. Auch Auberginen und Zucchini können in großen Kästen angebaut werden. Sie mögen einen sonnigen, windgeschützten Standort. Aussaattermin von Zucchini ist erst Ende April. Sogar Spinat wächst auf dem Balkon. Seine Samen sind relativ groß und können ab sofort ausgesät werden. Verhältnismäßig schnell, nämlich nach etwa sechs Wochen, kann man mit der ersten Ernte beginnen.

Tomaten dürfen in keinem Garten fehlen. „Kinder lieben kleine Cherrytomaten“, sagt die Gartenbauwissenschaftlerin. Die Pflanzen benötigen aber eine Rankhilfe. Ein einfacher Holzstab, der neben die Pflanze in die Erde gesteckt wird, genügt. Daran bindet man die Pflanze in regelmäßigen Abständen lose fest. Heute gibt es über 10 000 verschiedene Tomatensorten. Bei Pflanzenbörsen und im Internet kann man Raritäten entdecken.

Die Tomatenpflanzen werden auf der Fensterbank oder im Gewächshaus gezogen, bis sie etwa 20 Zentimeter Höhe erreicht haben. „Nach den Eisheiligen Mitte Mai können Sie die Jungpflanzen ins Gartenbeet oder den Topf am Balkon setzen“, sagt Scheu-Helgert. Ihre Lieblingssorte heißt „Philovita“. „Das Wachstum ist kräftig und vital und sie trägt auch ohne Nässeschutz gesunde Früchte.“ Für die Aussaat empfiehlt die Gartenfachfrau spezielle Aussaaterde mit einem niedrigen Salzgehalt.

Wer Erdbeeren mag, kann jetzt Walderdbeeren aussäen. Die kleinen, zarten Pflänzchen zieht man am besten in Saatschalen auf der Fensterbank. Im Mai wandern sie in den Balkonkasten oder ins Beet. Im Juni sind meist die ersten Früchte reif. Die beste Pflanzzeit für Erdbeergrünpflanzen ist der Monat Juli. Wer diesen Termin versäumt hat, kann auch noch im April sogenannte Frigopflanzen (eingefrorene Pflanzen) einpflanzen.

Chilis sind das Trendgemüse in Rot, Orange, Grün und Gelb. „Sie sind einfach im Anbau und weniger pflegebedürftig als Paprika.“ Sie vertragen keinen Frost, sollten im Haus ab Februar bei Zimmertemperatur und genügend Licht vorgezogen werden und erst bei einer Pflanzenhöhe von etwa zehn Zentimetern umgetopft werden. Je früher geerntet wird, desto geringer ist die Schärfe der Chilis. Auch die Namen der scharfen Früchtchen klingen vielversprechend wie „Satan's Kiss“ (der Kuss des Satans) oder „Devil's Tongue“ (Teufelszunge). Bei großfrüchtigen Paprikasorten sollte man laut Scheu-Helgert unbedingt die ersten Blüten entfernen. „Die Pflanze steckt sonst die ganze Kraft in die erste Fruchtbildung und wächst kaum noch.“ Paprika gedeiht auch auf dem Balkon: „Stellen Sie die Pflanze möglichst nahe an die Hauswand in 20-Liter-Kübeln.“

Kinder lieben Erbsen. Markerbsen werden im April ausgesät. Im Garten von Marianne Scheu-Helgert stehen auf drei Quadratmetern Erbsen, das ergibt ein bis zwei Kilo Früchte. „Die Erbsen werden kurz blanchiert, dann friere ich sie ein“. Sie schmecken köstlich in Salaten, als Gemüse mit Mais oder Karotten und in jedem Gemüseeintopf. Für ihr Wachstum benötigen die Pflanzen eine Rankhilfe von etwa einem halben Meter Höhe. Wichtig: Die Erde sollte immer gut feucht gehalten werden. Erbsen zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Proteinen aus. Bohnen sind ertragreich und sehen auch als Zierpflanzen schön aus. Scheu-Helgert pflanzt gerne Feuerbohnen in ihrem Garten. Wichtig ist ein sonniger Standort. Feuerbohnen wurzeln tief, deshalb sollte der Boden schön locker sein und regelmäßig mit Kompost versorgt werden. Rund um die Pflanzen sollte immer wieder Erde angehäufelt werden. Dankbar sind die Bohnen auch für Mulch, Brennnesseln oder Grasschnitt. Mit den Blättern können die oberen, flach wachsenden Wurzeln abgedeckt werden.

Rote Bete, Pastinaken, Kohlrabi und Karotten stehen bei Hobbygärtnern nicht ganz oben auf den Hitlisten. Der Grund: „Die Leute haben Angst vor Schmutz und Dreck in der Küche.“ Marianne Scheu-Helgert hat auch für dieses Problem eine Lösung: „Ich habe einen Gemüsewaschplatz im Garten“, erzählt sie. Dazu benötigt man einen Wasseranschluss, eine Wanne oder flachen Eimer auf einem Hocker, Bürste und Messer. Wurzelgemüse wird so gleich im Garten gesäubert.

Zuckermais und Puffbohne dürfen im Garten der Scheu-Helgerts jedenfalls nicht fehlen. Über viele Jahrtausende waren sie ein wichtiges Gemüse für die Menschheit – die Dicken Bohnen, auch als Puffbohne, Ackerbohne oder Saubohne bezeichnet. Durch ihren hohen Stärke- und Eiweißgehalt zählten sie lange Zeit zu den unentbehrlichen Nahrungsmitteln, gerade für die ärmere Bevölkerung. Mit Speck oder Schweinefleisch ergeben sie auch heute noch ein nahrhaftes und schmackhaftes Gericht. Gesund ist die Dicke Bohne zudem auch. Sie enthält reichlich Vitamin-C, viel Eiweiß und Lysin.

Zuckermais steht bei Marianne Scheu-Helgert hoch im Kurs. Der Boden sollte im Herbst tief umgegraben werden. Es empfiehlt sich, beim Graben gleich Stallmist oder einen anderen stickstoffhaltigen organischen Dünger einzuarbeiten. Zuckermais benötigt nämlich sehr viel Stickstoff. Die Aussaat sollte erst nach den Eisheiligen (11. bis 15. Mai) erfolgen, da die jungen Pflanzen sehr frostempfindlich sind. Der Zuckermais sollte möglichst nicht in einzelnen Reihen gesät werden, sondern lieber in Blöcken im Gemüsegarten stehen. Dadurch wird sowohl die Bestäubung durch den Wind als auch die Standfestigkeit der Pflanzen verbessert. „Der Zuckermais benötigt nur sehr wenig Pflege und schmeckt einfach köstlich.“

 
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