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Zöschingen
Absage von Glasfaserausbau: „Die Telekom ist ein einziger Saftladen“
Die Telekom hat den Breitbandausbau in Zöschingen abgesagt. Der Kabelgraben ist gegraben, die Kabelrollen sind da, doch nun muss die Gemeinde selbst zahlen.
Redaktion
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:03 Uhr

Die Bauarbeiten der Ortsdurchfahrt in Zöschingen standen nun mehr als eine Woche still. Denn völlig unerwartet hat die Telekom die seit Langem angekündigte Verlegung von Glasfaserleerrohren unter der Ortsdurchfahrt (Kreisstraße DLG 6) in Zöschingen abgesagt. Dem vorausgegangen waren nochmalige Verhandlungen, da die Telekom Budgetschwierigkeiten bei der Gemeinde angemeldet hatte. Zöschingens Bürgermeister Tobias Steinwinter schimpft: "Die Telekom ist ein einziger Saftladen."

Der Rathauschef erläutert: "Wir hatten eine Vereinbarung, dass die Gemeinde noch einen Baukostenzuschuss von rund 40.000 Euro obendrauf legt, die Telekom aber auch gleich den Auftrag an das ausführende Bauunternehmen rausgibt." Eine Woche lang sei wieder nichts passiert, obwohl man schon sechs Wochen auf den Auftrag wartete.

Telekom sagt Breitbandausbau in Ortsdurchfahrt Zöschingen ab

Auf tägliche Nachfrage, wann denn endlich ein Techniker auf die Baustelle komme, um die Verlegung mit der Baufirma genau zu klären, seien immer schale Ausreden zu hören gewesen. Der Bürgermeister ist fassungslos: "Teamleiter XY prüft noch, Chef XY gibt noch nicht frei, Baubetreuer hat noch keine Freigabe – man wurde von Pontius zu Pilatus vertröstet, obwohl schwarz-auf-weiß eine Einigung bei den Kosten getroffen war."

Das Material, wie Leerrohre und Microrohrverbünde, liegt seit 9. Juni bereit zum Verlegen auf der Baustelle. Dies wurde von der Telekom selbst angeliefert. Mit den Anliegern wurden seitens der Telekom Verträge geschlossen, damit die Verlegung in die einzelnen Gebäude und Privatgrundstücke geregelt ist. Dazu war sogar ein Telekom-Mitarbeiter persönlich unterwegs. "Was hier passiert, ist einfach nur noch irre – Material ist auf der Baustelle, der Kabelgraben ist eingesandet hergestellt und jetzt steht hier alles still", klagt Steinwinter weiter.

Kabelrollen stehen und Gräben sind auf Baustelle in Zöschingen gegraben

Positiv hervorzuheben ist in diesem Schlamassel Steinwinter zufolge ein Telekom-Mitarbeiter aus Deisenhofen, der sich bis zum Schluss für eine Lösung eingesetzt habe. "Alle anderen Verantwortlichen aus diesem Laden kann man aber in der Pfeife rauchen“, sagt der Bürgermeister. Überall werde der Breitbandausbau in den Fokus gestellt. In den Städten würden schöne Pressefotos über den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Telekom geschossen. Im kleinen Zöschingen werde man nach rund zweijährig andauernder Ausbauzusage einfach – bei laufender Baustelle – sitzen gelassen. Die Kabelrollen der Telekom wurden nun bei einem Bauunternehmer zwischengelagert. 

Jetzt wird den Ausbau wohl die Gemeinde selbst finanzieren müssen. "Im ohnehin schon angespannten Haushalt haben wir hierfür eigentlich gar keinen richtigen Spielraum mehr. Aber die Straße herzustellen, ohne Glasfaserleerrohre darunter zu verlegen, wäre ein Schildbürgerstreich, den sich die Telekom auf ihre Fahnen schreiben darf, aber nicht die Gemeinde Zöschingen", sagt Steinwinter. Derzeit werde die Gemeinde durch die NetCom BW beziehungsweise die Netze-ODR unterstützt, um den Stillstand auf der Baustelle beseitigen zu können. 

Zöschingen wird Breitbandausbau wohl nun selbst finanzieren müssen

"Was die gerade hier leisten, ist fast schon übermenschlich", betont Steinwinter. Weil das Verlegeschema der Telekom mit keinem anderen Netzbetreiber kombinierbar sei, müsse jetzt quasi über Nacht eine komplett neue Breitbandplanung erstellt und anderes Rohrmaterial angeliefert werden. "Und das alles eigentlich schon vorgestern", so Steinwinter.

Durch den Absprung der Telekom stand die Baustelle in Zöschingen eine Woche lang still. "Das war heftig die letzten Tage", sagt der Rathauschef. Seit Donnerstag der vergangenen Woche werden die Leerrohre auf Kosten der Gemeinde durch die NetCom BW verlegt. Im ersten Bauabschnitt der Ortsdurchfahrt belaufen sich diese voraussichtlich auf 60.000 bis 80.000 Euro. Die Kosten verdoppeln sich dann wahrscheinlich durch den zweiten Bauabschnitt im kommenden Jahr. Vorgesehen waren diese bisher nicht im Finanzplan der kleinsten Landkreisgemeinde. (sukl mit AZ)

 
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