Ein kleines Krabbeltier mit langen Beinen an der Wand - ist es eine Spinne? Auf diese Frage lässt sich eine Antwort finden, wenn man die Beine des Tieres zählt. Denn Spinnen haben eine charakteristische Anzahl an Laufbeinen. Und die Laufbeine der Tiere sind ziemlich beeindruckend. Aber wie viele sind es genau?
Kein Insekt: Wie viele Beine hat eine Spinne?
Spinnen sind keine Insekten. Doch sie sind mit ihnen verwandt: Beide gehören zum Stamm der Gliederfüßer, erklärt der Umweltverband NABU. Darunter sind Tiere zu verstehen, die ein Außenskelett und gegliederte Beine besitzen. Spinnen gehören aber laut der Arachnologischen Gesellschaft (Arages) innerhalb diesem Stamm in die artenreichste und ökologisch wichtigste Gruppe der Spinnentiere (Arachnida).
Spinnentiere haben immer zwei Körperabschnitte (Vorder- und Hinterkörper) und acht Beine. Insekten haben dagegen nur sechs Beine. Im Gegensatz zu vielen Insekten haben Spinnen auch keine Fühler oder Flügel.
Laut der Arages sitzen die Laufbeine am Vorderkörper der Spinne. Es gibt noch ein weiteres Paar, das jedoch nicht zu den Beinen gezählt wird, da es nicht zum Laufen dient: Verkürzte Beine sind als Taster entwickelt, die sogenannten Pedipalpen.
Wie funktionieren Spinnenbeine?
Die Besonderheit an Spinnenbeinen ist, dass sie hohl sind und keine Muskeln besitzen. In jedem ihrer acht Beine haben Spinnen sechs Gelenke, die sich nur in eine Richtung beugen lassen. Spinnen besitzen also 48 Knie, könnte man sagen. Das macht sie so ungeheuer flink. Aber wie kann die Spinne die Beine bewegen, wenn sie keine Muskeln hat?
Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena vergleichen das Prinzip mit einer Hydraulik, die auch in Baggern und Gabelstaplern Anwendung findet. Statt der Muskelkraft pumpen die Tiere demnach mit hohem Druck ihr bläuliches Blut (Hämolymphe), durch die Kanäle in die Beine. Durch den Druck der Flüssigkeit in den Beinen streckt sich das Gelenk. Die Wissenschaftler aus Jena haben zudem nachweisen können, dass die Bewegung bei manchen Spinnenarten durch Muskeln in der Hüfte unterstützt wird. Spinnen können außerdem jedes Bein einzeln bewegen, unabhängig von den anderen.
Spinnenbeine: Härchen als Trick
Das letzte Glied der Spinnenbeine - quasi der Spinnenfuß - heißt Tarsus und ist mit feinsten Härchen (Setae) ausgestattet. Diese Härchen sind übrigens auch der Grund, warum Spinnen nicht in ihren eigenen Netzen kleben bleiben. Außerdem helfen sie der Spinne beim Klettern auf senkrechten Flächen wie Hauswänden, wie Forscher der Universität Kiel zeigen konnten.
Übrigens: Wenn eine Spinne ein Bein verliert, wächst dieses meist nach. Das ist nicht das einzig Beeindruckende an den oft gefürchteten Achtbeinern: Manche Spinnenarten können hören oder sind unfassbar groß - etwa die Goliath-Vogelspinne, die größte Spinne der Welt. Oder sie sind so gute Jäger, dass sie selbst Menschen gefährlich werden können.