In Polen sind in den vergangenen Tagen ungewöhnlich viele Hauskatzen gestorben. Nicht nur Katzenhalter sind deshalb derzeit beunruhigt, auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte sich schon zu den Fällen. Am vergangenen Montag, den 17. Juli, veröffentlichte sie in Genf eine formelle Meldung über den Krankheitsausbruch. Grund für die Todesfälle ist eine Variante eines längst bekannten Virus: der Vogelgrippe.
Aber wie infizieren sich Katzen damit? Besteht auch für andere Tiere, oder gar für Menschen eine Gefahr? Und gibt es auch in Deutschland einen Grund zur Sorge? In diesem Artikel ist gesammelt, was man bisher über die Fälle in Polen weiß.
Katzen sterben in Polen: Was ist die Ursache?
H5N1 - so heißt das Virus, das die Vogelgrippe auslöst. Wie der Name schon verrät, sind vor allem Vögel von der Krankheit betroffen. Der NaturschutzbundNABU erklärt in seinem Vogelgrippereport von diesem Jahr: "Erstmals nachweisen konnte man H5N1 im Jahr 1996 in einer Gänsefarm in Südchina. Von dort wurde das Virusübertragen auf weitere Zuchtbetriebe und schließlich auch auf wilde Zugvogelarten wie Gänse, Enten und Schwäne." Über Zugrouten dieser Vögel in andere Erdteile gelangte das Virus auch nach Europa.
Doch nicht nur Vögel sind von dem Virus betroffen: Bei dem Erreger, der sich in Polen bei Katzen ausbreitet handelt es sich laut dem für Tiergesundheit zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) um die H5N1-Variante 2.3.4.4.b, mit der sich vermehrt auch Säugetiere anstecken. Besonders Katzen, sowohl Hauskatzen als auch Großkatzen wie Tiger, Löwen und Pumas, seien empfänglich für aviäre Influenzaviren des Subtyps H5N1.
Wie sich die Haustiere mit dem Virus angesteckt haben, ist noch unklar. Laut FLI gehen die zuständigen polnischen Behörden der Quelle des Infektionsgeschehens nach. Neben dem direkten oder indirekten Kontakt zu infizierten Wildvögeln und deren Ausscheidungen wäre eine weitere mögliche Quelle das Futter der Tiere.
Vogelgrippe tötet Katzen: Wie viele Fälle gibt es?
Die Fälle sind noch nicht lange bekannt: Ende Juni meldete das Staatliche Veterinärinstitut in Puławy, Polen, mehrere Verdachtsfälle von Infektionen mit H5N1 bei Katzen. Die Fälle traten in verschiedenen Landesteilen auf.
Laut einer Mitteilung des FLI sollen zahlreiche Katzen betroffen sein: bis Mitte Juli untersuchten Wissenschaftler 47 Proben, davon 29 mit positivem Ergebnis. "Die Tiere zeigten teilweise schwere Krankheitssymptome, wie Pneumonie und zentralnervöse Störungen, die in einigen Fällen tödlich endeten", so das Institut. Betroffen gewesen seien sowohl Freigänger-Katzen als auch solche, die durchgängig im Haus gehalten wurden. Von den Katzen seien laut Angaben der WHO 14 eingeschläfert worden, elf weitere starben so.
Vogelgrippe tötet Katzen: Wie äußert sich die WHO?
Die WHO in Genf warnte in einer formellen Meldung über den Krankheitsausbruch vor weiteren Ansteckungen und mahnte zur Beobachtung in anderen Ländern. "Sporadische Infektionen von Katzen mit dem A(H5N1)-Virus wurden bereits früher gemeldet, aber dies ist der erste Bericht über eine große Anzahl infizierter Katzen in einem großen geografischen Gebiet innerhalb eines Landes", teilte die WHO mit.
Weiter spricht die WHO von "mehreren Möglichkeiten für die Infektionsquelle": Die Katzen könnten direkt oder indirekt mit infizierten Vögeln oder deren Umgebung in Kontakt gekommen sein, infizierte Vögel gefressen oder mit dem Virus kontaminierte Nahrung zu sich genommen haben." Mit Blick auf Polen heißt es: "Die Behörden untersuchen alle möglichen Quellen und haben bisher keine ausgeschlossen."
Vogelgrippe in Polen: Sind nur Katzen betroffen oder auch Menschen und andere Tiere gefährdet?
Was bedeutet die ungewöhnliche Häufung von H5N1 in Polen für den Menschen? Schließlich befällt das Virus in seltenen Fällen auch Menschen. Auch zur Ansteckung von anderen Tieren und Menschen macht die WHO in ihrer Mitteilung Aussagen: Die Behörde erklärte, das Risiko für Menschen in Polen, sich mit der Vogelgrippe zu infizieren, sei allgemein gering und selbst bei Kontakt mit infizierten Katzen nur gering bis mäßig. Bis zum 12. Juli haben sich demnach 70 Personen, die mit den infizierten Katzen in Kontakt waren, selbst auf grippeähnliche Erkrankungen beobachtet, keine davon meldete Symptome. Auch das FLI erklärt: "Es gibt keine Hinweise auf eine Übertragung von Katze zu Katze oder Katze zu Mensch."
Doch nicht nur bei Katzen ist die Virusvariante in den letzten Wochen aufgetreten: die WHO bezeichnete die steigende Zahl der mit H5N1 infizierten Säugetiere bereits vor dem Ausbruch der Krankheit bei den polnischen Katzen als ungewöhnlich. Seit Juni wurde der Erreger bei Vögeln und anderen Tierarten in Asien, Afrika, Europa und Amerika nachgewiesen - unter anderem bei Zuchtnerzen in Spanien, Robben in den USA und Seelöwen in Peru und Chile.
Katzen sterben an Vogelgrippe: Was sollen Haustierhalter tun?
Die polnischen Behörden haben unterschiedliche Gegenmaßnahmen entwickelt, um die weitere Verbreitung der neuartigen Variante einzudämmen:
- Besorgte Katzenhalter sollen ihre Tiere möglichst nicht aus dem Haus zu lassen
- Die Tiere nicht in Kontakt mit Wildvögeln und Wildtieren bringen
- Hat die Katze Auslauf auf dem Balkon, sollte der Boden vorher desinfiziert werden
- Schuhe, die außer Haus getragen wurden, außerhalb der Reichweite von Katzen aufbewahren
- Katzenhalter sollten sich selbst auf Atemwegsinfektionen und grippeähnliche Symptome testen und beobachten
Das FLI empfiehlt Haltern von Katzen außerdem, die Haustiere nicht mit rohem Fleisch zu füttern.
Katzen sterben in Polen: Gibt es Gefahr in Deutschland?
In Deutschland gibt es nach Angaben des für Tiergesundheit zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bislang keine H5N1-Nachweise bei Haustieren.
So sind in Deutschland Fälle des Erregers bekannt, aber nicht in der Häufung, wie es in Polen der Fall ist. Das FLI erklärt in seiner Mitteilung: "Da das HPAIV H5N1 der Klade 2.3.4.4.b auch in Deutschland zirkuliert, sind Einzelfälle (z.B. durch den Kontakt zu infizierten Wildvögeln) von Infektionen bei Katzen nicht völlig auszuschließen." So berichteten demnach bereits Frankreich und Italien von solchen Einzelfällen. "In Polen scheint es sich dagegen um eine ungewöhnliche überregionale Häufung zu handeln", ordnet das Institut ein.
Bislang wurde die Virusvariante in Deutschland unter anderem bei wildlebenden Füchsen, einem Otter, einem in einem Zoo gehaltenen Nasenbären, drei wildlebenden Seehunden sowie bei einer Kegelrobbe entdeckt. Und auch wenn Experten befürchten, dass sich die Virusvariante durch Anpassungsmutationen auf Säugetiere spezialisieren könnte, besteht nach einer Risikoeinschätzung des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) für die allgemeine Bevölkerung, wenn überhaupt, gegenwärtig nur ein sehr geringes Risiko für eine Infektion.