Einst wertvollstes Start-up, aktuell geht kaum noch was: In der Nacht zu Dienstag hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge der Immobilienriese WeWork aus New York Insolvenz angemeldet. Der Büroraum-Anbieter will wieder auf die Beine kommen - denn das Geschäft lahmte wohl schon seit Jahren.
Was steckt hinter WeWork?
Die Gründer von WeWork, Miguel McKelvey und Adam Neumann, starteten vor 13 Jahren mit der Idee, Co-Working-Spaces und Büroflächen zu vermieten. Das Konzept ging auf: Schnell wuchs das Start-up in gigantische Höhen, galt einst als wertvollstes Jungunternehmen weltweit. Obwohl die Geschäfte in den vergangenen Jahren dpa-Angaben zufolge hinkten, kam die Firma zuletzt auf 660 Standorte in 119 Städten rund um die Welt. Zugegen ist WeWork auch in Deutschland, unter anderem in der Hauptstadt, München sowie Frankfurt. 2500 Mitarbeiter zählt WeWork, in deren Kreisen sind die Sorgen groß.
Übrigens: Nicht nur die WeWork-Mitarbeiter bange um ihren Job. Ähnlich geht es momentan auch Mitarbeitern eines deutschen Autobauers.
Eigenen Angaben zufolge will sich das Unternehmen nun neu aufstellen und unter anderem weniger Büroflächen vermieten. Unter dem Titel "Strategische Maßnahmen zur deutlichen Stärkung der Bilanz und zur weiteren Verschlankung des Immobilienportfolios" vermeldet WeWork, wie das gelingen soll. Geldgeber, die hinter rund 92 Prozent der Schulden von WeWork stehen, hätten dem Plan zugestimmt, teilt das Unternehmen mit.
Was passiert mit WeWork?
Das Unternehmen gibt sich kämpferisch: Es werde alles daran gesetzt, dass künftig "der weltweite Betrieb wie gewohnt fortgesetzt" wird. David Tolley, aktueller CEO von WeWork, sagt: "WeWork hat ein starkes Fundament, ein dynamisches Geschäft und eine glänzende Zukunft." "Altlasten" würden nun aggressiv angegangen, die Bilanz soll "drastisch" verbessert werden.
WeWork: Wie konnte es zu der Insolvenz kommen?
Zuletzt im Sommer habe WeWork "erhebliche Zweifel" geäußert, weiterhin fortzubestehen. Schwarze Zahlen wurden bislang nie geschrieben. Die Gründer aber, so die dpa, hätten es anfangs verstanden, Geldgeber für sich zu gewinnen. Der Wert des Unternehmens stieg auf bis zu 47 Milliarden Dollar. Der Gang an die Börse scheiterte, weil der genauere Blick in die Geschäfte bei vielen großen Investoren Zweifel aufkommen ließ.
WeWork: Seit Jahren lahmende Geschäfte
Vor allem in der Pandemie zeigte sich, dass das Unternehmen längst nicht mehr auf einem soliden Fundament steht. Büros weltweit leerten sich, Menschen arbeiteten zuhause. Entsprechend sank der Bedarf an Büroflächen und Co-Working-Spaces. Zugleich aber hätten Mietkosten für Gebäude bezahlt und Schulden bedient werden müssen.
Den Gang an die Börse schaffte WeWork zusammen mit einer Blankoscheck-Firma im Jahr 2021 dennoch. Nachdem jetzt bekannt ist, dass ein Insolvenzantrag gestellt worden ist, sank die Aktie entsprechend weit in den Keller. Das Unternehmen aber blickt dennoch optimistisch nach vorne.
Übrigens: WeWork ist aktuell nicht die einzige Firma, bei der es nicht rund läuft: Über 80 Onlineshops droht das Aus und auch Tchibo steckt in der Krise. Außerdem rollt derzeit über die Modebranche eine große Pleitewelle. So musste die große Münchner Modekette Hallhuber Insolvenz anmelden, genauso wie Peter Hahn und die fränkische High-Fashion-Firma Madeleine. Außerdem verabschiedet sich die beliebte Modekette Onygo bis zum Sommer 2024 vom Modemarkt und auch ein bayerisches Modehaus ist in die roten Zahlen gerutscht. Die gute Nachricht: Eine bekannte ausländische Modekette kommt nach Deutschland.