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Weiterbildung
Im Alter studieren? Das geht auch ohne Abitur
Nicht nur frische Abiturienten zieht es an Universitäten und Fachhochschulen. Für das Studium im Alter gibt es besondere Angebote – auch ohne Abitur.
Als Gasthörer haben Senioren die Möglichkeit, einzelne Kurse zu belegen. Den Hörsaal teilen sie sich dabei mit jüngeren Studenten. (Bild: Grubitzsch/dpa/tmn)       -  Als Gasthörer haben Senioren die Möglichkeit, einzelne Kurse zu belegen. Den Hörsaal teilen sie sich dabei mit jüngeren Studenten.
Foto: Grubitzsch, dpa (Symbolbild) | Als Gasthörer haben Senioren die Möglichkeit, einzelne Kurse zu belegen. Den Hörsaal teilen sie sich dabei mit jüngeren Studenten.
Marcus Giebel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:58 Uhr

Universitäten und Fachhochschulen boomen. Denn in immer mehr Berufen ist ein abgeschlossenes Studium Voraussetzung. Laut Statistischem Bundesamt waren im Wintersemester 2022/2023 mehr als 2,9 Millionen Menschen als Studenten eingeschrieben. Im Jahr 2022 nahmen demnach 474.100 Bürger erstmals ein Studium in Deutschland auf.

Die allermeisten der Erstsemester werden erst kurz zuvor ihren Schulabschluss gemacht haben. So ist quasi der "normale" Werdegang. Das Durchschnittsalter aller Studenten lag im Wintersemester 2021/2022 zwar bei 23,5 Jahren, doch auch für Bürger mit deutlich mehr Lebenserfahrung kann die Aufnahme eines Studiums noch verlockend sein. In diesem Artikel dreht sich alles um den Hörsaal-Besuch im Alter, der auch ohne Abitur möglich ist.

Im Alter studieren: Welche Optionen gibt es?

Das Portal "studieren.de" teilt Studierende im fortgeschrittenen Alter zunächst einmal in zwei Gruppen ein. Da wären diejenigen, die mit dem Studium ihre berufliche Karriere vorantreiben oder sich am Arbeitsmarkt umorientieren wollen. Andererseits gibt es Bürger, die nach dem Ende ihrer beruflichen Laufbahn einfach ihren Horizont erweitern wollen.

Zwar haben demnach einige Hochschulen eine Altersbegrenzung für Studierende gesetzt, doch andere Universitäten bieten sogar spezielle Lehrveranstaltungen für Senioren an. Genauso ist es aber auch möglich, den Lernstoff im Kreis vieler jüngerer Kommilitonen vermittelt zu bekommen. Oftmals nutzen ältere Studierende die Möglichkeit, sich als Gasthörer zu immatrikulieren, womit sie regulär eingeschrieben sind.

Bei "studieren.de" wird auch auf spezielle Zertifikate verwiesen, die Älteren vorbehalten sind. So gibt es an der Uni Mainz das Studienprogramm "Studieren 50 plus" mit Veranstaltungen und Seminaren, die "auf die Interessen und Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet sind". Die fünf Themenbereiche lauten "Kunst- und Literaturwissenschaft – Philosophie – Musik", "Geschichts- und Kulturwissenschaften – Theologie", "Sozial- und Gesellschaftswissenschaften – Sport", "Mathematik – Naturwissenschaften – Technik – Umwelt – Medien" und "Sprachen".

In Bad Meinberg im Osten Nordrhein-Westfalens bietet die erste wissenschaftliche Bildungseinrichtung für Senioren unter dem Namen Europäisches Zentrum für universitäre Studien "maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote für Menschen, die sich im Übergang in die Nacherwerbsphase neu orientieren oder sich in der Nacherwerbsphase ihrer persönlichen Weiterbildung widmen möchten". Das Studienjahr wird dabei in Trimester aufgeteilt und bietet ein Aufbaustudium, ein weiterbildendes Studium, eine Sommerakademie, eine wissenschaftliche Vorlesungsreihe sowie Informationsveranstaltungen.

Im Alter studieren: Worauf sollte geachtet werden?

Das Portal "studi.info" gibt hier ein paar wertvolle Tipps. Demnach sollten sich ältere Studierende im Idealfall einen Studienführer zulegen, um den Durchblick hinsichtlich der Studiengänge, der Hochschulformen und der Zugangsvoraussetzungen nicht zu verlieren. Auf jeden Fall sollte vor der Immatrikulation das Unigelände besucht werden. Wichtig sei zudem, die Fahrtwege zu berücksichtigen.

Wer kein Bedürfnis nach Prüfungen hat, sollte sich für die Option als Gasthörer oder ein Zertifikatsstudium entscheiden. Außerdem wird dazu geraten, sich ein paar Tage Zeit zu geben, um sich an das rege Leben an der Uni zu gewöhnen. Es sei nicht ungewöhnlich, anfangs müde nach Hause zu kommen.

Im Alter studieren: Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Dies hängt vom Studienort ab. Laut "studi.info" werden für ein Seniorenstudium pro Semester Gebühren zwischen 50 und 300 Euro aufgerufen. Dabei fallen die Preise bei einem Gasthörerstudium niedriger aus. Deutlich teurer kommt ein Fernstudium. Es besteht jedoch immer die Möglichkeit, sich beim Studium im Alter mit Fördergeldern unterstützen zu lassen. Hier wird dazu geraten, die entsprechenden Informationen bei der jeweiligen Hochschule einzuholen.

Im Alter studieren: Ist das auch ohne Abitur möglich?

Ja. So betont "studi.info", dass einige Universitäten stattdessen eine abgeschlossene Berufsausbildung oder mehrere Jahre Berufserfahrung akzeptieren. Zudem kann ein Eignungstest angesagt sein. Auch ein Fernstudium oder ein Gasthörerstudium kann demnach ohne Abitur aufgenommen werden. Bei letzterem genügt eine Registrierung, eine Immatrikulation ist nicht nötig.

Das Portal "studieren-ohne-abitur" zeigt folgende Wege zu einem Studium ohne Abitur auf. Nach einer mindestens zweijährigen Berufsausbildung kann je nach Bundesland bereits weitere Berufserfahrung genügen, ansonsten öffnet eine absolvierte Meisterprüfung, eine Fachakademie oder eine berufliche Fortbildungsprüfung die Tür. Es folgt dann in der Regel ein Beratungsgespräch, ein Probesemester und/oder ein Eignungstest – wobei auch dies in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt wird –, ehe der Weg zu einer Fachhochschule, Hochschule für angewandte Wissenschaften oder Universität oder Kunst- und Musikhochschule frei ist.

Weiter heißt es, insbesondere Inhaber einer beruflichen Aufstiegsfortbildung könnten prinzipiell jedes Fach studieren. Hierfür benötigen sie die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung. Allerdings können die Länder hinsichtlich der Zugangsberechtigungen spezifische Verordnungen erlassen. Die weitreichenden Studienmöglichkeiten sollten demnach Personen mit folgenden Abschlüssen offenstehen:

  • Abschlüsse als Meister im Handwerk nach §§45, 51a, 122 Handwerksordnung
  • Fortbildungsabschlüsse, für die Prüfungsregelungen nach §§53, 54 Berufsbildungsgesetz, §§42, 42a Handwerksordnung bestehen, sofern die Lehrgänge mindestens 400 Unterrichtsstunden umfassen
  • Vergleichbare Qualifikationen im Sinne des Seemannsgesetzes (staatliche Befähigungszeugnisse für den nautischen und technischen Schiffsdienst)
  • Abschlüsse von Fachschulen entsprechend der "Rahmenvereinbarung über Fachschulen" der Kultusministerkonferenz in der jeweils geltenden Fassung
  • Abschlüsse vergleichbarer landesrechtlicher Fortbildungsregelungen für Berufe im Gesundheitswesen sowie im Bereich der sozialpflegerischen und sozialpädagogischen Berufe

Personen mit Berufserfahrung können die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife zudem über eine Begabtenprüfung erwerben, heißt es weiter. Diese führt zu einem uneingeschränkten Hochschulzugang.

Derweil bleibt Personen ohne berufliche Aufstiegsfortbildung, die aber eine Berufsausbildung abgeschlossen haben und eine gewisse berufliche Erfahrung vorweisen können, laut "studieren-ohne-abitur" die Option einer fachgebundenen Hochschulzulassungsberechtigung vorbehalten. Hier muss das Studienfach "eine fachliche Nähe zum erlernten und ausgeübten Beruf besitzen".

Dabei kann ein Eignungsfeststellungsverfahren vorgeschaltet werden. Dieses beinhaltet einen schriftlichen und einen mündlichen Prüfungsteil, in denen allgemeines und fachbezogenes Wissen abgefragt wird. Alternativ setzen manche Bundesländer auch ein Probestudium über mindestens ein Jahr an.

In einigen Bundesländern genügt dagegen beispielsweise schon eine zweijährige Berufstätigkeit nach Abschluss der Ausbildung, um zugelassen zu werden. Berlin, Rheinland-Pfalz und Hessenöffnen die Hörsaal-Türen demnach schon für Bewerber mit Ausbildungsabschluss, aber ohne weitere Berufserfahrung. Es gebe aber erhebliche Unterschiede zwischen den 16 Bundesländern.

 
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