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Blutspende
Gesetzesänderung bei Blutspende: Warum wurden homosexuelle Männer bislang benachteiligt?
Homosexuelle Männer werden zukünftig nicht mehr bei der Blutspende diskriminiert. Doch warum war das jahrelang so und wie sieht die neue Regelung aus?
Blutspenden       -  Männer, die mit Männern Sex haben, sollen nicht mehr bei der Blutspende zurückgestellt werden.
Foto: Arne Dedert, dpa (Symbolbild) | Männer, die mit Männern Sex haben, sollen nicht mehr bei der Blutspende zurückgestellt werden.
Tiana Zoric
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:30 Uhr

Immer wieder warnt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) davor, dass Blutkonserven knapp werden. Zwar wird regelmäßig Blut gebraucht, allerdings durften bisland nicht alle Menschen in Deutschland einfach so spenden. Bei Homosexuellen wurde genauer hingesehen. Das hat nun ein Ende. Zuvor schaltete sich auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in die Debatte ein: Homosexuelle sollen leichter Blutspenden dürfen. Doch warum gab es bei ihnen so strenge Regeln und welche gelten jetzt?

Blutspende: Diese Regeln galten für bi- und homosexuelle Männer vor der Gesetzesänderung

Für die Blutspende von Männern gab es bislang eine Sonderregelung: Männer, die mit anderen Männern Sex haben, durften erst dann Blutspenden, wenn sie in den vergangenen vier Monaten keinen Sex mit einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner hatten. Dies begründete die Bundesärztekammer mit dem höheren "Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten".

Für alle anderen griff diese Regelung nur, wenn sie häufig die Sexualpartnerinnen oder -partner wechseln. Männer, die ausschließlich mit einer Person in den vier Monaten vor der Blutspende Sex hatten, gelten laut dem Robert-Koch-Institut nicht als Infektionsrisiko.

Diese Regel galt erst seit 2021. Davor wurden die betroffenen Männer sogar ein Jahr lang von der Blutspende ausgeschlossen.

Deutsche Aidshilfe kritisiert bisherige Blutspenderegelung für Homosexuelle

Viele Organisationen forderten schon seit längerer Zeit eine Reform der Blutspenderegelung. Die Deutsche Aidshilfe kritisierte die Regelung, Männer vier Monate von der Blutspende auszuschließen, die außerhalb einer monogamen Beziehung Sex mit anderen Männern haben.

Auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach empfand die Regelung als diskriminierend. "Die Bundesärztekammer muss endlich nachvollziehen, was im gesellschaftlichen Leben längst Konsens ist." Zwar werden alle Spenderinnen und Spender vor der Blutabnahme zu ihrem Sexualverhalten bzw. "infektionsrelevanten Verhalten" befragt, doch würden Männer, die mit Männern Sex haben, viel zu "pauschal" ausgeschlossen, so Lauterbach.

Lauterbach: Homosexuelle Männer sollen bald leichter Blutspenden dürfen

Ob Personen aufgrund von ihrem "infektionsrelevanten Verhalten" durch ihr Sexualleben von einer Blutspende ausgeschlossen werden oder noch vier Monate warten müssen, soll nun besser ermittelt werden. Laut dem Gesetzesentwurf von Lauterbach sollte nur auf der "Grundlage des individuellen Verhaltens der spendewilligen Person" entschieden werden dürfen.

Ganze Personenkreise auszuschließen bzw. rückzustellen sei dadurch nicht mehr zulässig, so Lauterbach. Außerdem dürfe die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orientierung einer Person keine Rolle bei der Blutspende spielen.

Neue Gesetzesänderung: Homosexuelle können nun leichter Blutspenden

Homosexuelle Männer dürfen nun nicht mehr von der Blutspende ausgeschlossen werden. Das beschloss der Bundestag mit einer entsprechenden Änderung des Transfusionsgesetzes am 16. März 2023, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mitteilte. So dürfe die sexuelle Orientierung bei der Entscheidung über einen Ausschluss nicht mehr berücksichtigt werden. Die Änderung tritt am 4. September 2023 in Kraft.

Bereits im Koalitionsvertrag hatte die Ampel-Regierung vereinbart, dass Homosexuelle nicht mehr von der Blutspende ausgeschlossen werden dürfen. "Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund für diese Diskriminierung", betonte die SPD-Abgeordnete Heike Engelhardt. "Es ist schade, dass Menschen 2023 noch mit derartigen Benachteiligungen und Vorurteilen zu kämpfen haben."

Allerdings gibt es doch eine Ausnahme: Bei jeder Blutspende wird eine individuelle Risikobewertung durchgeführt, sodass wegen des "individuellen Sexualverhaltens der spendewilligen Person" ein Ausschluss trotzdem noch möglich bleibt. Das gilt aber künftig nicht nur für homosexuelle, sondern auch für heterosexuelle Menschen.

Außerdem wurde in der Gesetzesänderung auch die Höchstaltersgrenzen für Blutspender aufgehoben. Je nach Region durften Erstspender nur rund 65 Jahre alt sein, wie die Tagesschau berichtet. Wer mehrmals spendete durfte oftmals nur zwischen 70 und 75 Jahre alt sein. Künftig soll nicht mehr das Alter über eine mögliche Spende entscheiden, sondern ein Arzt soll die "Spendetauglichkeit" beurteilen.

 
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