Den Überblick zu behalten über die zahlreichen Verwaltungsbehörden in der kleinteiligen föderalen Bunderepublik ist nicht immer einfach. Erschwerend kommen gewisse Unregelmäßigkeiten hinzu. Regierungsbezirke zum Beispiel gibt es nicht in allen 16 Bundesländern Deutschlands. Nur die wirtschaftlichsten und einwohnerstärksten Länder verfügen über sogenannte Mittelbehörden, darunter Baden-Württemberg.
Doch was genau ist ein Regierungsbezirk? Wieviele Regierungsbezirke gibt es in Baden-Württemberg, welche Regionen fallen darunter, wer regiert sie und welche Aufgaben kommen ihnen zu? Wir geben einen Überblick über die Regierungsbezirke in Baden-Württemberg.
Übrigens: In Baden-Württemberg gibt es zwölf gesetzliche Feiertage und damit mehr als in manchen anderen Bundesländern. In einigen Regionen muss man beim Feiertagsausflug aber auf Zecken und Schlangen achten.
Baden-Württemberg: Was sind Regierungsbezirke?
In allen deutschen Bundesländern steht eine gewählte Landesregierung an der Spitze der größtmöglichen Verwaltungs- und Regierungseinheit unterhalb des Bundes. So auch in Baden-Württemberg, wo Winfried Kretschmann (Grüne) seit 2021 den Ministerpräsident einer grün-schwarzen Koalition stellt.
Auf der untersten Stufe dagegen stehen die Verwaltungsbehörden wie Landratsämter, Städte und Gemeinden. Sie übernehmen vor allem administrative Aufgaben und setzen die Gesetze des Bundes und der Länder um. Dabei ist Kommunikation und Organisation gefragt, und hier kommen die Regierungsbezirke ins Spiel.
Denn Regierungsbezirke, die in Baden-Württemberg auch Regierungspräsidien heißen, sind staatliche Mittelbehörden, die "in der Verwaltungshierarchie zwischen den Ministerien als oberster Ebene und den unteren Verwaltungsbehörden stehen", wie die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb-bw) schreibt. Sie koordinieren demnach die Aufgaben und bündeln verschiedene Verwaltungszweige unter einem Dach. Ihren Ursprung haben Regierungsbezirke in Deutschland übrigens in der "Preußischen Obrigkeitsverwaltung" des 19. Jahrhunderts, wie der Regierungsbezirk Düsseldorf schreibt.
Baden-Württemberg: Wer steht an der Spitze der Regierungsbezirke?
An der Spitze eines Regierungspräsidums steht jeweils eine Regierungspräsidentin oder ein Regierungspräsident. Politische Beamte, die vom Ministerpräsidenten ernannt werden und die Landesregierung auf der Ebene der Bezirke vertreten.
Auch in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen - Bundesländern, die aufgrund ihrer Wirtschaftsleistung und großen Bevölkerung eine ähnliche Verwaltungsstruktur aufweisen - gibt es Regierungsbezirke in Scharnierfunktion zwischen Regierung und Verwaltung.
In anderen Bundesländern wie etwa Rheinland-Pfalz oder Sachsen wurden die Regierungsbezirke nach der Wende hingegen aufgelöst, so das Statistische Landesamt Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg gibt es vier Regierungsbezirke - Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen. Doch welche Regionen fallen darunter und unter wessen Leitung stehen sie?
Regierungsbezirk Stuttgart
- 10.556 km²\u0009
- 4,15 Millionen Einwohner
- Regionen: Stuttgart, Heilbronn-Franken, Ostwürttemberg
- Regierungspräsidentin: Susanne Bey (Die Grünen)
Regierungsbezirk Karlsruhe
- 6.917 km²\u0009
- 2,81 Millionen Einwohner
- Regionen: Mittlerer Oberrhein, Rhein-Neckar, Nordschwarzwald
- Regierungspräsidentin: Sylvia M. Felder (CDU)
Regierungsbezirk Freiburg
- 9.356 km²\u0009
- 2,27 Millionen Einwohner
- Regionen: Südlicher Oberrhein, Schwarzwald-Baar-Holberg, Hochrhein-Bodensee
- Regierungspräsidentin: Bärbel Schäfer (parteilos)
Regierungsbezirk Tübingen
- 8.916 km²\u0009
- 1,87 Millionen Einwohner
- Regionen: Neckar-Alb, Donau-Iller, Bodensee-Oberschwaben
- Regierungspräsident: Klaus Tappeser (CDU)
Welche Aufgaben haben Regierungsbezirke in Baden-Württemberg?
Die Regierungsbezirke Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen stehen als Mittelbehörden zwischen staatlicher Regierung und Verwaltung. Diese Scharnierfunktion dient der Umsetzung und Beschleunigung von Verordnungen des Landes und des Bundes. "Die Bündelung der Fachaufgaben ermöglicht sowohl die Koordinierung verschiedenster Fachbereiche wie auch den Ausgleich unterschiedlicher Auffassungen und Interessen", schreibt lpb-bw.de.
Beispiele für die Bündelungsfunktion sind in der Praxis etwa die Planfeststellungsverfahren für den Bau und Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen oder von ICE-Schnellbahntrassen.
Ebenfalls zur Effizienzsteigerung können sich Regierungspräsidien innerhalb der Länder Aufgabenbereiche untereinander aufteilen. So ist etwa das Regierungspräsidium Tübingen für die Themen Verbraucherschutz und Marktüberwachung in ganz Baden-Württemberg zuständig.
Übrigens: Auf 15 Straßen in Baden-Württemberg sollten Autofahrer besonders vorsichtig sein, sie gehören zu den gefährlichsten Straßen des Bundeslandes. In einer Stadt verursacht der Verkehr eine besonders hohe Lärmbelästigung. Außerdem haben sich 2023 in Baden-Württemberg fünf kuriose Polizeieinsätze ereignet.