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Verbrechen
Hammermörder und Ungeheuer vom Schwarzwald: Diese 5 Serienkiller aus Baden-Württemberg machten Schlagzeilen
Der Hammermörder, das Ungeheuer vom Schwarzwald und ein True-Crime-Fall aus dem 16. Jahrhundert, der eine ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzt hat: Fünf Geschichten über Serienkiller in Baden-Württemberg.
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Foto: Christophe Gateau, dpa (Symbolbild) | Serienmorde sind nicht nur etwas für den Tatort am Sonntag. Einige schlimme Fälle haben sich auch im Bundesland Baden-Württemberg ereignet.
Lennardt Loß
 |  aktualisiert: 19.04.2024 08:00 Uhr

Ein verschuldeter Polizist, der wahllos Menschen erschießt. Ein Lehrer, der eine ganze Stadt ausrotten will. Und ein Hilfsarbeiter, den die Presse „das Ungeheuer vom Schwarzwald“ tauft. In diesem Text geht es um fünf Serienkiller, die in Baden-Württemberg Schlagzeilen gemacht haben.

5 Serienkiller aus Baden-Württemberg: Heinrich Pommerenke, das Ungeheuer vom Schwarzwald

1959 nimmt die Polizei in Hornberg (Ortenaukreis) einen 21-jährigen Mann fest, den die Zeitungen „das Ungeheuer vom Schwarzwald“ nennen, „die Bestie in Menschengestalt“ und „den Mörder mit den Mädchengesicht“. Sein echter Name: Heinrich Pommerenke.

Pommerenke gilt bis heute als einer der schlimmsten Serienmörder und -vergewaltiger in der Geschichte der Bundesrepublik. 1959 versetzte er vor allem die Schwarzwald-Region für vier Monate in Angst und Schrecken. Über seine Taten schreibt die Süddeutsche Zeitung: „Vier Frauen ermordet Pommerenke auf brutale Weise. Er vergewaltigt, raubt, stiehlt, mal schlägt er in Karlsruhe zu, mal in Hornberg, in Singen, in Triberg oder Baden-Baden.“

Beim Verhör durch die Polizei gesteht Pommerenke insgesamt 65 Straftaten. Seine Opfer waren Kinder, Mädchen und Frauen im Alter zwischen vier und 54 Jahren.

Den Ermittlern sagte Pommerenke laut der Süddeutsche Zeitung: „Vor Ihnen sitzt kein Mensch, sondern der Teufel.“

So krude wie dieser Satz klingt, ist auch Pommerenkes angebliche Motivation für die Morde: Laut der Süddeutschen Zeitung soll Pommerenke angegeben haben, dass er beim Schauen des Kinofilms „Die 10 Gebote“ zu der Erkenntnis gekommen sei, dass Frauen die Ursache allen Übels seien. Ob Pommerenke sich den Film wirklich angeschaut hat, ist allerdings unklar.

1960 wurde Pommerenke zu sechsmal lebenslangem Zuchthaus und 15 weiteren Jahren Gefängnis verurteilt. Er starb erst im Dezember 2008 in einem Gefängniskrankenhaus an den Folgen einer Bluterkrankungen. Damit ist er der am längsten inhaftierte Häftling in der Geschichte der Bundesrepublik.

Serienkiller aus dem Mittelalter: Der Eichelkönig und seine Räuberbande

Wir schreiben das Jahr 1547. Die Einwohner der Residenzstadt Mergentheim haben Angst. Sie verlasse ihr Häuser nicht mehr, wenn die Sonne untergegangen ist. Immer wieder werden Menschen tot aufgefunden.

Doch bald — weiß das Landesarchiv Baden-Württemberg — stellt sich heraus, wer für die Taten verantwortlich ist: eine Räuberbande. Der Anführer ist der ehemaligen Schafknecht Hans Hofmann von Labetshausen. Besser bekannt unter seinem Räubernamen: Eichelkönig.

Laut dem Landesarchiv macht der Deutsche Orden Jagd auf die Räuber. Es dauert zwei Jahre, bis alle Mitglieder der Bande gefasst sind. Inklusive ihrem Anführer Hans Hofmann von Labetshausen.

Doch erst unter Folter gestehen die Räuber ihre schrecklichen Taten. Das Landesarchiv schreibt: „Zwei Kinderherzen wollen die Gauner verspeist haben.“ Hans Hofmann von Labetshausen und seine Räuberbanden werden öffentlich hingerichtet.

Übrigens: Manchmal wird die Polizei in Baden-Württemberg auch zu überaus kuriosen Einsätzen gerufen.

Norbert Poehlke, der Hammermörder

Im Mai 1984 wird auf einem Wanderparkplatz in der Nähe von Marbach am Neckar die Leiche eines 47-jährigen Ingenieurs und Handlungsreisenden gefunden. Der Mann wurde mit einem Kopfschoss aus nächster Nähe hingerichtet. Am Tatort finden die Ermittler laut dem Landesarchiv Baden-Württemberg eine Patronenhülse im Gras, die noch nach Pulverschmauch riecht.

Damit beginnt eine Mord- und Bankraubserie, über die der Spiegel schreibt, dass sie die schwäbische Provinz in Angst und Schrecken versetzt.

Nach dem Mord an dem Handlungsreisenden setzt der Täter sich in das Auto seines Opfers und fährt laut dem Landesarchiv Baden-Württemberg nach Burgstetten-Erbstetten. Dort zieht er sich eine schwarze Maske übers Gesicht und überfällt eine Bankfiliale: „Mit einem schweren Vorschlaghammer zertrümmert er die Scheibe vor der Kasse, die Filialleiterin händigt dem Bankräuber schließlich 4790 Mark aus.“ 

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Doch eine heiße Spur bleibt laut dem Landesarchiv aus. Im Landkreis reagiert die Angst. „Die Menschen fürchten den Hammermörder“, schreibt das Landesarchiv. „Die Wanderparkplätze sind wie leer gefegt, Kinder werden ermahnt, nicht zu weit entfernt vom Haus zu spielen.“

Die Angst im Landkreis ist nicht unbegründet. Bald geht die Mordserie weiter. Im Dezember 1984 entdeckt ein Jogger nahe Backnang laut dem Spiegel die Leiche eines 37-jährigen Engländers. Der Tote ist mit Laub bedeckt. Unter eine Plastikplane finden zwei Arbeiter im Juli 1986 zwischen Ilsfeld und Flein im Kreis Heilbronn den Leichnam eines 26-jährigen Elektrikers. Außerdem kommt es zu einem weiteren Banküberfallen.

Laut dem Landesarchiv prüfen die Ermittler insgesamt 4482 Spuren und nehmen einen Tatverdächtigen fest, der sich später als unschuldig herausstellt. Doch schließlich führt eine Spur zu einem hochverschuldeten Mann aus Strümpfelbach bei Backnang. Sein Name: Norbert Pöhlke (34).

Das Problem: Pöhlke ist Polizeiobermeister und Diensthundeführer der Landespolizeidirektion Stuttgart II. Er bekommt mit, dass seine Kollegen ihm auf der Spur sind. „Bevor die Handschellen zuschnappen können“, schreibt das Landesarchiv, „richtet Pöhlke in seiner Wohnung in Strümpfelbach ein Blutbad an.“ Pöhlke ermordet seine Frau und einen seiner Söhne. Mit seinem jüngsten Sohn flieht er an die Südspitze Italiens. Am Strand erschießt er erst seinen Sohn und dann sich selbst.

Der Fall Norbert Pöhlke wirft bis heute viele Fragen auf. Vor allem die Polizei stand wegen Ermittlungsfehlern und -pannen immer wieder in der Kritik. So hat der Jurist und Schriftsteller Fred Breinersdorfer den Ermittlern laut dem Landesarchiv vorgeworfen, dass sie wichtige Indizien außer Acht gelassen haben.

Übrigens: Manchmal wendet sich die Polizei in Baden-Württemberg über die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY auch an die Öffentlichkeit und sucht nach Hinweisen aus der Bevölkerung. So wie beim Mord in Sankt Leon-Rot oder beim bis heute ungeklärten Fall Maria Bögerl.

Der Dreifachmord von Sontheim

Im Mai 2019 verschwindet ein 59-jähriger Geschäftsmann aus Sontheim (Unterallgäu) spurlos. Laut dem ZDF geht die Polizei zuerst von einem freiwilligen Verschwinden aus. Doch dann hebt ein Unbekannter von dem Konto des Geschäftsmannes einen Betrag in fünfstelliger Höhe ab.

Schnell wird klar: Das Geld hat der 33-jähriger Giovanni P. aus Sontheim abgehoben. Aber Giovanni P. ist nicht der einzige Tatverdächtige. Bald gelangen auch Giovannis jünger Bruder Giacomo P. (31) und sein Vater Alfonso P. (55) ins Visier der Ermittler.

Als die Beamten das Grundstück der Familie P. durchsuchen, machen sie laut dem ZDF eine grausige Entdeckung: Im Garten sind Leichenteile vergraben.

Beim Verhör gesteht Giovanni P., dass sein Vater und er den vermissten Geschäftsmann auf dem Dachboden ihres Hauses gefesselt, stranguliert und umgebracht haben. Das Motiv: Habgier. Über fingierte Verträge wollten die Täter laut dem ZDF Geld von den Erben des Geschäftsmanns erschleichen.

Doch es bleibt nicht bei diesem einen Geständnis. Giovanni P. erzählt den Ermittlern, dass er zusammen mit seinem Vater noch zwei weitere Morde begangen hat. Außerdem belastet Giovanni P. seinen Vater laut dem ZDF als Haupttäter in allen drei Mordfällen.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, soll Alfonso P. im Jahr 2008 seinen Schwiegersohn mit einem Strick erwürgt haben, weil er ihn als Ehemann seiner Tochter ablehnte. Sechs Jahre später folgte der zweite Mord. Diesmal musste der neue Lebensgefährte der Tochter sterben. Angeblich, weil der die Kinder der Tochter brutal misshandelt haben soll.

2019 wurde Alfonso P. zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Giovanni P. wurde wegen Mordes in zwei Fällen zu 15 Jahren verurteil. Und Giacomo P. wegen Beihilfe zum Mord in einem Fall zu 9 Jahren.

Vom Lehrer zum Massenmörder: Ernst August Wagner

Der Name Ernst August Wagner sagt heute kaum noch jemanden etwas. Doch im Jahr 1913 verübte Wagner einen bestialischen Massenmord in Baden-Württemberg. Er tötet seine Frau und seine vier Kinder in Degerloch und brach dann zu einem Amoklauf nach Mühlhausen an der Enz auf. Dort erschoss er neun weitere Menschen. Das Motiv für seine Tat: angeblich Verfolgungswahn. Die Umstände: bizarr.

Wagner wird 1874 in Eglosheim geboren. Laut dem Landeskundlichen Informationssystem Baden-Württemberg (kurz: LEO-BW) stammt er aus ärmlichen, bäuerlichen Verhältnissen. Seine Schullaufbahn schließt er mit Bestnoten ab. Später zieht Wagner nach Mühlhausen an der Enz und arbeitet dort als Lehrer.

In der Scheune seines späteren Schwiegervaters soll Wagner sich 1901 an einer Kuh vergangen haben. Das LEO-BW schreibt dazu: „Immer in der Meinung, seine Umwelt wisse von diesem Fehltritt, lästere, höhne, beobachte, ja hetze ihn ohne Unterlass, entwickelt er ab diesem Zeitpunkt einen Verfolgungswahn („Paranoia“), der ihn letztendlich zum Massenmörder werden lässt.“

Wagner soll laut dem LEO-BW beschlossen haben, dass alle männliche Einwohner Mühlhausens sterben müssen.

Im Sommer 1913 setzt Wagner seinen Plan in die Tat um. Er bringt zuerst seine Frau und die vier Kinder um und fährt dann mit dem Zug nach Mühlhausen an der Enz. „Um Mitternacht“, schreibt das Landesarchiv Baden-Württemberg, „zündet er die Ortschaft an allen vier Ecken an.“ Dann lädt er seine Pistole durch und schießt wahllos auf die fliehenden Menschen. Die grausame Bilanz: Neun Tote und 12 Schwerverletzte. Schließlich gelingt es einigen Männern, Wagner zu überwältigen.

Vor Gericht wird Wagner als nicht zurechnungsfähig eingestuft. Das Landesarchiv schreibt dazu: „Auch deswegen schrieb der Fall Wagner Geschichte - denn erstmals wurde damals in der Württembergischen Geschichte ein Prozess wegen Unzurechnungsfähigkeit eingestellt.“ Wagner wurde daraufhin in die Nervenheilanstalt Winnental überführt.

Laut dem LEO-BW soll Wagner auch zu einer maßlosen Selbstüberschätzung geneigt haben: „Schon vor seiner Tat beginnt er, Dramen zu schreiben und sieht sich alsbald als den größten deutschen Dichter, neben dem Schiller oder Goethe verblassen.“ Mit einem seiner Stücke bewirbt er sich von der Nervenheilanstalt aus um den deutschen Schillerpreis und bietet es dem Staatstheater in Stuttgart, der Universität Tübingen und dem Stuttgarter Neuen Tagblatt an. 1938 stirbt Wagner an Lungentuberkulose.

 
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