Während man gemeinsam im Restaurant sitzt und gerade fleißig diskutiert, räumt der Kellner den eigenen Teller ab – und das, obwohl man doch nur eine Pause eingelegt hat, um seine Meinung am Esstisch kundzutun. Möglicherweise hat in diesem Fall Ihre Besteckstellung für Sie kommuniziert. Man spricht hierbei von der sogenannten Bestecksprache. Was es damit auf sich hat und wie Sie das Besteck richtig hinlegen, wenn Sie den Tisch decken müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Bevor geklärt werden soll, wie das Besteck während des Essens gelegt werden sollte, um auszudrücken, dass man gerade eine Pause einlegt oder bereits fertig gegessen hat, interessiert zunächst, wie das Besteck vor der Mahlzeit anzuordnen ist.
Wie lege ich das Besteck vor dem Essen richtig hin?
Die ausgebildete Hotelfachfrau Sabrina Glaser, die bereits in diversen renommierten Hotels und Restaurants weltweit gearbeitet hat, erklärt in ihrem Blog Sabrina's Table, wie das Besteck korrekterweise eingedeckt werden sollte:
- Messer und Gabel werden auf einer Serviette rechts neben den Teller gelegt. Dabei wird zuerst die Gabel und danach das Messer mit der Schneide nach innen platziert.
- Bei einem Menü mit mehreren Gängen werden Messer und Gabel(n) aufgeteilt. Wie auch der Gast später die Besteckteile in die Hand nehmen wird, sind die Gabeln auf die linke Seite des Tellers und die Messer rechts davon zu legen. Auch Suppenlöffel sind auf der rechten Seite zu positionieren. Gemäß der Reihenfolge der Besteckverwendung bei einem mehrgängigen Menü würde dieser ganz rechts außen angeordnet werden.
- Besteck für den Nachtisch wird, wie in vielen Ländern (außer bspw. beim englischen Gedeck), oberhalb des Tellers abgelegt. Dabei ist zu beachten, dass der Griff einer Dessertgabel nach links, der des Löffels nach rechts zeigen sollte.
Wie die stellvertretende Vorsitzende der deutschen Knigge-Gesellschaft Linda Kaiser im Interview verrät, wird maximal für fünf Gänge eingedeckt. Damit liegen auf der rechten Seite des Tellers maximal vier Besteckteile für Vorspeise, Suppe, Fischgericht und Hauptgericht und auf der links des Tellers maximal drei. Gibt es mehr Gänge, so wird zusätzlich benötigtes Besteck nachgereicht.
Wie ist das Besteck nach dem Essen richtig hinzulegen?
Den meisten wird geläufig sein, wie man das Besteck auf dem Teller abzulegen hat, wenn man der Kellnerin oder dem Kellner signalisieren möchte, dass man fertig gegessen hat – auch wenn möglicherweise noch Essensreste übrig geblieben sind. Klassischerweise werden dafür Messer und Gabel parallel mit den Griffen schräg nach rechts unten zeigend auf dem Teller abgelegt. Der lizenzierte Knigge-Trainer und Leiter des Deutschen Museums für Kochkunst und Tafelkultur Mikael GB Horstmann erklärt auf seinem Blog Herr Mika Tafelkultur den Grund für diese Besteckstellung: Auf diese Weise bliebe die Wahrscheinlichkeit, dass Besteckteile beim Abräumen herunterrutschen könnten, recht gering. Gleichzeitig kann der Teller von der Kellnerin oder dem Kellner dann so bewegt werden, dass Messer, Gabel und Co. zu ihr oder ihm hinrutschen.
Mitunter wird diese Form der Bestecksprache als „Zwanzig nach vier“ bezeichnet, da Messer und Gabel eben diese Uhrzeit anzeigen – würde man sich den Teller als eine Uhr vorstellen.
Vielleicht haben Sie auch schon einmal die Variante gesehen, bei der Messer und Gabel nebeneinander und gerade auf dem Teller liegen. Auch hiermit soll dem Servicepersonal mitgeteilt werden, dass abgeräumt werden kann. Diese Form entspricht jedoch der englischen Tradition – meist mit den Zinken der Gabel nach unten.
Suppenlöffel werden übrigens neben der Schüssel auf der Untertasse platziert, als Zeichen, dass an dieser nicht mehr weiter gegessen wird.
Kommunikation während des Essens – Besteck richtig legen
Während die „Zwanzig nach vier“-Besteckstellung gemeinhin bekannt ist, gibt es zahlreiche weitere Formen der Bestecksprache, um mit den Servicekräften nonverbal zu kommunizieren. Dass man gerade lediglich eine Pause einlegt, kann angedeutet werden, indem Messerspitze und Gabelkelle zueinander gerichtet auf den Teller abgelegt werden – die Griffe auf dem Tellerrand. Anderswo wird diese Besteckstellung mit dem Namen „Zwanzig nach acht“ betitelt.
Zudem machen viele weitere solcher Besteckstellungen und was sie bedeuten sollen die Runde: So wurde mit überkreuztem Besteck angezeigt, dass man gerne Nachschlag erhalten würde, was heutzutage jedoch sehr selten geworden ist. Vielmehr kann dies Horstmann zufolge inzwischen auch darauf hinweisen, dass auf neues Besteck und einen frischen Teller für den nachfolgenden Gang verzichtet wird.
Weiterhin soll anhand der Art, wie Messer und Gabel auf dem Teller liegen, abzulesen sein, wie es geschmeckt habe. Es wäre somit möglich, ohne mit dem Servicepersonal zu sprechen, Lob oder Unzufriedenheit mit dem servierten Essen auszudrücken. Grundsätzlich kann dies jedoch ebenso in verbaler Form mitgeteilt werden. So ist es auch möglich, darüber aufzuklären, was genau und warum das Essen (nicht) geschmeckt hat.
Übrigens: Mehr Wissenswertes zu Gastronomie finden Sie in unseren Artikeln zu dem Thema Wasser in deutschen Gaststätten und warum es hierzulande etwas kostet oder wie viel Trinkgeld man in Restaurants geben sollte.