Jeder Supermarkt in Deutschland hat viele Meter an Truhen mit Tiefkühlkost im Angebot: Die Deutsch-Italiener Adriano Giuseppe Iemma und Alessio Frasca sehen trotzdem in diesem Feld noch viel Entwicklungspotenzial. In Ulm steht der Pilot für eine geplante Filialisierung.
Noch ist das Geschäft in der ehemaligen Sparkasse in Ulm einzigartig. Doch erste Gespräche für weitere Geschäfte würden laufen. "Wir möchten als die Tiefkühlexperten in Deutschland gelten", sagt Iemma. Als Eigentümer und Gründer haben sie ihre Expertise dafür beim Discounter Lidl und auch der Ulmer Drogeriekette Müller gesammelt.
Vom Ulmer Drogeriekönig Erwin Müller haben die Gründer von Delfo etwas gelernt
Von Müller hätten Iemma und Frasca nicht zuletzt gelernt, auch auf die kleinen Dinge im Geschäftsbetrieb großer Firmen zu achten. So berichtet Iemma mit einem Schmunzeln im Gesicht, wie Erwin Müller einst bei einem Filialbesuch seinen Unmut äußerte, weil für den Besuch zu viel Kuchen gekauft worden sei.
Eher zu viel als zu wenig will Iemma seiner Kundschaft bieten: und zwar Tiefkühlkost, die über das Angebot von Lidl, Aldi, Rewe und Co hinausgehe. Dafür nutzt das junge Unternehmen insbesondere die Vorteile des europäischen Binnenmarkts. So sei es möglich, aus Ländern wie Spanien oder Portugal Spezialitäten anzubieten, die hierzulande in Tiefkühltruhen kaum eine Rolle spielen: etwa Kroketten mit Fisch-, Huhn- oder Käsefüllung. Durch ihren familiären Hintergrund in Italien schauen die beiden auch ganz genau auf den italienischen Markt. Erfolgversprechende Produkte wie Parmesanbällchen für den Ofen werden exportiert.
Neben solchen Convenient-Produkten, also mehr oder weniger vorproduzierten Beilagen oder Fertiggerichten, setzt Delfo auf Tiefkühlprodukte für den Hausgebrauch, die bislang eigentlich nur aus Großmärkten wie Metro für Gastronomiekundschaft bekannt sind: etwa gewürfelte Tomaten, Zwiebelringe, gehackter Knoblauch oder Süßkartoffelpüree.
In einer Art Testphase befinden sich Produkte einer "Bausteinküche" aus der Region. Die Kundschaft könne sich hier Gerichte zum Aufwärmen in Hausmacher-Qualität in je kleinen Portionen nach Hause liefern lassen: von Soße über Möhren, Schweinebraten bis hin zu Spätzle. In Arbeit seien neue vegane und vegetarische Bausteine. Auf diese Kundschaft ziele auch ein im Sortiment erhältlicher Anbieter aus Indien, der Channa Masala, Samosa und Co als Tiefkühlkost im Angebot hat.
Neuer Delfo-Supermarkt: Kukki mit Toaster gibt es in Ulm
Auch tiefgefrorene Cocktails der aus der TV-Sendung "Höhle der Löwen" bekannten Firma Kukki bietet Delfo an. Die gibt es zwar auch in Kaufland-Filialen, doch im Gegensatz zu diesem Mitbewerber habe Delfo den passenden "Toaster" im Angebot. Der tiefgekühlte Cocktail kommt 30 Sekunden in die kleine Röhre und ist "ready to serve". Wie es beworben wird, nach einem patentierten Verfahren extrem fest gepresst. Das Ergebnis: Beim Antauen wird nur der Cocktail flüssig, das Eis bleibe Eis.
Bislang eher aus dem Großmarktbereich bekannt sind Torten des Herstellers Pfalzgraf, die gelegentlich in Konditoreien zu finden sein sollen.
Iemma sieht Delfo nicht als Discount-Anbieter, sondern sieht sich als Lieferant von Spezialitäten als Mitbewerber von klassischen Supermärkten. "Unser Ziel ist, dass wir aber als Tiefkühlexperten gesehen werden." Dass die Fokussierung auf einen einzelnen Bereich funktionieren kann, würden Getränkemärkte zeigen: "Wer etwas Spezielles erwartet, also eine besondere Auswahl, der geht in den Getränkemarkt." Delfo wolle das Gegenstück für Tiefkühlkost sein. "Ein neues Konzept tut hier einfach gut."
Die Qualität von Tiefkühlkost sei im Gegensatz zu früheren Jahren über Zweifel längst erhaben: Mehrere Untersuchungen zeigen, dass Tiefkühlgemüse oft doppelt so viel Vitamine und Mineralstoffe wie Gemüse aus dem Supermarkt und immerhin noch 20 Prozent mehr als Gemüse vom Wochenmarkt habe. Das soll daran liegen, dass Gemüse und Obst umso mehr Vitamine und Nährstoffe verliert, je länger es herumliegt.
Delfo hat Eismann und ist bald bei Lieferando
Nach einem "soften Start" im Dezember vergangenen Jahres können Iemma und Frasca ein erstes positives Fazit ziehen. Das Sortiment wuchs von 220 verschiedenen Artikeln auf 880. Mitte Juni startet die Eigenmarke Delfo. Hier greifen die beiden auf ihre italienischen Wurzeln zurück und arbeiten mit bekannten Lieferanten zusammen. Und gibt es bisher einen überraschenden Renner im Sortiment? Die Antwort von Iemma kommt schnell: Fertig gewürztes portugiesisches Hähnchen aus dem Ofen in verschiedenen Geschmacksrichtungen – Frango Assado. Das gibt es auch per Lieferdienst, der in Kürze auch über den Online-Lieferdienst Lieferando erreichbar sein soll. Apropos Lieferdienst: Produkte der Branchengröße Eismann haben die Ulmer auch im Angebot.