Den Bauplatz hatten sie schon ausgesucht, doch dann war er weg. Nach einer Klage eines erfolglosen Bewerbers startete die Stadt Ulm das Vergabeverfahren für das Baugebiet "Unter dem Hart" in Jungingen neu. "Es war schon sehr bitter", erinnert sich Ekaterina Klöffel. Trotzdem blieb die 28-Jährige zuversichtlich – und wurde wieder enttäuscht.
Seit fünf Jahren wohnen die Klöffels in Jungingen, sie fühlen sich dort wohl. Ein Bauplatz an einem anderen Ort wäre nicht infrage gekommen. Und die Chancen standen gut – zunächst: Kriterien wie Wartezeit, Ehrenamt und Arbeitsstelle am Ort sprachen für die beiden, obwohl sie damals noch nicht verheiratet waren. Nach der Entscheidung des VerwaltungsgerichtsSigmaringen musste die Stadt Ulm die Zusage für den Bauplatz im März 2022 wieder einkassieren. Ekaterina und Patrick Klöffel waren zuversichtlich, dass die Kriterien ähnlich bleiben würden. Und weil sie im November 2022 geheiratet hatten, waren sie auch zuversichtlich, wieder erfolgreich zu sein.
Doch am Ende bekamen sie lediglich für den Familienstand Punkte. Alle anderen Kriterien waren gestrichen worden. Also blieb nach dem neuen Verfahren ein Platz in der Lotterie: 60 Bewerbungen, drei Plätze in der Kategorie der Kinderlosen. Die Klöffels landeten auf Rang 28. "Nach dem Abend, an dem die Verlosung stattgefunden hat, habe ich das Thema für mich persönlich abgehakt", erzählt Ekaterina Klöffel. Die neue Kriterienliste empfindet sie als zum Teil unseriös und unfair. Bauplatzvormerkung seit 2018, langjähriges ehrenamtliches Engagement, feste Verwurzelung in der Stadt: All das spielte keine Rolle mehr. Ein verheiratetes und kinderloses Paar aus Berlin hätte die gleiche Punktzahl bekommen.
Ulm: Neue Klage gegen Vergabe von Bauplätzen in Jungingen
Mehr als 1600 Bewerbungen waren beim ersten Verfahren eingegangen, im zweiten Anlauf noch 909. Der Gemeinderat hatte ein von der Verwaltung ausgearbeitetes System verabschiedet, bei dem der Schwerpunkt auf der Rechtssicherheit liegen sollte. Dennoch ging wieder eine Klage ein – von einem kinderreichen Ehepaar, weil die Vergabeleitlinien die Zahl der anzurechnenden Kinder auf drei beschränkt. Unter Bewerbenden mit gleicher Punktzahl wurde unter notarieller Aufsicht gelost. Wer Erfolg hatte, soll bereits einen Bauplatz auswählen. Falls die Klage abgewiesen wird, sollen die Verträge zügig abgeschlossen werden können.
Dass auch das neue Verfahren vom VerwaltungsgerichtSigmaringenüberprüft wird, trifft das EhepaarKlöffel weniger als beim letzten Mal. "Ich weiß aber, wie diese Ungewissheit sich für die Bewerber anfühlt, die bereits eine Zusage bekommen haben", sagt Ekaterina Klöffel. "Ich hoffe, die Klage wird diesmal beim Gericht nicht durchgehen." Die beiden wollen in dem Ulmer Stadtteil bleiben, sie wollen eine Familie gründen. "Es wird in ein paar Jahren wieder ein Neubaugebiet mit Bauplätzen in Jungingen geben." Dann hofft Ekaterina Klöffel auf bessere Chancen.