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Titandioxid und Mineralöl
Lippenstifte: Öko-Test bemängelt Inhaltsstoffe und Menschenrechtsverstöße
Lippenstift bleibt nicht unbedingt wo er hin gehört. Beim Essen und Trinken kann er in den Körper gelangen. Öko-Test hat 18 Lippenstifte deshalb unter Lebensmittel-Standards getestet. Nur fünf Produkte sind nicht durchgefallen. Besonders ein Produkt der Marke Dior ist negativ aufgefallen.
Kosmetikprodukte.jpg       -  Öko-Test hat 18 rote, matte Lippenstifte getestet. Viele sind mit den Noten 'mangelhaft' oder 'ungenügend' durch den Test gefallen.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa (Symbolbild) | Öko-Test hat 18 rote, matte Lippenstifte getestet. Viele sind mit den Noten "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test gefallen.
Deborah Dillmann
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:22 Uhr

Knallrot und kussecht: Der Lippenstift in Signalfarbe gehört für viele Frauen zu ihrer täglichen Make-up-Routine. Doch die Paste bleibt nicht unbedingt nur auf den Lippen haften. Laut Öko-Test wandern bis zu 57 Milligramm am Tag in den Körper - ein Großteil beim Essen und Trinken. Wer täglich seine Lippen schminkt, isst so im Verlauf eines Jahres rund fünf Lippenstifte.

Deshalb hat das Magazin 18 rote, matte Lippenstifte - darunter sechs Naturkosmetikprodukte - getestet und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Inhaltsstoffe gelegt. Von den getesteten Lippenstiften sind 13 durch den Test gefallen und wurden von Öko-Test mit "ungenügend" oder "mangelhaft" bewertet. Zudem wurde in vielen Produkten das Glitzerpigment Mica gefunden, das nach Angaben von Öko-Test häufig unter Verstößen gegen die Menschenrechte gewonnen wird. Ein Überlick.

Mica in Lippenstiften: Unter welchen Bedingungen wird das Glitzerpigment gewonnen?

Nach Angaben von Öko-Test wird das Glitzerpigment Mica, auch Glimmer genannt, häufig in Make-up-Produkten verwendet um für ein strahlendes Finish zu sorgen. Das Pigment werde unter anderem in Indien, Madagaskar, China und den USA aus dem Boden gewonnen, teilweise allerdings unter Verstößen gegen die Menschenrechte. Vor allem in Indien sei das der Fall. Aus dem Land kommt laut Öko-Test etwa ein Viertel des weltweit eingesetzten Mica.

Im Lippenstift-Test hat den Angaben zufolge nur ein Hersteller den Testern auf Nachfrage eine lückenlose Dokumentation der Mica-Lieferkette vorgelegt. Das Mica in den beiden getesteten Lippenstiften des Anbieters kommt aus den USA. "Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen beim Abbau können hier glücklicherweise ausgeschlossen werden", schreibt Öko-Test. Andere Anbieter hätten unterschiedlich ausführlich geantwortet und mehrheitlich keine Lieferketten-Belege vorgelegt. Einige Hersteller gaben an, Mitglieder der "Responsible Mica Initiative" (RMI) - ein Zusammenschluss von Unternehmen und Menschenrechtsorganisationen - zu sein.

Weil Öko-Test die Kosmetikindustrie ebenso wie andere Mica-Abnehmer in der Verantwortung sieht, hat das Magazin angekündigt, Nachweise über Herkunft und die Lieferkette des Glitzerpigments ab sofort zu einem Standardkriterium bei Öko-Test zu machen.

Lippenstifte im Test: Öko-Test stellt viele kritische Inhaltsstoffe fest

Neben Mica wurden im Test zudem in den meisten getesteten Lippenstiften weitere bedenkliche Inhaltsstoffe gefunden. In 15 von 18 Produkten wurde Titandioxid entdeckt. In Lebensmitteln ist der Stoff E 171 aufgrund seiner erbgutverändernden Wirkung bereits verboten, nicht so in Kosmetikartikeln. Hier verbirgt er sich hinter dem Code CI 77891.

Weil Lippenstifte aber selten nur auf den Lippen bleiben, sondern auch in den Körper gelangen, hat Öko-Test die in den Lippenstiften verwendeten Inhaltsstoffe nach Lebensmittel-Standards bewertet und Produkte mit Titandioxid abgewertet.

Auch wurden im Test in einigen LippenstiftenMineralölbestandteile entdeckt. In neun Produkten waren Paraffine als Trägerfette enthalten. In drei davon hat das Öko-Test-Labor zudem aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen, die laut Öko-Test krebserregende Bestandteile beinhalten können.

Öko-Test: Hautreizende Fabstoffe und Silikone in Lippenstiften

Öko-Test hat in vielen Lippenstiften im Test auch Silikone gefunden, die für eine längere Haftung sorgen sollen. Sie würden sich aber in der Umwelt anreichern und könnten sich negativ auf das Gleichgewicht der Haut auswirken.

Auch die intensiv rote Farbe mit matten Finish sorge für wenig hautfreundliche Farbstoffe in den getesteten Produkten. Laut Öko-Test sind vor allem Azofarbstoffe Tartrazin (CI 19140) und Gelborange S (CI 15985) bedenklich. Sie könnten zu Hautirritationen führen und bei vorbelasteten Personen allergische Reaktionen wie Asthma oder Neurodermitis auslösen.

Teuerstes Produkt im Test: Lippenstift von Dior fällt bei Öko-Test durch

Wer bei der Lippenstift-Wahl nach dem Preis geht, bekommt nicht zwangsläufig Qualität. Mit 41,99 Euro das teuerste Produkt im Test stammt von der Marke Dior und ist mit "ungenügend" durchgefallen.

Wie in vielen der anderen Produkte im Test hat Öko-Test auch in dem Dior-Lippenstift bedenkliche Stoffe gefunden. In dem teuren Produkt steckt Titandioxid. Außerdem wurden im Test-Labor Formaldehyd beziehungsweise Formaldehydabspalter gefunden. Der Konservierungsstoff reizt laut Öko-Test schon in geringen Mengen die Schleimhäute und kann Allergien auslösen.

In diese Kategorie fällt auch Hydroxycitronellal. Der im Dior-Lippenstift verwendete Duftstoff kann ebenfalls Allergien auslösen und im Labor wurden deutlich erhöhte Konzentrationen nachgewiesen. Laut Öko-Test lagen die gemessenen Werte weit über der Deklarationsgrenze für Kosmetikprodukte, die auf der Haut verbleiben. Die Tester bemängeln außerdem die beiden hautreizenden Farbstoffe Tartrazin und Gelborange, Silikone und weitere synthetische Polymere sowie die nicht ökologische Verpackung.

Alle getesteten Produkte und weitere Informationen sind online bei Öko-Test zu finden.

 
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