Vor Ameisen ist so gut wie niemand sicher. Die kleinen Insekten fühlen sich nicht nur in der Natur pudelwohl, sondern lassen sich auch in Gärten und auf Terrassen nieder. Und dabei kaum aus der Ruhe bringen.
Dazu kommt: Sie leben ja nicht allein. Sondern in riesigen Kolonien und bringen deshalb so manches deutlich größeres Lebewesen schier zur Verzweiflung. Dabei wissen die allerwenigsten Menschen, wie so ein Ameisen-Staat organisiert ist. In diesem Text dreht sich alles um die Ameisen-Haufen und Ameisen-Kolonien.
Ameisen: Welchen Nutzen haben sie?
Auch wenn die allererste Reaktion beim Anblick einer oder mehrerer Ameisen beinahe automatisch zur Frage führt, wie die kleinen Tiere schnell in die Flucht geschlagen werden können, haben sie doch einen großen Nutzen für die Natur. Laut dem Bundesamt für Naturschutz durchlüften die Insekten den Boden im Wald, verbreiten Pflanzensamen und verwerten viele Abfälle.
Außerdem vertilgen sie andere Insekten, darunter auch Arten, die Bäume schädigen können. Ameisen transportieren auch tote Insekten ab und verfüttern diese an ihre Brut. Deshalb haben sie sich den Spitznamen "Gesundheitspolizei" des Waldes verdient.
Dem Waldboden tun Ameisen Gutes, indem sie dafür sorgen, "dass liegende Holzstämme oder Baumstümpfe schneller verrotten und wieder zu wertvoller Erde werden", heißt es auf der Website naturdetektive.bfn.de des Bundesamts für Naturschutz. Mit dem Neu- oder Umbau ihrer Nester tragen sie zu einer Durchmischung und Durchlüftung des Waldbodens bei.
Obendrein gelten sie als wichtige Nahrungsquelle vieler anderer Tiere. Als Beispiele werden andere Insekten, Spinnen, Igel, Mäuse, Reptilien und Amphibien genannt.
Einige Blumen sorgen mit einem Trick dafür, dass Ameisen ihren Samen verbreiten. Denn diese sind laut naturdetektive.bfn.de scharf auf die sogenannten "Elaiosome", mit Nährstoffen gefüllte Anhängsel der Samen, die sie in ihr Nest schleppen. Da die Sechsbeiner dann nur diese Elaiosome fressen und die Samen als Abfall fortschaffen, werden letztere in der Umgebung verteilt.
Nicht zu vergessen: Ameisen sind auch gastfreundlich. So werden in vielen Nestern auch andere Tiere geduldet, schreibt das Bundesamt für Naturschutz. Es gibt demnach sogar Käfer- und Fliegenarten, die Ameisen so gut nachahmen können, dass sie von ihnen gefüttert werden.
Ameisen-Haufen: Wie funktioniert er?
Ameisen lassen sich in Nestern oder Hügeln nieder. Diese werden so hoch, dass sie nicht zu übersehen sind, ihr größter Teil befindet sich aber unter der Erde, wie das Bundesamt für Naturschutz schreibt.
Der NABU Baden-Württemberg ergänzt, dass diese Ameisen-Haufen aus Erde, Pflanzenfasern oder Harz bestehen. Die immense Größe hat demnach mit dem Schutzmechanismus zu tun, denn so könnten Menschen oder andere Tiere die Behausung der Ameisen nicht so schnell zerstören.
Es gibt jedoch noch einen zweiten Grund für das Ausmaß des Bauwerks: Demnach kann die Wärme besser gespeichert werden, je größer das Nest ist. Besonders im Winter spielt dies eine wichtige Rolle, denn die erhöhte Temperatur verhilft den Ameisen zum Neustart nach der Winterruhe. Wird es wärmer, werden die Insekten wieder aktiver. Dann suchen sie Futter und bauen weiter am Nest – irgendwas ist am eigenen Zuhause ja immer zu tun.
Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. erklärt, dass der Standort eines Ameisen-Haufens auch abhängig von der Sonne gewählt wird. Es geht darum, viel Sonnenstrahlung abzubekommen. Daher werden in sonnigen Ecken flache Nester gebaut, in schattigen Wäldern hohe Nester.
Hier heißt es, in den Hügeln sinkt die Temperatur selbst im Winter nie unter zehn Grad. Die Ameisen selbst sonnen sich draußen und geben die aufgenommene Wärme im Bau wieder ab, so dass bereits drei Wochen nach Ende der Winterruhe im März eine Temperatur zwischen 20 und 30 Grad im Hügel erreicht ist, die bis Oktober gehalten wird. Um kühlere Luft hereinzulassen, wird der Bau dann an mehreren Stellen geöffnet.
Ameisen-Kolonie: Wie funktioniert sie?
Die Ameisen leben ähnlich wie Bienen in einem Staat zusammen, der gut und gerne aus hunderttausenden Tieren bestehen kann. Dabei können in einem Nest allein bis zu 1000 Königinnen nebeneinander leben, wie der Bund Naturschutz Bayern e.V. schreibt. In so einer Kolonie herrscht eine klare Aufgabenteilung, wobei jede der Ameisen im Laufe ihres Lebens unterschiedliche Aufgaben übernimmt.
Die Königinnen sorgen für den Nachwuchs. Sie legen Eier, aus denen die Arbeiterinnen schlüpfen, aus unbefruchteten schlüpfen die Männchen. Für die jüngeren Arbeiterinnen stehen Nachwuchspflege und Nestreparaturen an, die älteren machen sich außerhalb des Hügels als Jäger, Läusemelker oder Wächter verdient. Auch sie können aber als Bauarbeiter zum Einsatz kommen, um das Nest instand zu halten.
Männchen haben grundsätzlich ein kurzes Leben und nur eine Funktion. Laut der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V. sind sie nur im Frühling zu sehen, befruchten die Weibchen und sterben dann. Arbeiterinnen leben dagegen bis zu zwei oder drei Jahre lang. Königinnen, die oft größer sind, können 25 Jahre alt werden.
Neu geborene Königinnen werden Jungköniginnen genannt. Diese können dann ihren eigenen Ameisenstaat gründen oder dem treu bleiben, in dem sie zur Welt kamen.
Da nach dem Tod der Königin keine Eier mehr gelegt werden, stirbt letztlich auch der Staat aus. Weil es aber wie erwähnt oftmals mehrere Königinnen gibt, kann so ein Ameisen-Staat auch 50 bis 80 Jahre lang bestehen.
Der Ameisen-Ratgeber berichtet, dass eine Königin am Tag im Normalfall bis zu 100 Eier legt. Somit kommen pro Saison etwa eine Million Eier zusammen. Eine weitere Aufgabe der Königin besteht demnach darin, über die Bestrafung ungehorsamer Ameisen des eigenen Staates zu entscheiden. Betroffene Untertaninnen markiert sie mit ihrem Sekret, so dass die übrigen Ameisen gewarnt sind.