Die sozialen Medien sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens geworden. Doch was passiert, wenn die Grenzen zwischen Werbung und Inhalt verschwimmen? Elon Musks Plattform "X" (ehemals Twitter), hat eine neue Werbeform eingeführt, die in Deutschland für Aufsehen sorgen könnte.
Wir erklären, um was es geht, warum diese Werbeform problematisch sein und welche Konsequenzen es in Deutschland geben könnte.
X: Twitter-Nachfolger zeigt Werbung ohne Kennzeichnung
Wie zuerst das Portal Mashable berichtete, hat "X" eine neue Art von Werbung eingeführt, die nicht als solche gekennzeichnet ist. Diese Anzeigen erscheinen laut des Berichts im "Für dich"-Feed der Nutzer und lassen keine Interaktionen wie Likes oder Retweets zu. Zudem ist unklar, wer der Werbetreibende ist. Aufmerksam ist das Portal darauf geworden, weil sich einige Leserinnen und Leser mit Screenshots solcher Anzeigen an die Redaktion wandten.
Diese neue Praxis könnte problematisch sein, da sie es schwierig für Nutzer macht, Werbung von regulären Inhalten zu unterscheiden. Bislang sind solche Werbeanzeigen (Stand 9. Oktober 2023) allerdings nur in den USA aufgetaucht. Nutzer von "X" sollten derzeit trotzdem wachsam sein und die Inhalte, die sie auf der Plattform angezeigt bekommen, noch kritischer hinterfragen als ohnehin schon.
Mashable vermutet hinter der Einführung dieser neuen Werbeformate auf "X", dass die Plattform Schwierigkeiten hat, Werbetreibende anzuziehen und bezieht sich dabei auf einen Bericht von Media Matters for America. Demnach hätten die Werbetreibenden, die zu "X" zurückgekehrt sind, bis zu 90 Prozent weniger für Werbung auf der Plattform ausgegeben als vor der Übernahme durch Elon Musk. Ein Bericht des Spiegel spricht zudem davon, dass die Werbeeinnahmen bei Twitter um 50 Prozent eingebrochen seien.
Übrigens: Die Änderung zu "X" ist nicht das einzige Mal, dass Tech-Milliardär Elon Musk bei Twitter eingegriffen hat. Zwischenzeitlich wurde von ihm auch das Twitter-Logo zum Dogecoin-Symbol geändert.
Werbung ohne Kennzeichnung auf X: In Deutschland könnte es Probleme geben
In Deutschland ist die Kennzeichnung von Werbung genau geregelt: Werbung muss klar und eindeutig als solche gekennzeichnet werden. Auch in den Sozialen Medien, wie Instagram.
Eine der Hauptintentionen hinter der Werbekennzeichnung ist der Schutz der Verbraucher. Ohne eine klare Kennzeichnung könnten Verbraucher Werbung als objektive Information oder als Empfehlung von einer unabhängigen Quelle missverstehen. Dies könnte zu einer verzerrten Wahrnehmung und potenziell zu einer falschen Kaufentscheidung führen. Außerdem schafft die Kennzeichnungspflicht auch eine rechtliche Grundlage für den Fall, dass Verbraucher durch irreführende Werbung geschädigt werden. Sie ermöglicht es den Behörden, gegen Unternehmen vorzugehen, die gegen diese Regeln verstoßen.
In Deutschland ist die Werbekennzeichnung im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) klar verankert. Insbesondere Paragraf 5 des UWG behandelt irreführende geschäftliche Handlungen und Paragraf 5a bezieht sich auf Irreführung durch Unterlassen, was auch die fehlende Kennzeichnung von Werbung einschließen könnte.
Sollte "X" diese Werbeform in Deutschland einführen, könnte das Unternehmen damit gegen das UWG verstoßen. Die Konsequenzen könnten von Abmahnungen bis hin zu Geldstrafen reichen. Zudem könnten Verbraucherschutzorganisationen gegen die Plattform vorgehen.
Übrigens: Wenn Sie darüber nachdenken, "X" zu verlassen sollten Sie Ihren Account löschen. Als große Alternative zu dem früheren Twitter-Netzwerk wird derzeit Bluesky gehandelt.