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Ernährung
Studie: Sechster Geschmackssinn entdeckt? Er ist überlebenswichtig
US-Forscher sind auf einen Hinweis gestoßen, dass der Mensch einen sechsten Geschmackssinn haben könnte. Und auch einige Tierarten scheinen darüber zu verfügen.
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Foto: Franziska Kraufmann, dpa (Symbolbild) | Das hat augenscheinlich geschmeckt: Ein kleines Kind hat ein Eis verputzt.
Marcus Giebel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:09 Uhr

Der Mensch kann übe seine Zunge fünf Geschmacksrichtungen erkennen, ihm werden daher fünf Geschmackssinne zugeschrieben: süß, sauer, salzig, bitter und umami. Wobei letzteres herzhafte oder fleischige Lebensmittel beschreibt. Anscheinend geht aber noch mehr. Ein US-Forscherteam unter der Leitung von Experten der University of Southern California könnte nun einen sechsten Geschmackssinn entdeckt haben, wie der Fachzeitschrift Nature Communications zu entnehmen ist.

Es handelt sich um das Salz Ammoniumchlorid, das sich demnach in einigen skandinavischen Ländern etwa in Salzlakritz wiederfindet.

Sechster Geschmackssinn? Ammonium eigentlich schädlich

Betont wird, dass Ammonium – ebenso wie sein gasförmiges Pendant Ammoniak – für Menschen und Tiere eigentlich schädlich, in hohen Konzentrationen sogar lebensbedrohlich, ist. Deshalb sei es nicht überraschend, dass einige Tierarten und auch der Mensch Mechanismen entwickelt haben, um es zu erkennen. Der Geschmack wird als einzigartig und stark sowie einer Kombination aus bitter, salzig und ein wenig sauer beschrieben.

In ihrer Arbeit testeten die Forscher die Reaktion bei Hühnern, Mäusen, Zebrafischen und Menschen. Dabei wurde Otopetrin 1 (OTOP1) – ein Protonenkanal, der den sauren Geschmack signalisiert – in den Fokus genommen.

Das menschliche OTOP1 reagierte laut der Studie sowohl auf den Säurereiz als auch auf Ammoniumchlorid gut. Das Team geht davon aus, dass OTOP1 bei allen getesteten Arten und auch bei allen Wirbeltieren als Sensor für Ammoniumchlorid dienen könnte.

Menschen und Mäuse mit ähnlichen Reaktionen auf Ammoniumchlorid

Anhand von Experimenten mit Mäusen, von denen einige zuvor gentechnisch so verändert wurden, dass sie kein OTOP1 mehr produzieren, schließen die Forscher, dass OTOP1 als Ammoniumchlorid-Sensor innerhalb der Geschmacksrezeptorzellen vom Typ III fungiert. Zugleich scheint ihnen zufolge OTOP1 wesentlich für die Verhaltensaversion gegen Ammoniumchlorid zu sein.

Weiter stellten die Forscher fest, dass bei Menschen und Mäusen durch Ammoniumchlorid ähnliche Reaktionen hervorgerufen werden wie durch Saures. Während die OTOP1-Kanäle bei Hühnern empfindlicher auf Ammoniumchlorid reagierten, waren die von Zebrafischen weniger empfindlich.

Möglich sei demnach, dass sich in diesen Unterschieden die verschiedenen ökologischen Nischen und die Ernährungspräferenz dieser Arten widerspiegeln. Als Beispiel wird genannt, dass Vögel weniger empfindlich auf Saures reagieren würden, die Aufnahme von Ammoniumchlorid in ihren Exkrementen jedoch vermeiden müssten.

Nacktmulle, die in einer Umgebung mit hohem Ammoniumgehalt leben würden, könnten Ammoniakdämpfe zwar erkennen, würden diese aber nicht meiden. Ihr Geschmackssystem sei weniger empfindlich auf Säuren als das von Mäusen, es sei jedoch nicht bekannt, ob Nacktmulle auch weniger empfindlich gegenüber dem Geschmack von Ammoniumchlorid sind.

"Ammoniumchlorid aktiviert mindestens genauso gut wie Säure"

"Wir haben gesehen, dass Ammoniumchlorid ein wirklich starker Aktivator ist", wird die zum Forscherteam zählende Neurowissenschaftlerin Emily R. Liman von Neuroscience News zitiert: "Es aktiviert genauso gut oder besser als Säuren."

Grundsätzlich lässt sich schlussfolgern, dass sich der Geschmacksmechanismus zum Erkennen von Ammonium entwickelt hat, um sich der Aufnahme von giftigen und ungenießbaren Substanzen erwehren zu können. Somit würden die Lebewesen, die diesen Geschmackssinn besitzen, auch ihr Überleben sichern.

Die Studie aus den USA soll jedoch nur der Anfang sein. "Wir haben einen bestimmten Teil des OTOP1-Kanals identifiziert – eine bestimmte Aminosäure –, der notwendig ist, damit der Kanal auf Ammonium reagiert", erklärt Liman. "Wenn wir diesen einen Rest mutieren lassen, reagiert der Kanal nicht mehr so empfindlich auf Ammonium, aber er reagiert immer noch auf Säure."

In weiteren Arbeiten wollen die Forscher herausfinden, ob auch weitere Mitglieder der OTOP-Familie, die in anderen Körperregionen vorkommen, ähnlich empfindlich auf Ammonium reagieren.

Interessant sind auch weitere Studienergebnisse. Licht kann Forschern zufolge psychisch krank machen. Die KI erkennt offenbar an der Stimme, ob jemand an Diabetes erkrankt ist und Forscher haben eine mögliche Ursache für Parkinson im Darm entdeckt.

 
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