Zu viele Patienten auf der Station, die Chefin der noch "kurz" etwas erledigt braucht oder auch der Kollege, der viel zu spät seinen Teil der Arbeit abliefert – sehr viele Menschen verspüren irgendwann Stress auf der Arbeit.
Und wenn der Stress nicht abnimmt, ist die "Rettung" nicht weit: die Nervennahrung. Kurz ein Griff in die Schublade mit den Süßigkeiten und schon scheint die Situation erträglicher zu sein.
Doch das ist ein Irrtum. Denn das, was uns kurz Linderung verschafft, kann uns nachhaltig schaden. Denn der Dauerstress kann dazu führen, dass wir mehr essen. Und meist lieber Schokoriegel als Äpfel. Die Folge: Wir nehmen zu.
Stress bei der Arbeit: Chronischer Stress wirkt sich schlecht aufs Gewicht aus
"Stress schaltet den Bereich des Gehirns aus, der uns signalisiert, dass wir genug gegessen haben", sagt Neurobiologe Herbert Herzog des Garvan Instituts für medizinische Forschung in Sidney der Deutschen Presse-Agentur(dpa). Wie sich der chronische Stress auf das Gewicht und auch das Essverhalten auswirkt, hat Herzog an Mäusen untersucht. "Wir haben gezeigt, dass chronischer Stress in Verbindung mit einer kalorienreichen Ernährung zu einer immer stärkeren Nahrungsaufnahme und zu einer Vorliebe für süße, schmackhafte Lebensmittel führen kann, was wiederum Gewichtszunahme und Fettleibigkeit fördert", so Herzog weiter.
Auch der Forscher André Kleinridders von der Universität Potsdam sieht einen Zusammenhang zwischen Stress und dem Bedürfnis, Nahrungsmittel mit vielen Kalorien zu essen. Viele wissenschaftliche Daten würden dies zeigen, so Kleinridders zur dpa. Was bislang jedoch nicht klar sei: Warum sind manche Menschen stressresistenter als andere?
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Stress bei der Arbeit: Frauen nehmen eher zu
In einer Studie von Sofia Klingberg der Universität Göteborg und ihrem Team wurde untersucht, wieso manche Menschen im Laufe ihres Lebens zunehmen, berichtet das Spektrum Magazin. Untersucht wurden dabei 3600 Schwedinnen und Schweden zwischen 30 und 60 Jahren, die bereits in den Neunziger Jahren an einem Gesundheitsprogramm teilnahmen.
Zu Beginn der Studie hatten die Teilnehmenden durchschnittlich einen Body-Mass-Index von 25, schreibt das Spektrum Magazin. Ein Jahrzehnt später hätten die Teilnehmenden durchschnittlich fünf Kilogramm zugenommen. Nach weiteren zehn Jahren noch einmal zwei Kilogramm.
Klingenberg untersuchte auf Basis dieser Daten, welchen Einfluss beruflicher Stress unabhängig von anderen Lebensfaktoren auf die Gewichtszunahme hatte. Dabei kam heraus: Wenn die Teilnehmenden ihre "beruflichen Handlungsspielräume als eher klein beschrieben", lag das Risiko, dass sie zunehmen, um ein drittel höher, als bei denjenigen, die größere Handlungsspielräume hatten, schreibt das Spektrum Magazin.
Wie das Magazin weiter schreibt, war das Risiko bei Frauen nochmal höher, wenn diese von Stresssymptomen bei der Arbeit, wie zu wenig Zeit oder hohes Tempo, berichteten. Auf Männer traf dies nicht zu.
Stress bei der Arbeit: Süßigkeiten bringen Dopamin-Kick
Salopp gesagt, bekommen Menschen, die Nervennahrung essen, ein kurzes Hoch. "Man weiß, dass unsere geistigen Fähigkeiten in Stresssituationen beeinträchtigt werden und eher Fehlentscheidungen getroffen werden. Die Impulsivität geht hoch", sagt Kleinridders der dpa. Zucker und andere Stoffe sorgen für Glücksgefühle – und zwar wegen des Dopamin-Kicks, das durch den Verzehr ausgelöst wird.
Doch der Kick bleibt nicht lange bestehen und kann auch auf Dauer schädlich werden. "Aber wenn man immer wieder negativen Stress hat und zu Süßem und Fettigem greift, kommt man in einen Teufelskreis, der zu Übergewicht und Insulinresistenz führt", sagt Kleinridders weiter.
Stress bei der Arbeit: Wie kann man Stress reduzieren?
Um nicht mehr in den Stress-Süßigkeiten-Zyklus zu geraten, sollte daher der Stress reduziert werden. Die Techniker Krankenkasse rät dazu, den Arbeitsstress in der Freizeit abzubauen. Wer körperlich schwer arbeitet, solle sich am Abend ausruhen. Wer viel am Schreibtisch sitzt, geht am besten eine Runde spazieren oder macht Sport. Was wirklich hilft, ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich.
Der Krankenversicherer rät außerdem dazu, spätestens nach 70 Minuten Arbeit eine kurze Pause einzulegen. Und auch der zustehende Urlaub sollte genommen werden, um runterfahren zu können.