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Angst vor Spinnen
Mythos oder Fakt? Isst man Spinnen im Schlaf?
Der Gedanke, Spinnen im Schlaf zu essen, treibt Arachnophobiker in den Wahnsinn. Tun Menschen das tatsächlich und wenn ja wie viele? Wir erklären die Sachlage.
Spinne.jpeg       -  Spinnen sind scheue Lebewesen. Doch die Mär hält sich hartnäckig, dass schlafende Menschen sie anziehen.
Foto: Hendrik Schmidt, dpa (Symbolbild) | Spinnen sind scheue Lebewesen. Doch die Mär hält sich hartnäckig, dass schlafende Menschen sie anziehen.
Patrick Freiwah
 |  aktualisiert: 11.04.2024 12:24 Uhr

Spinnen gehören zweifellos zu den Tierarten, vor welchen sich Menschen mit am meisten fürchten - oder zumindest ekeln. Gründe für eine sogenannte Arachnophobie - Angst vor Spinnen - gibt es mehrere. Begünstigt wird das mulmige Gefühl womöglich durch Filme, die mit der Angst spielen und das ein oder andere Horrorszenario erzeugen.

Eine verbreitete Behauptung ist diesbezüglich, dass Menschen Spinnen im Schlaf essen beziehungsweise sie unbeabsichtigt verschlucken. Der Mythos beinhaltet, dass es sogar etwa acht Spinnen seien, die ein Mensch jährlich in der Nacht verspeist. Kann das tatsächlich sein und wie realistisch ist das? Wir klären auf.

Wie viele Spinnen isst man im Schlaf?

Zunächst einmal sei erklärt, was es mit der Theorie auf sich hat: Portale wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) schildern, die Autorin eines Computermagazins habe Anfang der 90er-Jahre die Meldung verbreitet, dass Mensch pro Jahr durchschnittlich acht Spinnen im Schlaf essen. Sie würden unbemerkt in den Mund krabbeln und daraufhin verschluckt. Der Überlieferung nach wollte die Journalistin damals einen Beweis liefern, wie leichtgläubig Menschen seien. Das RND und weitere Medien berichten in diesem Zusammenhang von einer gewissen Lisa Birgit Holst.

Geht man dieser Geschichte jedoch in englischsprachigen Medien nach, zeigt sich, dass selbst diese Geschichte nicht stimmt: Das Portal Snopes.com setzte die Behauptung in die Welt und schildert, dass die benannte Person nicht existiert. Vielmehr handelt es sich bei dem Namen um ein Anagramm ("This is a big Troll"). Das bedeutet, aus den vorhandenen Buchstaben wird ein ganz anderer Begriff hergeleitet. Jedoch verweist die Website darauf, das Gerücht selbst lediglich aufgegriffen zu haben.

Was die krabbelnden Achtbeiner betrifft: Bis dato gibt es keine Expertenquelle, welche als Ursprung der Spinnen-Theorie dienen kann.

Essen Menschen Spinnen im Schlaf? So sieht die Realität aus

Damit ist die Frage noch nicht beantwortet, wie realistisch eigentlich der Mythos Spinnen essen im Schlaf ist. Dem Wissenschaftsmagazin geo.de nach ist es in Wahrheit sehr unwahrscheinlich, dass Menschen nachts eine Spinne verschlucken. Das liegt bereits daran, dass es für die Arachnoiden (gehören nicht zur Familie der Insekten) wenig anziehend ist, sich in der Nähe eines viel größeren Lebewesens wie dem Menschen aufzuhalten.

Die meisten Spinnen, die sich in einer Wohnung befinden, bauen Netze und haben nicht das geringste Interesse daran, nachts herumzulaufen. Auch ausgeschaltete Lichter würden diesen Anreiz verringern, führt geo.de aus. Rod Crawford, ein Spinnenwissenschaftler aus der US-Stadt Seattle, erklärte dem amerikanischen Magazin American Scientific, warum sich Spinnen von schlafenden Menschen eher fernhalten: "Eine schlafende Person atmet, hat einen Herzschlag, und schnarcht womöglich. All das erzeugt Vibrationen und warnt Spinnen vor Gefahr."

Im Schlaf Spinnen essen (fast) ausgeschlossen - wo wirklich Gefahren drohen

Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass Spinnentiere nachts in Schlafzimmern landen und damit auch in die Nähe von Kindern und Erwachsenen. Dass Menschen sie während dem Schlafen essen, ist jedoch in vielerlei Hinsicht unwahrscheinlich: Personen mit leichtem Schlaf (und davon gibt es eine Menge) würden womöglich bereits durch das Krabbeln auf dem Gesicht aufwachen, oder die Spinne unbewusst wegwischen.

Selbst wenn eine Spinne nahe am Mund landet, gilt es unter Wissenschaftlern als unwahrscheinlich, dass sie in den Verdauungstrakt gelangt: "Für eine Spinne gibt es kaum Unattraktiveres, als in eine feuchte Mundhöhle mit starkem Luftzug zu krabbeln", lässt Spinnenexperte Dr. Christian Komposch gegenüber RTL.de wissen. Allerdings kann der Mann zu diesem Thema auch mit einer schlechten Nachricht aufwarten: "Tatsächlich verschlucken wir durchschnittlich zwei Spinnen pro Jahr – und zwar beim Spaziergehen, Joggen oder Radfahren."

 
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