Ein Mangel an hochgesteckten Zielen war noch nie das Problem von Elon Musk, Eigentümer von Tesla, Twitter-König und Gründer des Raumfahrtunternehmens SpaceX, mit dem er laut eigenen Angaben langfristig die menschliche Besiedlung des Mars vorantreiben will. Den Auftakt der ambitionierten Mission sollte der Start der "Starship"-Rakete machen, die ihren Vorgängern anderer Raumfahrtunternehmen mit Superlativen zu Größe und Leistungsfähigkeit den Rang ablaufen will. Was genau das Besondere an der SpaceX-Rakete ist, wie die Mission aussehen soll und wie der Start gelaufen ist, lesen Sie in diesem Artikel.
SpaceX-Starship: Größte und stärkste Rakete der Welt
Das "Starship" von SpaceX ist die größte und leistungsstärkste Rakete der Geschichte der Raumfahrt. Bislang hält die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa mit der Saturn V den Rekord für die größte geflogene Rakete. Mit der 111 Meter hohen Rakete hatte die Nasa im Rahmen der Apollo-Missionen Astronauten zum Mond gebracht. Auch die europäische Rakete Ariane 5 gehört zu den größten Trägerraketen. Der Raketentyp absolvierte mit der Mission "Juice" den letzten Start ihrer 27 Jahre langen Geschichte.
Der neue Rekordhalter sollte aus der Sicht von SpaceX-CEO Elon Musk am Montag (17. April 2023) das Starship werden. Es besteht aus der Booster-Rakete "Super Heavy" und einem Raumschiff, welches ebenfalls "Starship" genannt wird. Die beiden Stufen kommen zusammen auf eine Höhe von 119 Meter. Oder noch mehr? "Das Schiff wird sich wahrscheinlich um weitere 10 m oder so verlängern", hatte Musk am 8. April getwittert. Was genau er damit meinte, blieb zunächst offen.
Die "Starship"-Rakete soll sich als wiederverwendbares Raumschiff etablieren, welches immer wieder Touristen in den Weltraum bringt. Musk plant, dass ein Orbitalflug mit dem "Starship" in Zukunft weniger als zehn Millionen US-Dollar kostet.
Fakten und Daten zur "Starship"-Rakete
Die Erststufe Super Heavy wird von nagelneuen 33 Raptor-Triebwerken angetrieben, die SpaceX entwickelt hat. Das Raumschiff ist mit sechs der Raptoren bestückt. Die Triebwerke sorgen dafür, dass das "Starship" von SpaceX als stärkste Rakete in die Geschichte eingehen wird, welche je ins All geschickt wurde. Weitere Fakten und Daten zur Rakete lesen Sie hier:
- Stufen: Super Heavy (Rakete) und Starship (Raumschiff)
- Höhe: 119 Meter
- Durchmesser: 9 Meter
- Startmasse: rund 5000 Tonnen
- Treibstoff: Flüssigsauerstoff, flüssiges Methan
- Treibstoffmasse: 1200 Tonnen
- Nutzlastkapazität: mehr als 100 Tonnen (bis zu einer Höhe von 500 Kilometer, mit Wiederverwendung), mehr als 100 Tonnen bei Reise zum Mond oder Mars, mit Auftanken im Erdorbit
Start von Starship: SpaceX-Rakete soll Erde umrunden
Wäre die Mission nach Plan gelaufen, hätte das riesige Raumschiff von dem gigantischen Booster, der rund drei Minuten zünden sollte, in die Höhe katapultiert werden und in der Folge die Triebwerke aktivieren sollen. Dann sollte es einmal um die Erde gleiten und nach einer Stunde und 17 Minuten wieder zurückkehren und im Ozean wassern. Der Booster sollte ebenfalls in den Golf von Mexiko fallen. geklappt hat das aber weder am 17. April noch beim zweiten Startversuch am 20. April 2023, bei dem die Rakete explodierte.
"Ein Erfolg wäre der neue Testflug schon, wenn unser Raumschiff beim Abheben nicht explodiert und die neu errichtete Startplattform mit 140 Meter hohem Turm zerlegt", hatte Musk im Vorfeld gesagt. Und mäßig optimistisch: "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rakete die Umlaufbahn nicht erreicht, liegt bei 50 Prozent." Aber: Anfang des Jahres hatte schon ein Triebwerkstest der Starship-Rakete in einer gigantischen Explosion bei der Landung geendet.
"Starship"-Raketenstart: Erster Startversuch scheitert
Eigentlich hätte die 120 Meter hohe Schwerlastrakete schon am 17. April 2023 abheben sollen. Wie SpaceX auf seiner Webseite mitteilte, sollte der Start des "voll integrierten Raumschiffs und einer Super-Heavy-Rakete von der Starbase in Texas" am Montag um 8 Uhr CT erfolgen, zu deutscher Zeit also um 15 Uhr.
Doch 40 Sekunden vor dem Abheben wurde der Countdown zum Testflug des neuen Raumschiffs von SpaceX abgebrochen. Offenbar gab es ein Problem mit einem Druckventil, twitterte Elon Musk. Der optimistischen Stimmung sollte das aber keinen Abbruch tun. "Heute viel gelernt", so der Tech-Pionier in einem weiteren Tweet.
Zweiter Startversuch der "Starship": Start geglückt - aber nur für drei Minuten
Der zweite Startversuch der "Starship" ist geglückt. Das größte Raketensystem der Raumfahrtgeschichte hob am Donnerstag (20. April 2023) nach einer kurzen Verzögerung beim Countdown in Brownsville im US-Bundesstaat Texas nahe der mexikanischen Grenze ab - konnte sich allerdings nur etwa drei Minuten auf Zielkurs halten.
Das Problem: Immer mehr Triebwerke der insgesamt 33 Raptoren fielen nach und nach aus, sodass die "Starship"-Rakete rapide Geschwindigkeit einbüßte, die Nase irgendwann abfiel, explodierte und sich im freien Fall zurück zur Erdoberfläche befand. Die Mitarbeiter von SpaceX jubelten trotzdem. Der halb geglückte Start war trotz explosivem Ende ein Erfolg.
"Starship"-Startversuch hat Startrampe schwer beschädigt: Wie geht es weiter?
Einen Tag nach dem zweiten Raketenstartversuch zeigt sich der halbe Erfolg allerdings in einem etwas anderen Licht. Wie golem.de berichtet, wurde die Startrampe beim Start der "Starship" sowie bei der Explosion stark beschädigt. Unter der Stahlkonstruktion befinde sich statt ebenem Boden nun ein "metertiefer Krater, der vom Abgasstrahl der 33 Triebwerke mit 7500 Tonnen Schub ausgehoben wurde". Ein entsprechendes Foto ist auf Twitter zu sehen.
Dem Fachportal zufolge wurden auch einige der großen Treibstofftanks der Startrampe eingedrückt und dürften damit unbrauchbar sein. Im schlimmsten Fall könnte das sogar das Ende von Texas als SpaceX-Startbasis bedeuten. Das Problem: Statt mit dem Test der nächsten Rakete zu beginnen, muss nun zunächst die Infrastruktur vor Ort repariert und teils neu gebaut werden. Golem.de zufolge müsse eine bessere Startrampe gebaut werden. Denn es sei möglich, dass aufgewirbelte Trümmer zum Schaden an den Triebwerken der "Starship" beigetragen hätten.
Der Startversuch am 20. April 2023 könnte daher einen ernsthaften Rückschlag für SpaceX bedeuten. Denn neben wichtigen Sicherheitsfragen, die beantwortet werden müssen, dürften die nun nötigen Arbeiten laut golem.de mehrere Monate dauern und viel Geld kosten. Für die im Jahr 2025 geplante Mondlandung sehe es damit schlecht aus.