Der Stoff von einer Welt von Morgen hat seit Anbeginn der Filmgeschichte Drehbuchschreiber und Regisseure fasziniert. Angefangen von "Metropolis" aus dem Jahr 1927 bis hin zum "Matrix"-Auftakt der Spätneunziger,entwerfen Science-Fiction-Filme eine Welt, in der Mensch und Technik noch enger zusammenleben als heutzutage und dabei oftmals kollidieren, meist dominiert daher ein düsterer Blick ins Fenster der Zukunft.
Die allermeisten Science-Fiction-Filme behandeln dabei die Gefahren von Künstlicher Intelligenz (KI). Das Narrativ einer menschengeschaffenen Technologie, die sich gegen den eigenen Schöpfer wendet, weil sie schneller, stärker, und eben auch intelligenter ist, zieht sich dabei durch beinahe alle Streifen.
Ein chronologischer Überblick einer Auswahl von Filmen, die Künstliche Intelligenz behandeln. Gemeinsam haben die wohl besten Filme dabei fast immer, ihrer eigenen Zeit voraus zu sein, sie tragen sozusagen Zukunft in sich und können daher oftmals von der Gegenwart nur schlecht entschlüsselt werden.
"Metropolis" (1927)
Als Klassiker der Filmgeschichte schlechthin gilt "Metropolis", ein deutscher monumentaler Stummfilm des Regisseurs Fritz Lang von 1927. Er beruht auf dem Roman "Metropolis" von Thea von Harbou aus dem Jahr 1925 und wird der Kunstströmung des Expressionismus zugerechnet.
Der Name "Metropolis" bezeichnet eine futuristische Riesen-Stadt, in der sich die Handlung des Films abspielt und in der eine extreme Zweiklassengesellschaft herrscht. Während die Oberschicht in Luxus von Zeit und materiellem Reichtum badet, schuftet die Arbeiterklasse bis zur Erschöpfung an riesigen Maschinen, die sie zu verschlingen drohen. Einzig die viel verehrte Lichtgestalt Maria (Brigitte Helm) lässt mit ihren Predigten von Liebe und Klassenlosigkeit ein wenig Hoffnung aufkeimen. Als sich aus dem Unmut eine Arbeiterrevolte ankündigt, wird auf Anordnung der Obrigkeit (Schurke und Herrscher Joh Fredersen wird von Alfred Abel gespielt) von dem Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) ein Roboter mit künstlicher Intelligenz erschaffen, der dies verhindern soll und für weitere repressive Zwecke eingespannt wird. Der Film spart nicht mit Dramatik und allerlei verschlungenen Beziehnungsgeflechten, die sich zum Ende hin hochschaukeln und im sogenannten "Furioso"-Abschnitt gipfeln.
Viele Kinobesucher lockte der Film seinerzeit trotz innovativer Spezialeffekte nicht in die Kinosäle, auch die für damalige Verhältnisse hohen Eintrittspreise schreckten die Massen ab, sodass "Metropolis" nach nur drei Monaten eingestellt wurde und die Produktionsfirma UFA in finanzielle Nöte brachte.
Die Bedeutung von "Metropolis" für das Genre des Science-Fiction kann heute dagegen kaum mehr bestritten werden. Populäre Filme wie "Das fünfte Element" oder "Blade Runner" ließen sich vor allem von der monumentalen Bildsprache einer der spektakulärsten Großproduktionen der Kino-Geschichte inspirieren.
"Welt am Draht" (1973)
Nach einem großen Zeitsprung wollen wir einen weiteren wichtigen deutschen Beitrag des Science-Fiction-Genres nicht vorenthalten, und zwar den TV-Zweiteiler "Welt am Draht" des deutschen Regie-Enfant-Terribles Rainer Werner Fassbinder. Von Cineasten und Liebhabern des Kunsthandwerks wird der Film, der auf dem 1964 erschienenen Science-Fiction-Roman Simulacron-3 von Daniel Francis Galouye beruht, äußerst geschätzt. Er soll zudem die Macher der Matrix-Reihe beeinflusst haben.
Der Plot geht so: In den 1970er Jahren betreibt das Institut für Kybernetik und Zukunftsforschung (IKZ) fortschrittliche Studien über virtuelle Realität. Sein Supercomputer Simulacron-1 kann eine komplette Welt innerhalb eines Computers erzeugen, mit Personen, die leben und fühlen und über ein Bewusstsein verfügen. So sollen gesellschaftliche, ökonomische und politische Vorgänge simuliert und schon bald exakt vorausgesagt werden können, und zwar aus Konsumtrendgründen.
Doch der Leiter des Instituts, Professor Henry Vollmer (Adrian Hoven) stirbt plötzlich auf mysteriöse Art und Weise, nachdem er seinem Mitarbeiter Günther Lause (Ivan Desny) von einer unglaublichen Entdeckung berichten will. Kurze Zeit später verschwindet auch Lause mitten in einem Gespräch mit Fred Stiller (Klaus Löwitsch), der nun die Leitung des Forschungsprojekts Simulacron 1 übernimmt. Auch er beginnt sich wie Stiller bald zu verändern, weist Symptome von Schizophrenie auf und fürchtet um sein Leben.
Bei einer routinemäßigen Transferierung seines Bewusstseins in die Schaltkreise von Simulacron glaubt Stiller dort einen alten Bekannten wiederzusehen: Günter Lause, den Sicherheitschef des Instituts für Kybernetik und Zukunftsforschung, von dem außer Stiller alle behauptet, daß er nie existiert habe. In "Welt am Draht" verschwimmen schließlich die Grenzen zwischen Realität und Virtualität, sodass sich wie die Figuren auch die Zuschauer selbst nicht mehr sicher über ihre Wahrnehmung sein können.
"Blade Runner" (1982)
Auch der Film "Blade Runner" von Regisseur Ridley Scott war bei seinem Erscheinen 1982 der eigenen Zeit scheinbar weit voraus, denn weder Kritiker noch Publikum verstanden so richtig, was sie da auf der Leinwand sahen. Dennoch gewann der Film schon bald eine große Fangemeinde und auf dem Videomarkt wurde er zu einem der am meisten verliehenen Filme.
Doch worum geht es? Wir schreiben das Jahr 2019: Vier gentechnologisch hergestellte Menschen, sogenannte "Replikanten", proben den Aufstand. Sie entwickeln zunächst ein unvorhergesehenes Eigenleben, maßen sich an, ihre auf vier Jahre festgesetzte Lebensfrist verlängern zu lassen und töten sogar Menschen. Und hier kommt Blade Runneraka Rick Deckard (Harrison Ford) ins Spiel. Er wird auf die abtrünnigen Maschinen angesetzt, und er ist ein abgebrühter Voll-Profi, wenn es darum geht, Cyborgs aufzuspüren und zu vernichten. Doch er hat auch eine Schwäche für sie, vor allem für Rachael (Sean Young), eine Replikantin, die wegen künstlich implantierter Erinnerungen denkt, sie wäre ein Mensch.
"Blade Runner" gilt vor allem visuell, aber auch dramaturgisch als faszinierendes "Zukunftsgemälde", ein nach Film-Kritikern "Science-Fiction-Western", der um die Frage kreist, was es heißt, ein Bewusstsein zu haben, Mensch zu sein und wo hier die Grenzen verlaufen, die der Film bewusst zu verwischen scheint. "Blade Runner" lief erstmals 1982 im Kino und kehrte 1993 und 2007 als "Director's Cut" bzw. "Final Cut" auf die Leinwände zurück.
"Terminator" (1984)
Der erste Film der Terminator-Reihe von Erfolgsregisseur James Cameron entwirft eine düsteres Zukunftsszenario, in der die Welt von gefühllosen Maschinen beherrscht wird. Doch es gibt menschlichen Widerstand, angeführt von John Connor (Edward Walter Furlong). Um ihn zu elinimieren, oder besser gesagt zu "terminieren", schicken die vom Konzern "Skynet" geführten Cyborgs im Jahr 2029 einen Killerroboter - Terminator (Arnold Schwarzenegger) - zurück in die Vergangenheit, wo er Johns Mutter Sarah Connor (Linda Hamilton) töten soll.
Es ist der blutige Auftakt einer postapokalyptischen Vision einer Zukunft, in der sich ein zum Töten von Menschen programmierter Terminator-Cyborg mit übermenschlichen Kräften und rationaler Intelligenz versehen von denselben schließlich umprogrammieren lässt und in den weiteren Filmen der Reihe - "I’ll be back" - zum Beschützer der Menschheit aufschwingt.
Nach dem Erfolg an den Kinokassen von 1984 folgten weitere Filme der Terminator-Reihe, bei denen James Cameron die Regie nur für den Fortsetzung im Jahr 1991 übernahm. Alle weiteren Filme in der Übersicht:
- Terminator 2 - Tag der Abrechnung (1991)
- Terminator 3 - Rebellion der Maschinen (2003)
- Terminator: Die Erlösung (2009)
- Terminator: Genisys (2015)
- Terminator: Dark Fate (2019)
"Matrix" (1999)
Die Matrix-Filme des Drehbuchautoren- und Regisseur-Pärchens Larry und Andy Wachowski gehören wohl zu den spektakulärsten Ergüssen des Science-Fiction-Genres und dürfen daher in keiner Liste fehlen. Zum Inhalt: Thomas Anderson (Keanu Reeves) führt ein Doppelleben, tagsüber ist er ein unscheinbarer Software-Programmierer und nachts der Hacker Neo, den die brennende Frage quält: Was ist die Matrix?
Denn seit Jahren schon quält ihn ein Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt. Der mysteriöse Morpheus (Laurence Fishburne) weiht ihn schließlich in ein Geheimnis ein: Die Welt der eigenen Wahrnehmung ist nichts als eine Computersimulation. Sie wird von Maschinen erzeugt, die die Menschen als lebende Energiespender nutzen. Ein absolutes KI-Schreckensszenario, bei dem die Menschen zuerst überhaupt begreifen müssen, was mit ihnen geschieht. Neo muss sich also entscheiden: Will er weiter in einer Illusion leben, oder möchte er die Realität hinter der Simulation ergründen? Er wählt letzteres und wird zur Schlüsselfigur einer Rebellion gegen die Fremdherrschaft der verselbstständigten Maschinen.
Der erste Matrix-Film erregte neben der fesselnden Handlung Aufsehen durch aufwendig gestaltete Kampfszenen im Stil von Kung-Fu-Filmen, die mittels digitaler Effekte ein bis dato ungesehenes visuelles Spektakel boten. Weitere Filme der Matrix-Reihe knüpften daran an: Im Mai 2003 folgte die Fortsetzung mit "Matrix Reloaded", im November 2003 der dritte Teil "Matrix Revolutions" und im Dezember 2021 Teil bisher letzte Teil mit "Matrix Resurrections".
"I Robot" (2004)
Als wohl einer der sehenswertesten Filme zur KI-Technologie kann mit Sicherheit auch "I Robot" von gezählt werden. Der Science-Fiction-Krimi des US-Regisseurs Alex Proyas, frei nach Isaac Asimovs gleichnamigem Buch "Ich, der Robot" aus dem Jahr 1950, entwirft ein Bild einer Zukunft, indem sich ein scheinbar idyllisches Zusammenleben von Mensch und Technik, bei dem die Hierarchie klar zu sein scheint, in eine Umkehrung der Verhältnisse wendet. Doch worum geht es?
Wir schreiben das Jahr 2035 und Roboter dienen dem Menschen als Stützen im Alltag. Beinahe jede Familie besitzt einen intelligenten Roboter der NS4-Reihe. Sie übernehmen das Einkaufen, Kochen und das Spielen mit den Kindern. Doch ihre Intelligenz ist nur simuliert und es gelten strenge Regeln, die ihnen von Dr. Alfred Lanning (James Cromwell), Chefentwickler der Firma U.S. Robotics, auferlegt, bzw. in ihr System implantiert wurde - unter anderem darf kein Roboter je einem Menschen Schaden zufügen. Doch Lanning kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben und es steht der Verdacht im Raum, dass die Regeln gebrochen wurden und einer seiner Roboter für den Mord verantwortlich ist. Ein Hologramm des Verstorbenen richtet sich ausgerechnet an den technikfeindlichen Detective Del Spooner (Will Smith).
Auch dieser Film spielt die verheerenden Folgen einer losgelösten Technologie durch, die sich dem eigenen Schöpfer entledigen will. Allerdings verharrt "I Robot" in einem Plot, der mit visuell ansprechenden Action-Szenen eher routiniert als innovativ oder fordernd daherkommt und vor allem unterhalten will.
"Her" (2013)
Mit dem Drama "Her" wirft Regisseur Spike Jonze einen anderen Blickwinkel auf das Thema Künstliche Intelligenz. Während die vorherigen Filme eine düstere Zukunft ausmalen, ergründet "Her" die möglichen Konsequenzen von KI auf der psychologisch-sozialen Ebene des Menschen. Der Plot ist dabei schnell erzählt.
In einer nicht so fernen Zukunft lebt Theodore Twombly (Joaquin Phoenix), der seinen Lebensunterhalt darin bestreitet, Briefe für Menschen zu verfassen, die ihre Gefühle nicht artikulieren können, wobei Theodore ihnen in privater Hinsicht in wenig nachsteht. Denn der introvertierte und schüchterne Mann fühlt sich nach der Scheidung von seiner Frau Catherine (Rooney Mara) selbst einsam und zurückgelassen.
Von einer Werbung verleitet kauft er sich die virtuelle, persönliche Assistenz Samantha, die mit einer Technologie künstlicher Intelligenz ausgestattet ist. Die charmante Stimme (Scarlett Johansson) aus den Kopfhörern begleitet Theodore von nun an auf allen Geräten. Sie ordnet nicht nur Theodores Mails und sucht den besten Song für jede Stimmung aus, sondern wird zur einfühlsamen Gesprächspartnerin, mit der Theodore zudem tiefsinnig über Gott und die Welt reden kann, wodurch der deprimierte Mann langsam wieder Freude am Leben empfindet – und nebenbei echte Gefühle für eine vorgebliche Person entwickelt.
"Her" zeigt dabei wie auch ohne dystopisches Spektakel eine Vision einer Zukunft entworfen werden kann, der wir dank Siri und Co viel näher sind als einer Welt von Terminators, Cyborgs und Klon-Agenten.
"Archive" (2020)
Mit Archive liegt ein britischer Science-Fiction-Fantasy-Thriller neueren Datums vor, der im Juli 2020 in den USA als Video-on-Demand und am 18. März 2021 auf Prime Video erschienen ist. Regisseur Gavin Rothery wirft darin die Frage nach der Vergänglichkeit des Menschen vor dem Hintergrund von KI-gestützter Technologie auf.
Der Film beschäftigt sich mit der Idee, durch die Übertragung des Geistes oder auch der Seele in technologische Speicher ein Bewusstsein, wenn auch nur temporär, über die Zeit zu retten und zu archivieren. Der biologische Tod soll so nicht mehr das Ende des Lebens bedeuten.
Auf der Handlungsebene wird zunächst der Entwickler und Ingenieur George Almore (Theo James) vorgestellt, der, wir schreiben das Jahr 2038, in einer abgeschiedenen Forschungseinrichtung vor sich hinwerkelt. Seinem Arbeitgeber, Chefin Simone (Rhona Mitra), verheimlicht er dabei etwas: Bei der Erforschung an der nächsten Evolutionsstufe der Robotertechnologie ist die Arbeit weiter vorangeschritten, als er zugibt. Sein wahres Ziel: Er möchte seine verstorbene Frau Jules (Stacy Marten) als Android mit KI-Technologie wiedererwecken und in einen mechanischen Körper transferieren.
Da "Archive" während der Corona-Pandemie erschienen ist, hat der Film bislang nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient. Doch für einen möglichen Klassiker-Status ist ein holpriger Start bekanntlich kaum hinderlich.