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Schlager
Diese Schlagersongs sorgten für Skandale - und waren zeitweise verboten
Schlager trifft sicherlich nicht jeden Geschmack. Manche Schlagersongs sorgten aber nebenbei für waschechte Skandale - oder wurde gleich ganz verboten.
Ballermann-Star Mickie Krause Schlager.jpeg       -  Gerade Party-Schlager wie die von Mickie Krause sind prädestiniert dafür, die Gemüter zu erhitzen.
Foto: Jan Woitas, dpa | Gerade Party-Schlager wie die von Mickie Krause sind prädestiniert dafür, die Gemüter zu erhitzen.
Lukas Rameil
 |  aktualisiert: 27.04.2024 07:48 Uhr

Schlager ist bekanntlich Geschmacksache, wie jegliche Musikrichtung. Manche Menschen sind jedoch der Auffassung, einige Schlagerlieder seien offen sexistisch und überschreiten somit eine moralische Grenze. Gegenstand von Kritik sind vor allem Lieder des sogenannten Partyschlager-Genres. 

Klatsch und Tratsch in der Schlagerwelt ist keine Seltenheit, wie etwa die Gerüchte um Florian Silbereisen und Beatrice Egli zeigen. Eine ganz andere Hausnummer sind allerdings die Verbots-Debatten der jüngeren Vergangenheit im Zusammenhang einzelner Schlagerlieder. Wir geben eine Übersicht über die anrüchigsten Schlagersongs, die für einen Skandal gesorgt haben und teilweise sogar verboten wurden. 

Diese Schlagersongs sorgten für Skandale: Udo Lindenberg mit "Bodo Ballermann"

Los geht es mit Udo Lindenberg, der laut schlager.de irgendwo zwischen Schlager und Rock zu verorten ist. Sein Lied "Bodo Ballermann" nämlich sorgte im Jahr 1979 für ordentlich Wirbel hierzulande. Es handelt vom Aufstieg und Fall eines fiktiven Bundesligaspielers beim ebenso ausgedachten "Rambazamba-Verein". 

Wir hören darin: Bodo Ballermann war nicht nur ein begnadeter Kicker und bei den Fans beliebt, sondern hat auch "reichlich mit den Groupies gepennt". Die damals am meisten Aufsehen erregende Zeile aber war laut Radiostation Antenne 1 eine andere, nämlich wenn Udo reimt: "als die Damen ihm seinen Samen nahmen". Die Folge: Im Abendprogramm des Ersten Deutschen Fernsehens wurde der Text in seiner ursprünglichen Form geändert und einige Radiosender weigerten sich ganz, den Song zu spielen. Sie erklärten den drastischen Schritt wie folgt: "Hier werden eure Töchter verdorben und deshalb streichen wir das." Die unzensierte Version des skandalisierten Songs gibt es übrigens hier

DJ Robin & Schürze: "Layla"

Wir machen einen großen Sprung, zum womöglich größten Aufreger jüngerer Zeit, den wir der Schlagerwelt zu verdanken haben. Die Rede ist vom Ballermann-Hit "Layla" des Schlagersänger-Duos DJ Robin & Schürze, der Platz der Single-Charts in Deutschland, Schweiz und Österreich erklimmte. Abseits des kommerziellen Erfolgs löste das Lied eine bundesweite Sexismus-Debatte aus. 

Der Refrain des Aufreger-Liedes geht so: "Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler." Auf Volksfesten, etwa dem Oktoberfest oder der Canstatter Wasen, wird diese Zeile lautstark mitgegrölt. Das gefiel nicht jedem, zum Beispiel der Stadt Würzburg.

So untersagte die Stadt im Jahr 2022 den Layla-Song auf dem Kiliani-Volksfest, da der Text sexistisch sei. Aus dem Netz und unserer Redaktion gab es mitunter Beifall, aber auch kritische Stimmen beispielsweise aus der Politik. Justizminister Marco Buschmann (FDP) etwa schrieb damals auf Twitter (heute X): "Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel." Die Stadt Würzburg dementierte dagegen, dass es sich um einen behördliches Verbot gehandelt habe. 

Die Schöpfer von "Layla" konnten die Aufregung um ihren Hit nicht so richtig verstehen. DJ Robin sagte der BILD-Zeitung: "Früher haben die Leute 'Skandal im Sperrbezirk' gesungen oder 'Wir fahren in den Puff nach Barcelona'. Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf." 

Der nächste Schlager-Sänger auf unserer Liste verteidigte ebenfalls den Layla-Song. Wundern dürfte es kaum, schließlich gilt er als Vorläufer des schlüpfrigen Partyschlager-Genres.

Mickie Krause: "Zehn nackte Friseusen"

Denn Mickie Krause wird als Klassiker des deutschen Partyschlagers gehandelt, der im Bierzelt genauso wie beim Aprés-Ski zum Standard-Repertoire gehört. Der 53-jährige gebürtige Münsterländer gilt als einer der wichtigsten Figuren des Genres mit Hang zum Schlüpfrigen, wobei bei Kritikern bei fast jedem Mickie-Krause-Lied die Sexismus-Alarmglocken schrillen dürften. Seine Songs tragen Namen wie "Biste braun, kriegste Fraun", "Die Krankenschwester" oder "Ole, wir fahrn in den Puff nach Barcelona". Der Durchbruch gelang Mickie Krause aber laut schlager.de 1999 mit dem Lied "Zehn nackte Friseusen". 

In diesem Song werden unter gewohnt eingängiger Melodie Frauen als Hasen, wahlweise Weiber und Schnitten tituliert. Auch an Doppeldeutungen mangelt es nicht, insbesondere der Refrain hat es in sich: "Ich will 10 nackte Friseusen, 10 nackte Friseusen, 10 nackte Friseusen, mit richtig feuchten ..." Mit richtig feuchten "Haaren", was sonst. 

Der Song ist so legendär, dass ihn Schlagerlegende Heino 2023 gecovert hat. Seiner Frau gefiel das gar nicht: "Als Heino mir sagte, dass er ein Lied über zehn nackte Friseusen singen will, war ich entsetzt und habe ihn gefragt, ob er den Verstand verloren hat. Wie kommt er in seinem Alter noch auf solche Ideen?", sagte Heinos langjährige Ehefrau gegenüber Bild

Mickie Krause: "Donaulied"

Aber das umstrittenste Partyschlagerlied aus der Feder von Mickie Krause ist wohl das "Donaulied". Obwohl genauer gesagt Mickie Krause die Lorbeeren für die Idee des Liedes nicht ernten kann. Denn das Donaulied ist ein altdeutsches Volkslied, das laut Rheinische Post (RP) im Jahr 2012 von Mickie Krause lediglich gecovert wurde. 

In Mickie Krauses Version heißt es darin: "Einst ging ich am Strande der Donau entlang, Ohohoholalala. Ein schlafendes Mädel am Ufer ich fand, Ohohoholalala (...) Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt, Ohohoholalala. Ihr schneeweißer Busen war halb nur bedeckt, Ohohoholalala (...) Da wachte sie auf und sie sagte, komme her! Ohohoholalala". In der originalen Fassung, die aus dem 19. Jahrhundert stammen soll, wie Michael Fischer, Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg gegenüber RP erklärte, wacht die junge Frau dagegen nicht auf, es heißt stattdessen. "Ich machte mich über die Schlafende her, Ohohoholalala".

Eine bundesweite Debatte wurde aber erst 2020 durch eine "Petition gegen Biertzeltsexismus" einer Passauer Studentin ausgelöst. Sie wolle erreichen, dass das Donaulied nicht mehr in Passauer Bierzelten und Kneipen gespielt wird und damit auch einen Denkanstoß über jegliche Form von Bierzeltsexismus anregen, wie es in der Petition heißt. Als erste Stadt auf kommunaler Ebene hat das rheinland-pfälzische Montabaur das "Donaulied" verboten. Sowohl in Bayern als auch in anderen Bundesländern blieben flächendeckende Verbote allerdings bisher aus. 

Mirja Boes: "20 Zentimeter"

Auch Frauen können schlüpfrig, wie die einstige Schlagersängerin Mirja Boes alias "Möhre" vortrefflich vorführte. Heute kennt man Boes als Comedian und Schauspielerin, dabei hat die 52-Jährige vor ihrer "seriösen" TV-Karriere als Schlagersängerin in der Diskothek als "Oberbayern" am Ballermann für Furore gesorgt. 

Von Boes stammt unter anderem der Song "20 Zentimeter", der seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2000 aus Bier- und Kirmeszelten nicht mehr wegzudenken ist. Darin singt Boes unverfroren davon, dass ein Mann gut bestückt sein muss, um bei ihr landen zu können. "Das sind nicht 20 Zentimeter, nie im Leben kleiner Peter", so der bekannte Refrain. Weiter heißt es: "In der Kürze liegt die Würze, doch ich mag es lang und dick und bist du zu kurz gekommen, kommst du bei mir nicht zum Flirt!" 

Einen Shitstorm hat das Lied allerdings noch nie ausgelöst, auch keine bundesweite Debatte über Sexismus. Auf die Frage des Kölner Express, ob man den Song heute noch "mit diesen sexuellen Anspielungen" singen könnte, antworte Boes nicht frei von Ironie: "Ja, es ist einfache, schnelle Unterhaltung. Es ist ja auch ein männerfeindlicher Song. Und von daher - das geht! Das ist ja noch möglich."

Beatrice Egli: "Mein Herz"

Dass auch Schlagerlieder neueren Datums zumindest für manch einen frommen Zuhörer schlüpfrige Botschaften enthalten können, zeigt die Schweizer Schlagersängerin Beatrice Egli. Die DSDS-Gewinnerin von 2013, die erst kürzlich einen besonderen Rekord feierte und Helene Fischer den Thron der unangefochtenen Schlagerqueen abspenstig machen könnte, ist ebenso wenig wie Mirja Boes ein Kind von Traurigkeit. 

In Eglis bekanntestem Lied "Mein Herz", das auf YouTube über 40 Millionen Mal aufgerufen wurde, besingt die 35-Jährige einen sinnlichen Flirt, dem sie offenbar verfallen ist: "Dann kommt dieser Mann, und tanzt mich von der Seite an. Er flüstert mir ins Ohr, wie man nur so schön sein. Deinen türkisblauen Augen werd' ich heut' Nacht kein Kuss weit trauen. Nein, ich habe dich total durchschaut." Im Refrain singt Egli unter anderem: "Mein Herz es brennt, wenn ich dich seh' Auch wenn ich heut' durch die Hölle geh'" Mit dem Mann mit dem originellen Anmachspruch kann sich die singende Egli zwar keine Beziehung vorstellen, aber ein One-Night-Stand: "Mein Herz es brennt, ich red’ mir ein, dass ich nicht auf dich steh" Doch ich spür' in mir, er ist genau der Typ von Mann nur für den Moment, nicht ein ganzes Leben lang."

Eine Sexismus-Debatte hat das Lied von Egli nicht losgetreten, stattdessen kam es in der Vergangenheit zu Bodyshaming-Anfeindungen gegenüber der Schweizerin, wie sie im RTL-Webblog "Raw and Uncut" verriet. 

Übrigens: Auch die Schlager-Stars Michelle und Eric Philippi können von Anfeindungen und Drohungen wegen ihrer Beziehung berichten. 

 
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