Einen größeren Streik gab es in Deutschland seit den 1990er Jahren nicht mehr. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben rund 350.000 Beschäftigte am 27. März 2023 zum Streik aufgerufen. Der Grund: die laufenden Tarifverhandlungen. Damit legen die beiden Gewerkschaften bundesweit quasi den gesamten Verkehrssektor lahm.
Die Arbeitsniederlegung von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sowie von Bahn und weiteren Verkehrsgesellschaften hat am Montag um 0 Uhr begonnen und wird noch bis 24 Uhr andauern. Betroffen sind neben Bahn, ÖPNV, Flughäfen und Autobahnen auch Beschäftigte der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Was heute am 27. März 2023 auf deutschen Flüssen und Gewässern zu erwarten ist, lesen Sie hier.
Schifffahrt-Streik heute am 27. März 2023: Welche Bereiche sind betroffen?
Grundsätzlich ist die WSV für den Betrieb, den Erhalt sowie den Aus- und Neubau der Wasserstraßen des Bundes verantwortlich. Eigenen Angaben zufolge zählen dazu auch die Unterhaltung von Anlagen wie Schleusen, Wehre, Brücken und Hebewerke. Zudem sorgen die rund 12.500 Beschäftigten und über 900 Auszubildenden "für einen sicheren und reibungslos fließenden Schiffsverkehr" auf rund 7.300 Kilometern Binnenwasserstraßen und 23.000 Quadratkilometern Seewasserstraßen.
Laut Verdi sollen heute, am 27. März 2023, vor allem Schleusen bestreikt werden. Genauer: Verdi-Vizevorsitzende Christine Behle sagte, dass am Montag in Deutschland alle nicht automatisierten Schleusen stilltehen würden und von dem bundesweiten Warnstreik betroffen sind.
Wasserstraßen und Schifffahrt bestreikt: Welches Ausmaß droht beim Streik heute?
Die WSV unterhält und betreibt unter anderem 315 Schleusenanlagen, drei Schiffshebewerke (Niederfinow/Scharnebeck), 307 Wehranlagen, 40 Kanalbrücken, 1300 Straßen- und Bahnbrücken über Bundeswasserstraßen (davon 31 bewegliche Brücken), 354 Düker (eine Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, eines Tunnels, eines Flusses oder von Bahngleisen), zwei Talsperren, vier Sturmflutsperrwerke sowie zahlreiche Schifffahrtszeichen und Verkehrszentralen, die rund um die Uhr besetzt sind.
Die größten Auswirkungen dürfte der heutige Streik aber in Häfen und an Schleusen haben. Laut Verdi-Vizevorsitzender Christine Behle, droht beispielsweise dem Hamburger Hafen ein Stillstand. Große Schiffe können den Hafen vermutlich nicht anlaufen oder verlassen und auch beim Be- sowie Entladen der Schiffe werde es zu Verzögerungen kommen. Behle sprach von "erheblichen Einschränkungen" und von "Bereichen, in denen es nicht weitergeht".
Eine Sprecherin der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sagte der Deutschen Presseagentur (dpa): "Es ist uns bekannt, dass an einzelnen WasserstraßenSchleusen bestreikt werden." Es sei davon auszugehen, "dass es zu Verzögerungen bei der Schifffahrt kommen wird". Für Nordrhein-Westfalen etwa teilte Verdi mit, dass die kommunalen Häfen und Schleusen in Duisburg / Bezirk Duisburg, Minden / Bezirk OWL sowie Rheine und Münster, beide im Bezirk Münsterland vom heutigen Streik betroffen sein werden.
Schifffahrt-Streik am 27. März 2023: Sind heute auch Fähren betroffen?
Ob es in Städten, in denen im Öffentlichen Nahverkehr auch Fähren verkehren, zu Einschränkungen kommt, hängt davon ab, ob diese beispielsweise auf Schleusen angewiesen sind und ob die Beschäftigten von Verdi zum Streik aufgerufen worden sind. Keine Auswirkungen soll der bundesweite Streik etwa auf den Verkehr der HADAG-Fähren im Hamburger Hafen haben. Diese sollen laut tagesschau.de genau wie U-Bahnen und Busse des HVV in Hamburg planmäßig verkehren. Zum Streik im ÖPNV hat Verdi in sieben Bundesländern aufgerufen: Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen sowie Sachsen.
Weitere Informationen zum ganztägigen Warnstreik bei der Deutschen Bahn, dem ÖPNV, an Flughäfen, auf der Straße, an Häfen und Schleusen, in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie Informationen für Arbeitnehmer und Bahn-Reisende finden Sie außerdem hier.