Kratz, kratz - schon allein der Gedanke an kleine Krabbeltiere lässt bei vielen die Haut jucken. Nachdem es kürzlich im Nachbarland Frankreich zahlreiche Berichte in sozialen Medien über eine Bettwanzen-Plage gab und so das gesamte Land in Alarm versetzte, blieben solche Nachrichten in Deutschland aus. Während der Parasit vor 20 Jahren allerdings als beinahe ausgerottet galt, steigen auch hierzulande die Zahlen wieder. Breiten sich die kleinen blutsaugenden Insekten nun auch in Baden-Württemberg aus? Der Vorsitzende des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands (DSV) ordnet die Lage ein und hat eine klare Antwort.
Bettwanzen: Sind die Parasiten gefährlich?
Die Panik im Nachbarland war jüngst groß. Schlagzeilen überschlugen sich, Fotos von starkem Bettwanzen-Befall in einem Kino, im TGV oder gar in der Metro verbreiteten sich online rasend schnell. Bettwanzen, die kleinen, abgeplatteten blutsaugenden Insekten mit rötlichbrauner Färbung kriechen üblicherweise nachts aus ihren Verstecken. Auf der Suche nach einer Blutmahlzeit haben sie hauptsächlich den Menschen als Opfer auserkoren. Der Stich einer Bettwanze löst mitunter einen starken Juckreiz aus. Wird gekratzt, kann sich die Einstichstelle entzünden. Krankheiten werden durch einen Bettwanzenstich nicht übertragen. Die Hautreaktionen unterscheiden sich aber teils stark.
Ein Grund zur Panik? Geht es nach Kai Scheffler, Vorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands, gilt egal bei welchem Schädlingsbefall: "Ruhe bewahren". Er spricht aus Erfahrung, erreichten ihn doch insbesondere seit den Berichten aus Frankreich etliche, teils panische Nachfragen, ob es sich hier und da um einen Bettwanzen-Befall handle. Der Experte betont: Es gebe zwar insgesamt im Vergleich zu den vergangenen 20 Jahren wieder mehr Bettwanzen, die Zahl sei aber weder sprunghaft noch ernsthaft hoch angestiegen.
Gibt es nun auch in Baden-Württemberg mehr Bettwanzen?
Dass sich lokal oder regional Befälle durch Bettwanzen häufen, das könne man schlichtweg nicht sagen, so der Experte. Er vergleicht die Situation mit der von Hausfliegen oder Motten. Keine dieser Insekten ist meldepflichtig, daher werden offiziellerweise auch keine Zahlen erhoben.
Scheffler erklärt aber, dass er und seine Kollegen in der Branche kritisch auf die Nachrichten aus Frankreich reagierten. Es sei "absolut unwahrscheinlich", dass sich die Bettwanzen dort derart ausbreiten. Er geht davon aus, dass es sich "100-prozentig um eine Presse-Ente handelt". Richtig sei aber, dass es grundsätzlich wieder mehr Bettwanzen-Befälle gebe. Warum das so ist, lasse sich auch einfach erklären.
So breiten sich Bettwanzen aus
Der Grund für das Problem sieht der Schädlingsbekämpfer wie auch das Umweltbundesamt darin, dass Bettwanzen beispielsweise von Übernachtungsmöglichkeiten aus eingeschleppt werden, in denen viele unterschiedliche Menschen sich für kurze Zeit aufhalten: Hotels, Hostels, Berghütten, Gemeinschaftsunterkünfte.
Schließlich sei die Bettwanze im Schnitt alle drei bis fünf Tage aktiv auf der Suche nach Blut. Werde man gestochen, würde man mitunter nicht direkt an eine Bettwanze denken, sagt der DSV-Chef. Während sich das Tier in das Versteck zurückzieht oder im Reisekoffer landet, zieht auch der Betroffene weiter - schon hat sich das Insekt verbreitet und/oder es hat bald schon ein neues Opfer.
Ein großer Irrtum sei es, dass sich Bettwanzen dann verbreiten, wenn es besonders unsauber ist. Fliegen oder hüpfen kann das Insekt übrigens auch nicht.
Bettwanzen-Befall: Das rät der Experte
Ein Bettwanzen-Befall lässt sich meist schnell erkennen. Scheffler rät, bei einem möglichen Befall Ruhe zu bewahren und sachlich zu handeln. Es sei ratsam, einen Experten hinzuzuziehen, und sich idealerweise eine zweite Meinung einzuholen. Außerdem sollte auf Betriebe zurückgegriffen werden, die nachzuvollziehen seien und dass man sich vorab ein Angebot schicken lassen soll. Denn die Hysterie, so Scheffler, hätten leider auch bereits Scharlatane ausgenutzt.
Je früher der Befall festgestellt werde, desto besser könne dagegen angegangen werden. Er betont: "Kein Schädling sollte Grund für Panik sein". Dass sich überhaupt Bettwanzen bei einem niederlassen, schätzt er grundsätzlich als gering ein: "Die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null".