Wer sein Leben lang gearbeitet hat, hofft, dass die Rente hoch genug ausfällt, um den eigenen Lebensstandard weiterhin zu halten. Klar ist: Die Rentenbezüge sind nicht exakt gleich hoch wie der bisherige Nettolohn. Es handelt sich um einen Prozentsatz davon. Aber wie hoch ist dieser? Wie viel Rente im Vergleich zum Nettolohn ein Rentner bekommt, ist individuell unterschiedlich. Eine grobe Orientierung bietet allerdings das sogenannte Netto-Rentenniveau. Worum es dabei geht, erklären wir in diesem Artikel.
Rente: Was ist das Netto-Rentenniveau?
Das Rentenniveau ist eine statistische Messgröße, die das Verhältnis zwischen der Höhe einer Rente und dem durchschnittlichen Einkommen eines Arbeitnehmers verdeutlicht. Es zeigt inwieweit die gesetzliche Rentenversicherung dazu in der Lage ist, den Lebensstandard im Alter zu halten, erklärt das Informationsportal Sozialpolitik-aktuell. Das Netto-Rentenniveau ist also nicht zu verwechseln mit der individuellen Rentenhöhe eines Rentners. Für die Berechnung des Niveaus wird laut der Deutschen Rentenversicherung (DRV) der Wert einer Standardrente verwendet. Das ist eine Rente nach 45 Jahren Beitragszahlung auf Basis eines durchschnittlichen Einkommens mit einer 100-Prozent-Dienststelle. Vergleicht man den Wert mit dem durchschnittlichen Einkommen, erhält man das Rentenniveau. Zahlt man nicht die vollen 45 Jahre ein, lässt sich das Niveau entsprechend herunterrechnen.
Das Rentenniveau wird laut DRV als Netto-Wert vor Steuern angegeben. Das heißt: Von der normalen Rente werden Sozialabgaben, also Kranken- und Pflegeversicherung, abgezogen. Dasselbe passiert auf Seite des durchschnittlichen Brutto-Einkommens. Hier werden ebenfalls die durchschnittlichen Sozialabgaben sowie zusätzlich der durchschnittliche Aufwand zur privaten Altersvorsorge abgezogen. Steuern werden laut DRV nicht berücksichtigt, da seit 2005 Renten nicht mehr einheitlich besteuert werden.
Rente: Wie viel Prozent vom Nettolohn bekommen Rentner?
Laut der Bundesregierung befindet sich das Rentenniveau derzeit bei 48,1 Prozent und bleibt demnach auch bis zum Jahr 2024 knapp oberhalb von 48 Prozent. Die Standardrente in Deutschland ist etwas weniger als das halbe Durchschnittsgehalt. Das Rentenpaket der Regierung soll bis 2025 ein stabiles Rentenniveau von mindestens 48 Prozent halten. Doch dieses Ziel verunsichert viele. Denn "üblicherweise als lebensstandardsichernd" gilt laut Sozialpolitik-aktuell ein Niveau von 53 Prozent. Darunter befindet sich das Rentenniveau bereits. Die Rentenlücke sollen die Arbeitnehmer selbst schließen: durch betriebliche und private Altersvorsorge. Die Folge: Jede zweite Altersrente in Deutschland liegt unter der Armutsgrenze.
Rente: Fällt das Rentenniveau?
Dass sich das Rentenniveau unter dem laut Experten als lebensstandardsichernd geltenden Wert befindet, hat mehrere Gründe. Ein Grund ist, dass laut DRV die Anzahl der Rentenbezieher im Verhältnis zu der Zahl der Beitragszahler weiter steigen wird. Deutschland hat eine alternde Bevölkerung, was bedeutet, dass es immer mehr Rentner gibt und weniger junge Menschen, die in das Rentensystem einzahlen. Außerdem werden die Menschen in Deutschland immer älter, beziehen also auch länger Rente, oder gehen früher in Rente. Das Rentensystem gerät so unter Druck.
"Um vor diesem Hintergrund die Finanzierung der Renten auch langfristig sicher zu stellen, wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Reformen vorgenommen", so die DRV. Die Renten werden durch einen Nachhaltigkeitsfaktor und einen Beitragssatzfaktor jährlich angepasst.
Der Nachhaltigkeitsfaktor basiert auf dem Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern. Steigt die Zahl der Rentner und Rentnerinnen schneller als die Zahl der Beitragszahler und Beitragszahlerinnen , dämpft der Nachhaltigkeitsfaktor laut DRV den Anstieg der Renten. Der Beitragssatzfaktor bezieht sich dagegen auf den Prozentsatz des Bruttoeinkommens, den Arbeitnehmer und Arbeitgeber in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Er dämpft die Anpassung der Renten, wenn die Rentenversicherungsbeiträge steigen. Je höher der Beitragssatz ist, desto mehr Geld fließt in das Rentensystem, was potenziell höhere Renten ermöglicht.
Das Absinken des Rentenniveaus ist laut Sozialpolitik-aktuell ein bewusster politischer Prozess. Nach den Vorausberechnungen der Bundesregierung wird das Niveau bis 2030 auf 44,5 Prozent fallen. Viel weiter sinken darf es bis dahin per Gesetz (Niveausicherungsklausel) auch nicht: Hier ist für das Jahr 2030 ein Rentenniveau von 43 Prozent angesetzt. Sozialpolitik-aktuell erklärt: "Danach gibt es aber (bisher) keine weitere Haltelinie, so dass das Rentenniveau seinen Sinkflug unaufhörlich weiter fortsetzen kann bzw. könnte." Die Rente ist also nicht mehr sicher.