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Rente
Rente mit 70: Wer darf erst mit 70 in Rente gehen?
Wann man in Deutschland in Rente gehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Aber gibt es auch Menschen, die erst mit 70 Jahren in Rente gehen dürfen?
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Foto: Jana , picture alliance/dpa (Symbolbild) | Wann man in Deutschland in Rente gehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Aber gibt es auch Menschen, die erst mit 70 Jahren in Rente gehen dürfen?
Viktoria Gerg
 |  aktualisiert: 18.11.2024 10:42 Uhr

Viele Menschen sehnen sich nach der Rente und zählen die Jahre, bis sie endlich in den Ruhestand dürfen. Dabei geht rund um die Rente das Gerücht herum, dass Menschen in Deutschland bis 70 Jahren arbeiten müssen. Aber wer kann erst mit 70 in Rente gehen?

Renteneintrittsalter: Wann kann man in Rente gehen?

Wann man hierzulande in Rente gehen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten, denn das ist ganz individuell. Es kommt auf das Geburtsjahr des Versicherten und die Beitragszeiten zur Rentenversicherung an.

Damit es überhaupt einen Anspruch auf Rente gibt, muss zunächst die Wartezeit erfüllt sein. Dann könnten Versicherte theoretisch schon nach fünf Jahren Rente bekommen, allerdings ist diese naturgemäß deutlich geringer, als zum Beispiel nach 40 Jahren Arbeit.

In Deutschland kann man frühestens mit 63 Jahren in Rente gehen. Dabei ist aber zu beachten, dass das laut Deutscher Rentenversicherung ohne Abschläge nur Versichten vorbehalten war, die vor 1953 geboren wurden. Das Renteneintrittsalter wird stufenweise angepasst und steigt daher jedes Jahr etwas an.

Spätere Jahrgänge können zwar auch noch mit 63 den Ruhestand antreten, allerdings müssen sie dann Abschläge in Kauf nehmen. Dann werden für jeden Monat, den Versicherte vor dem eigentlichen Rentenbeginn in Rente gehen, 0,3 Prozent der Bruttorente abgezogen - höchstes aber 14,4 Prozent. Das ist aber auch nur sogenannten "langjährig Versicherten" möglich, also jenen, die 35 Versicherungsjahre gesammelt haben. "Besonders langjährig Versicherte" mit 45 Beitragsjahren haben nicht die Möglichkeit vorzeitig in Rente zu gehen, auch wenn sie mit Abschlägen einverstanden wären, wie die Deutsche Rentenversicherung mitteilt. Daher gibt es die Rente mit 63 eigentlich gar nicht mehr.

Regulär können Versicherte, die zwischen 1949 und 1963 geboren wurden und 35 anrechenbare Zeiten auf ihrem Rentenkonto verbuchen können, noch vor dem 67. Geburtstag ohne Abschläge in Rente gehen. Wer 1964 oder danach geboren wurde, der kann erst mit 67 Jahren in Rente gehen. Somit ist der Jahrgang 1964 bei der Rente ein besonderer.

Personen, die 45 Beitragsjahre vorweisen können, können grundsätzlich früher in Rente gehen. Das bedeutet für Versicherte, die zwischen 1953 und 1963 geboren wurden, dass sie zwischen 63 und 65 Jahren den Ruhestand antreten können. Beim Jahrgang 1964 und späteren ist ein Renteneintritt dann mit 65 Jahren möglich.

Wichtig bei Menschen mit Schwerbehinderung oder bestimmte Krankheiten: Für sie gelten die obigen Angaben nicht. Aufgrund ihrer Einschränkungen dürfen sie früher in Rente gehen.

Fazit:

67 Jahre ist derzeit in Deutschland also das höchste Renteneintrittsalter. Eine "Rente mit 70" gibt es nicht und somit darf auch niemand erst mit 70 Jahren in Rente gehen.

Auf freiwilliger Basis kann man auch mit über 67 Jahren weiterarbeiten. Mit der sogenannten Flexi-Rente kann der Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand ganz individuell gestaltet werden. Wer in der Rente arbeiten möchte, für den springt sogar noch ein Zuschlag zur Rente heraus.

Wer aber nicht länger arbeiten möchte, als es unbedingt nötig ist, kann mit einem Schlupfloch früher aus dem Beruf ausscheiden. Dieser Trick funktioniert auch, wenn man kurz vor Rente arbeitslos wird, aber noch nicht die benötigte Versicherungszeit zusammen hat. Und mit ein paar Tricks ist es allgemein möglich, jung in Rente zu gehen.

Übrigens: Für die Jahrgänge 1959, 1961 und 1963 haben wir bereits errechnet, wann sie genau in Rente gehen können.

Rente mit 70: Immer mehr Politiker und Ökonomen fordern ein höheres Renteneintrittsalter

Dass eine Rente mit 70 in Zukunft aber kommen kann, ist nicht ausgeschlossen. Immer wieder beschweren sich Politiker und Ökonomen über die Rente mit 63. So würde Bundesfinanzminster Christian Lindner (FDP) die Rente mit 63 gerne abschaffen und wenn es nach Ökonom Bert Rürup ginge, sollte der Zugang zur Rente mit 63 erschwert werden. Der Grund: Es fehlen Fachkräfte in Deutschland und durch einen späteren Renteneintritt könnte das Problem gemildert werden. Danyal Bayaz (Grüne), Finanzminister von Baden-Württemberg, reicht das nicht. Er findet sogar die Rente mit 67 Jahren nicht haltbar.

Damit die arbeitenden Menschen in Deutschland länger im Beruf gehalten werden, schlug die Wirtschaftsweise Veronika Grimm vor, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte aber zuletzt, dass es mit ihm keine Erhöhung des Renteneintrittsalters geben wird.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher hat noch eine andere Idee: Seiner Meinung nach sollten auch Selbstständige und Beamte in die Rentenkasse einzahlen, damit die Kosten für den Staat gesenkt und das Rentensystem gestützt werden kann.

Das Thema ist nicht neu: Seit Jahren bereits wird in Deutschland über das marode Rentensystem diskutiert. Um es zu reformieren arbeiten Bundesfinanzminister Lindner und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Moment an der Aktienrente beziehungsweise dem Generationenkapital. Die Rente soll so künftig vom Aktienmarkt mitfinanziert werden.

 
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